Wirtschaftsverbände wollen Raucherpausen abschaffen

Von Katja Seel
18. Januar 2012

Die angeblich horrenden Kosten, die Unternehmen durch die Raucherpausen ihrer Mitarbeiter entstehen, haben einige Wirtschaftsverbände zu einem Vorstoß veranlasst, das Rauchen während der Arbeitszeit komplett zu verbieten. So fordert etwa Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), dass der Griff zur Zigarette lediglich während der Mittagspause erlaubt sein soll. Die Raucherpausen störten den Arbeitsablauf in den Betrieben erheblich, sagte Ohoven der Bild-Zeitung. Gegen ein wenig Gymnastik während der Arbeitszeit habe er dagegen nichts einzuwenden.

Ursula Frerichs, Chefin des Unternehmerverbands mittelständische Wirtschaft (UMW), sorgt sich daneben um die Gleichberechtigung der Nichtraucher, die gegenüber ihren rauchenden Kollegen weniger Pausen hätten. Nach Berechnungen des BVMW belaufen sich die Kosten für drei fünfminütige Raucherpausen auf jährlich rund 2000 Euro. Die Universität Hamburg veröffentlichte im Jahr 2009 eine Studie, nach der die Zigarettenpausen der Mitarbeiter die deutsche Wirtschaft im Jahr über 28 Milliarden Euro kosten.

Insgesamt belaufen sich die Belastungen für das deutsche Gesundheitssystem durch das Rauchen auf deutlich höhere Summen. Die Unternehmerverbände verweisen auf nordeuropäische Vorbilder wie etwa Schweden, wo das Rauchverbot während der Arbeit schon seit längerem gilt.

Sowohl Gewerkschaftsverbände als auch Nichtraucher-Bünde halten jedoch dagegen. Sie sehen die Gefahr, dass die bereits bestehende "Arbeitshetze" noch verschärft würde. Das Argument, die Raucherpausen würden den Arbeitsablauf stören und hohe Kosten verursachen, ist in den Augen der DGB-Vorsitzenden Annelie Buntenbach hanebüchen. Johannes Spatz von der Nichtraucher-Initiative "Berliner Forum Rauchfrei" hält das Qualmen zwar für eine Krankheit, befindet es aber dennoch für überflüssig, die Zigarettenpause zu verbieten, solange sie draußen vor der Tür stattfindet. Der Gesundheitsexperte der SPD, Professor Karl Lauterbach, sieht den Vorstoß sogar als Schritt in Richtung Raucher-Diskriminierung und "Nichtraucher-Diktatur". Ein Recht auf eine Zigarettenpause während der Arbeitszeit besteht bislang ohnehin nicht.