Atem-Weltmeister des Meeres: Weshalb Delfine keine Taucherkrankheit bekommen

Forscher finden heraus, wodurch Delfine so gut mit schnellen Druckwechseln klarkommen

Von Ingo Krüger
9. Juli 2015

Wale und Delfine sind Säugetiere, die im Wasser leben. Anders als Fische atmen sie nicht durch Kiemen, sondern wie Menschen durch Lungen. Unter Wasser, etwa beim Jagen, halten sie die Luft an. Wenn sie wieder Luft benötigen, tauchen sie auf an die Meeresoberfläche.

Lebensgefahr durch die Taucherkrankheit

Menschen, die nach einem Tauchgang zu schnell auftauchen, können im schlimmsten Fall die lebensgefährliche Dekompressionskrankheit ("Taucherkrankheit") bekommen. Beim Tauchgang löst sich abhängig von Tauchtiefe und Dauer Stickstoff aus der Atemluft im Körpergewebe. Das Gewebe gibt beim Auftauchen den Stickstoff wieder ins Blut ab, da der Umgebungsdruck abnimmt.

Im Normalfall wird der Stickstoff auch problemlos über die Lunge wieder abgegeben. Geraten diese Gasbläschen jedoch in den arteriellen Blutkreislauf, können sie bis ins Gehirn gelangen und dort die Blutzufuhr drosseln. Im schlimmsten Fall besteht Lebensgefahr.

Gestrandete Wale

Delfine und Wale sind in der Regel vor der Taucherkrankheit gefeit, doch Meeresbiologen fanden bei gestrandeten Walen Symptome der Dekompressionskrankheit im Gewebe. Sie gehen davon aus, dass das Sonar von Militärschiffen das Verhalten der Tiere beeinflusst haben könnte. Die Tiere sind dadurch zu schnell aufgetaucht.

Schnelle Druckwechsel bei Delfinen

Forscher von der Texas A&M University fanden jetzt heraus, weshalb Delfine sehr gut mit schnellen Druckwechseln klarkommen. Demnach sind Delfine in der Lage, mit nur einem einzigen Atemzug nahezu ihr gesamtes Lungenvolumen austauschen. Sie können bis zu 140 Liter Luft in der Sekunde ausstoßen - und damit mehr als jedes andere Tier.

Da Delfine beim Tauchen die Luft anhalten, gelangt weniger Stickstoff ins Blut. Außerdem fällt durch den Wasserdruck ihre Lunge vollständig zusammen. Dies schützt die sensiblen Lungenbläschen. Beim Auftauchen spannt sich die Lunge der Tiere wieder auf.