Cleveres Köpfchen: Bei ausreichender Wärme laufen Schildkröten zu geistiger Hochform auf

Von Nicole Freialdenhoven
8. Januar 2014

Lange Zeit galten Reptilien wie Schildkröten, Echsen und Schlangen als "dumme" Tiere, die zu keinen sonderlichen kognitiven Leistungen fähig seien, während Schimpansen Zeichensprache lernen, Elefanten Bilder malen und Hunde verschüttete Menschen retten.

Moses und seine Artgenossen brillierten

Doch dann trat Moses auf den Plan: Die Köhlerschildkröte der Kognitionsforscherin Anna Wilkinson von der University of Lincoln absolvierte mehrere Tests mit fliegenden Fahnen. Dabei musste Moses einen Weg durch ein Labyrinth zu seinem Futter finden und beeindruckte seine Besitzerin damit, systematisch alle Gänge abzuklappern, bis er fündig wurde.

Bei einem Test mit weiteren Schildkröten zeigte sich zudem, dass die Tiere von ihren Artgenossen lernen konnten und nachmachten, was eine Schildkröte vormachte. In einem anderen Experiment glänzten Florida-Rotbauch-Schmuckschildkröten dagegen mit ihrem langen Gedächtnis: Sie fanden noch ein Jahr später das bei einem früheren Training versteckte Futter.

Wechselwarme Reptilien brauchen viel Wärme

Wilkinson vermutet, dass die Intelligenz der Schildkröten erst so spät entdeckt wurde, weil frühere Experimente bei Zimmertemperatur durchgeführt wurden. Dem wechselwarmen Reptil ist dies jedoch viel zu kalt zum Denken. Bei Experimenten in einer zehn Grad wärmeren Umgebung liefen Moses & Co. dann auch zu Hochform auf. Nicht nur Schildkröten haben sich übrigens als kluge Köpfe erwiesen: auch Echsen bestanden ähnliche Tests mit Bravour.