Im Hochsicherheitsgefängnis stricken und häkeln Häftlinge für ihre Freiheit

Von Heidi Albrecht
7. August 2013

In einem Hochsicherheitsgefängnis in Brasilien stricken und häkeln Mörder und Räuber. Nicht etwa zum Zeitvertreib, sondern sie tun das für eine angesehene Designerin. Diese war 2009 auf der Suche nach zuverlässigen Schneidern und Mitarbeitern und fand niemanden. Darauf hin wandte sich Raquel Guimaraes an das Hochsicherheitsgefängnis von Ariosvaldo de Campos Pires, welches rund 160 Kilometer von Rio de Janeiro entfernt liegt. Hier fand sie endlich wonach sie suchte: Mitarbeiter, die immer verfügbar sind und gute Arbeit leisten.

Die Häftlinge, die nun für sie stricken und häkeln erhalten 75 Prozent des brasilianischen Mindestlohns. Ein Viertel vom Geld wird zurückgehalten, um es den Häftlingen zu ihrer Entlassung zu übergeben. Am Projekt "Lotusblume" sind derzeit 20 Insassen beteiligt. Insgesamt nahmen bereits über hundert Häftlinge an diesem Projekt teil.

Doch nicht der Lohn ist es, was die Häftlinge motiviert, sondern viel mehr die Aussicht auf eine vorzeitige Entlassung. Denn für drei erfolgreiche Tage Arbeit wird ein Tag ihrer Haftzeit gestrichen. Was von den Häftlingen angefertigt wird, wird unter anderem in die USA, nach Frankreich und Japan verkauft.

Für die Inhaftierten trägt das Projekt außerdem zur Stärkung ihres Selbstwertgefühles bei und sie sehen deutlich bessere Chancen nach der Haftentlassung einen Arbeitsplatz zu finden.