Mit Argusaugen beobachten - woher kommt die Redensart?

In der griechischen Mythologie hatte das hundertäugige Ungeheuer Argos jederzeit alles im Blick

Von Dörte Rösler
6. August 2015

Wer etwas mit Argusaugen beobachtet, schaut es besonders wachsam und unermüdlich an. Ihren Ursprung hat die Redensart in der griechischen Mythologie, in der das hundertäugige Ungeheuer Argos (latinisiert Argus) als Wächter der schönen Io diente. So wollte die Gottesmutter Hera verhindern, dass ihr Gatte Zeus die verzauberte Io entführen könnte.

Unter Beobachtung von 100 Augen

Zeus, als großer Verführer bekannt, hatte schon zuvor ein Auge auf die Tochter des Flussgottes Inachos geworfen. Um sie vor der Eifersucht seiner Frau Hera zu schützen, verwandelte er Io in eine silberfarbene Kuh. Hera ließ sich jedoch nicht täuschen. Sie forderte die Herausgabe der Kuh und ließ sie fortan von Argos bewachen.

Mit seinen 100 Augen hatte Argos die verwandelte Io jederzeit im Blick: nur ein Augenpaar musste zu einer gegebenen Zeit schlafen, die anderen 99 konnten in alle Richtungen schauen. Ihnen entging also nichts - oder jedenfalls fast nichts. Denn nachdem Hera seine Angebetete in eine Kuh verzaubert hatte, begehrte Zeus sie umso mehr.

So kam der Pfau zu seinen Federn

Er verwandelte sich selbst in einen Stier und vereinte sich in dieser Gestalt mit Io. Anschließend befahl er Hermes, den Riesen Argos durch Flötenspiel einzuschläfern, damit er ihn erschlagen und enthaupten konnte.

Anders als erwartet, freute sich Io allerdings nicht über die Befreiung. Immer noch in Kuhgestalt floh sie über das Ionische Meer, das ihr seinen Namen verdankt. Erst später gab Hera der jungen Frau ihre menschliche Gestalt zurück. Die Augen des toten Argos schenkte sie dem Pfau, der seitdem seine Schwanzfedern damit schmückt.