Neuste Erkenntnisse zum Körperfett von Eisbären könnten auch für fettleibige Menschen wertvoll sein

Von Frank Sprengel
14. Mai 2014

Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass sich die Abstammungslinien von Braunbären und Eisbären bereits vor gut 600.000 Jahren voneinander trennten. Wie eine neue Studie eines internationalen Forscherteams unter Leitung der Universität von Kalifornien in Berkeley nun nahelegt, scheint die Abspaltung aber wohl eher vor etwa 343.000 bis 479.000 Jahren erfolgt zu sein.

Trotz dieser relativ kurzen Zeit habe die Evolution zu gravierenden Unterschieden in der Genetik und dadurch auch im Fettstoffwechsel sowie im Herzkreislaufsystem der beiden Bärenarten geführt.

Fettschicht beim Eisbären zur Wärmedämmung und Wasserversorgung

Einem Bericht im Fachmagazin "Cell" zufolge sei es eben diesen Unterschieden zu verdanken, dass Eisbären trotz ihrer extrem fetthaltigen Nahrung und ihres Körperfettanteils von gut 50 Prozent keine Probleme mit Cholesterin haben, wohingegen eine derart fettreiche Ernährungsweise und eine vergleichbare Fettleibigkeit beim Menschen schnell zu Erkrankungen des Herzkreislaufsystems führen könnten.

Besonders ausschlaggebend seien dabei weitreichende Veränderungen eines Gens namens APOB, welches beim Abtransport von Cholesterin aus dem Blut in die Körperzellen beteiligt sei und daher auch in Hinsicht auf das Risiko von Herzkreislauferkrankungen eine übergeordnete Rolle spiele.

Die dicke Fettschicht diene den Eisbären übrigens nicht bloß als eine Art körpereigener Wärmedämmung, sondern vor allem auch zur Wasserversorgung. Da in der Polarwüste fast das ganze Jahr hindurch kein frisches Trinkwasser zur Verfügung stünde, seien Eisbären nämlich zwingend auf sogenanntes Stoffwechselwasser, welches aus der Fettaufspaltung hervorginge, angewiesen.