SMS-süchtig - Merkmale und Behandlungsmöglichkeiten

Dass die SMS inzwischen ein fest etabliertes und gebräuchliches Kommunikationsmittel ist, lässt sich allein schon an der Statistik ablesen, nach welcher in Deutschland im Jahre 2008 fast 30 Milliarden SMS verschickt wurden. Dabei scheinen viele Menschen die Kontrolle zu verlieren und die Kommunikationsform SMS übermäßig zu nutzen. Doch gibt es überhaupt so etwas wie eine SMS-Sucht und falls ja, was könnte dagegen unternommen werden? Informieren Sie sich hier.

Von Kai Zielke

Zunächst einmal muss in diesem Zusammenhang festgehalten werden, dass Menschen tatsächlich abhängig vom Simsen werden können. Das Ganze wird dann allerdings nicht als SMS Sucht bezeichnet. Eine gebräuchliche Bezeichnung für diese Krankheitsform ist dagegen das Mobile and Internet Dependency Syndrome, welches das zwanghafte Abschicken von SMS einschließt.

Merkmale des Mobile and Internet Dependency Syndromes

Eine solche SMS-Sucht zeichnet sich dabei durch eine Reihe von Faktoren aus. Zum einen wird täglich eine Vielzahl an SMS abgeschickt, so dass ein Durchschnitt von 100 SMS am Tag bei Süchtigen keine Seltenheit darstellt. Des Weiteren wird das SMS Schreiben anderen Tätigkeiten vorgezogen und führt zu entsprechenden Problemen.

So wird beispielsweise während des Abendessens am Familientisch in Form von SMS kommuniziert, was wiederum zu Konflikten mit den anwesenden Personen und sozialer Isolation führen kann. Letztlich verspürt der Süchtige den Drang, diese Tätigkeit zwanghaft auszuführen. Wird er wiederum durch einen beliebigen Umstand gezwungen, das Simsen zu unterlassen, tritt ein ruheloses Verhalten und Nervosität auf, wobei es dem Betroffenen schwer fällt, sich auf etwas zu konzentrieren.

Generell ist beim Mobile and Internet Dependency Syndrome typisch, dass der oder die Betroffene das Handy niemals ausschaltet, um weder Nachricht, Anruf oder Neuigkeiten aus dem Netz zu verpassen. Die Angst vor innerer Leere und Einsamkeit kann durch die Abhängigkeit von der Handynutzung gelindert werden.

Vor allem in Momenten der Unproduktivität wird den Betroffenen diese Angst bewusst. Sie greifen zum Handy, auch wenn sie mitunter keine sinnvolle Tätigkeit dabei ausführen. Diese Momente zeigen sich beispielsweise auf dem Weg zum Arbeitsplatz in der Bahn oder auch in Wartezimmern.

Wer dann SMS schreibt oder seine Mails zum dritten Mal überprüft, muss sich nicht mit sich selbst beschäftigen; die Selbstkonfrontation kann dadurch vermieden werden. Direkter Kontakt zu Mitmenschen wird gescheut; stattdessen steht das Zugehören zum sozialen Netzwerk an erster Stelle.

Neben den einsamen und leeren Momenten sind es solche, in denen man der Wahrnehmung anderer Menschen ausgesetzt ist. Es kommt zu dem ängstlichen Gefühl, man könne eventuell als nicht attraktiv wahrgenommen werden. Also schreibt man eine Nachricht, um zu zeigen, dass man unentbehrlich ist.

Den Alltag ohne das Simsen bewältigen

Sobald eine SMS-Sucht festgestellt wurde, gibt es eigentlich nur einen Weg, wie diese effektiv bekämpft werden kann. So muss das Simsen komplett unterlassen oder bei entsprechender Willensstärke bewusst stark eingeschränkt werden. Hierdurch lernt der Betroffene einerseits, dass eine sinnvolle Kommunikation und das Leben im Alltag auch ohne das Simsen gelingt.

Zudem kann anhand der auftretenden Symptome leicht nachvollzogen werden, dass man unter einem bedenklichen zwanghaften Verhalten leidet, welches einen quasi fremdsteuert. Dieser Entzug gelingt dabei am besten, wenn man sich seinen Freunden anvertraut und daraufhin eine ansprechende Unterstützung durch das soziale Umfeld erhält.

Daneben kann es sich noch als sinnvoll erweisen, online nach anderen SMS-Süchtigen in entsprechenden Foren zu suchen und sich mit diesen auszutauschen. Schließlich gelingt die Überwindung einer Sucht in der Gruppe einfacher als allein.

Um betroffenen Handynutzern ihr exzessives Simsen und Co. bewusst zu machen, kann man mittlerweile auch auf eine bestimmte App zurückgreifen. Diese soll im Iealfall dazu beitragen, die Handynutzung bis auf ein Normalmaß einzuschränken. Dabei wird der Nutzer beispielsweise gelobt, wenn er einige Zeit lang ohne sein Handy ausgekommen ist.