Lesetagebuch - Funktion, Verwendungsmöglichkeiten sowie die Vor- und Nachteile

Das so genannte Lesetagebuch ist ein persönliches Tagebuch zum Buch. Es wird parallel zu der Lektüre geführ und soll dabei helfen, ein Werk besser zu verstehen. Der Leseprozess wird unterstützt, der Umgang mit dem Stoff intensiviert. Auf diese Weise können auch neue Perspektiven geschaffen werden; außerdem fördert man seine Kreativität. Lesen Sie über die Verwendungsmöglichkeiten sowie Vor- und Nachteile eines Lesetagebuchs.

Von Claudia Rappold

Funktion eines Lesetagebuchs

Das Lesetagebuch hilft, die individuellen Eindrücke beim Lesen zu verarbeiten. Es kann frei angelegt werden und unterstützt den Leseprozess.

Im Lesetagebuch wird dokumentiert, was dem Leser wichtig erscheint. Eigene Kommentare zur Handlung oder zu den Figuren können abgegeben werden.

Das Führen des Lesetagebuchs erlaubt einen intensiven Umgang mit der Lektüre und hilft auch dabei, über das Gelesene zu reflektieren, außerdem steigert es die Merkfähigkeit. Das intensive Auseinandersetzen mit dem Lesestoff ermöglicht ganz neue Perspektiven und schult auch die Aufnahmebereitschaft.

Mögliche Inhalte

Folgende Punkte können in einem Lesetagebuch behandelt werden:

  • Figurenverzeichnis
  • Zeitstränge/Tabellen zur Verdeutlichung von Handlungen und Abläufen
  • Charakterisierungen
  • Wichtige Zitate
  • Mögliche Verständnisprobleme
  • Zusammenfassungen von wichtigen Textpassagen
  • Herausstechende stilistische Merkmale
  • Wichtige Wendepunkte
  • Beschreibung der Lieblingscharaktere
  • Identifizierung mit Charakteren
  • Ideen für alternatives Ende
  • Sonstige Kommentare
  • Am Schluss: persönliche Meinung zur Lektüre

Verwendungsmöglichkeiten

In der Schule

In Schulen wird das Lesetagebuch oft als Methode zur Erarbeitung einer Lektüre verwendet. So wird ein persönlicher Zugang zum Lesestoff ermöglicht. Kinder und Jugendliche können sich intensiv mit dem Gelesenen beschäftigen und auseinandersetzen.

Wichtige Textstellen werden eingetragen und auch kommentiert. So wird auch das Interesse an Literatur geweckt.

Aber auch Zusammenfassungen und persönliche Eindrücke verhelfen zu einem besseren Verständnis. Oft wird das Lesetagebuch auch durch Aufgaben gesteuert, welche der Lehrer gestellt hat.

Ein Lesetagebuch kann Kindern beim Begreifen des Leseinhalts helfen
Ein Lesetagebuch kann Kindern beim Begreifen des Leseinhalts helfen

Es ist Platz für Fragen und Antworten. Der Schüler kann das Gelesene bewerten und aufschreiben, wie er es aufgenommen hat.

Manchmal beinhaltet die Aufgabenstellung auch, alternative Handlungsausgänge aufzuzeigen. Außerdem schafft das Lesetagebuch einen engeren Bezug zu der Lektüre und kann den Lesespaß steigern.

Schon in Grundschulen kann mit Lesetagebüchern gearbeitet werden. Ein Lesetagebuch kann ganz individuell gestaltet und beispielsweise auch mit Zeichnungen versehen werden.

Vorteile auf einen Blick

Lesetagebücher...

  • ... unterstützen die literarische Behandlung von Büchern
  • ... sind für jede Klassenstufe geeignet
  • ... unterstützen den Erwerb von wichtigen Kompetenzen im Bezug auf den Umgang mit Büchern
  • ... wecken das Leseinteresse
  • ... regen zum Dialog zwischen Lehrer und Schüler an
  • ... machen mögliche Schwächen und Probleme frühzeitig erkennbar
  • ... unterstützen bei der Reflektion der Gefühle und Gedanken des Schülers
  • ... helfen beim Aufbau einer wirksamen Lesekompetenz
  • ... helfen bei der Beobachtung der Entwicklung des Lernprozesses
  • ... fördern das Nachdenken

Nutzen für leseschwache und lesetarke Menschen

Vor- oder Nachteil? Leseschwache Menschen können von einem Lesetagebuch profitieren; bei lesestarken Menschen aber kann es die Freude am Lesen beeinträchtigen!

Bei dem Arbeiten mit dem Lesetagebuch wird der Lernprozess dokumentiert, aber auch intensiviert. Gerade für leseschwache Menschen kann der Umgang mit einem Lesetagebuch sinnvoll sein.

Er kann die Begeisterung für das Lesen wecken und motivieren, in eine Geschichte einzutauchen. Auch eigene Gedanken und Empfindungen können in einem Lesetagebuch aufgeführt werden. Dadurch geht der persönliche Bezug zu der Lektüre weit über das reine Lesen hinaus.

Für lesestarke Menschen kann ein Lesetagebuch aber auch behindernd sein und sie im Lesefluss unterbrechen. Dann kann sich so ein Lesetagebuch auch negativ auf die Motivation auswirken, weil lieber weitergelesen werden will, anstatt sich mit einem Lesetagebuch zu beschäftigen. So kann das Eintauchen in die Lektüre erschwert werden und sie verliert dadurch an Faszination.