Süß und niedlich - Warum wir bei dem Anblick von Tierbabys dahinschmelzen

Kindchenschema wirkt auch bei Tierbabys

Von Ingo Krüger
27. Juli 2011

Weiches Fell, großer Kopf, runde Augen. Bei diesem Anblick schmelzen Menschen dahin. Ob Tigerbabys, Hundewelpen oder kleine Bären, das Kindchenschema wirkt bei den meisten Tierjungen.

Biopsychologe Peter Walschburger, Professor an der Freien Universität Berlin, bezeichnet diese Begeisterung für kleine Tiere mit unbewussten Zuwendungstendenzen des Menschen. Diese würden, so der Wissenschaftler, durch die kleinsten Mitglieder einer Gesellschaft hervorgerufen, und zwar vor allem durch Menschenbabys, aber auch durch Tierkinder. Dabei würde förmlich eine Sogwirkung entstehen, der man sich kaum entziehen könne.

Tierbabys locken mehr Besucher in den Zoo

Dies erklärt die Begeisterung, die Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo ausgelöst hat. Auch die beiden Tigerbabys aus Frankfurt locken die Besucher in den dortigen Tierpark. So verzeichnet man in dem Zoo der Mainmetropole einen Anstieg der Besucherzahlen um rund dreißig bis vierzig Prozent.

Walschburger betrachtet die Vorliebe für den Tiernachwuchs durchaus positiv. Das sei schön und zweckmäßig, aber, so schränkt der Biopsychologe ein, nur bis zu einem gewissen Punkt. Schließlich habe diese Massenbegeisterung auch etwas "sehr Kitschiges, Naives und Klischeehaftes".

Gegenüber alten Tieren fehle der Enthusiasmus. Da Menschen in früheren Zeiten nicht so alt geworden seien wie heute, habe die Natur kein Äquivalent zum Kindchenschema herausbilden können, stellt der Experte fest. Dies beziehe sich auch auf das Verhalten anderen, älteren Menschen gegenüber. Daher sei es umso wichtiger, dass sich Menschen auf bestimmte Werte und Erkenntnisse besinnen. Walschburger stellt daher die Forderung auf, alte Menschen zu achten und ihnen mit Respekt zu begegnen.