Peinlich - Öffentliches Vorlesen aus Tagebüchern in englischen Pubs

Ein neuer Teil der Unterhaltung in England - Fremde lesen abends im Pub aus alten Tagebüchern vor

Von Jutta Baur
18. Februar 2011

"Cringe Nights", so heißen die peinlichen Abendveranstaltungen in London, die derzeit absolut in sind. Erwachsene finden Spaß daran, mit ihren alten Tagebüchern die anderen Gäste zu unterhalten. Die Aufzeichnungen aus der Teenie-Zeit zeigen, wie sehr sich die Sicht der Welt innerhalb von ein paar Jahren verändern kann.

Genauso sieht es die "Erfinderin" dieser ganz speziellen Abende: "Als Teenager wähnt man sich im Zentrum des Universums und denkt, was auch immer mir passiert, ist wahrscheinlich das Schlimmste, was je einem Menschen passiert ist. Und diese Art von Drama ist einfach wahnsinnig komisch." Durch die zeitliche Entfernung zum Geschehen lässt alles viel lockerer sehen.

Männer betreten die Bühne eher selten

In der Regel sind es Frauen, die sich auf die Bühne wagen. Das liegt anscheinend daran, dass in der Pubertät hauptsächlich Mädchen Tagebücher führen. Sie sind auch weitaus ausführlicher in den Beschreibungen dessen, was sie erleben und was sie bewegt. Jungs notieren häufig nur den Ablauf eines Ereignisses.

Für die Frauen zwischen 20 und 40, die sich entschlossen haben, ihre Teenie-Gefühle mitzuteilen, ist es anfangs gar nicht so leicht. So halfen Claire Rose, einer Kinderbuchautorin, einige Gläser Ale auf die Bühne. "Man ist zunächst ziemlich verunsichert", gesteht sie. Doch hätte das Publikum sie sehr unterstützt. Alle hätten sich über ihre Ergüsse amüsiert. Das fand sie phantastisch.

Cringe Nights finden in England seit 2009 statt. Zuvor fanden sie auch schon in den USA großen Anklang.