Wie das Klavierspielen das Gehirn effizienter macht

Offenbar ist es für die Gehirnentwicklung doch vorteilhafter, erst im Teenageralter mit dem Klavierspielen zu beginnen

Von Cornelia Scherpe
16. März 2016

Immer wieder hören Eltern, dass sie ihr Kind am besten frühzeitig mit einem Instrument in Kontakt bringen sollen. Man denkt an kleine Genies wie Mozart und möchte dem eigenen Kind auch die Entwicklungsvorteile mit auf den Lebensweg geben.

Tatsächlich haben mehrere Studien bereits gezeigt, dass intensives Üben mit einem Instrument das Gehirn früh prägt und die Kinder später Entwicklungsvorteile haben. Eine aktuelle Studie aus Spanien und Deutschland zeigt, welche Hirnbereiche sich genau verändern und stolpert über eine unerwartete Tatsache: Musizieren prägt das Gehirn, aber eigentlich ist ein später Beginn besser.

Fünf Hirnregionen sind bei Pianisten ausgeprägter als bei Nicht-Pianisten

Die Studie verglich 36 Pianisten, die als Kleinkinder oder Teenager mit dem Musizieren begannen mit 17 Nicht-Pianisten im gleichen Alter. Dabei fielen gleich 5 Hirnregionen auf, die bei den Musikern deutlich größer ausgeprägt waren:

  • der Hippokampus als Sitz des Gedächtnis,
  • die Amygdala als Emotionszentrum,
  • die Regionen Putamen und Thalamus für automatisierte Bewegungen und
  • der linke obere Schläfenlappen für das Hören und Sprachverstehen.

Hirnareale für Sensomotorik und Klangverarbeitung bei Frühbeginnern kleiner als bei Spätbeginnern

Man teilte die Musiker nun noch einmal entsprechend ihres Alters beim Beginn des Klavierspielens.

  • 21 hatten als Kleinkinder angefangen,
  • 15 erst als Teenager.

Ergebnis: Bei den frühen Pianisten gab es Hirnareale, die im Vergleich zu den Hirnen der Spätbeginner kleiner ausgeprägt waren. Überraschenderweise war dies unter anderem die Postzentralregion und damit der Sitz der sensomotorischen Kontrolle.

Ebenfalls überraschenderweise kleiner war der rechte obere Schläfenlappen. Hier werden Klänge verarbeitet.

Zeitpunkt des Beginn von zentraler Bedeutung

Der Zeitpunkt, zu dem das Klavierspielen begonnen wird, spielt demnach eine zentrale Rolle für die Entwicklung des Putamen. Wer besonders jung mit dem Musizieren anfängt, bei dem ist das Areal kleiner als bei Spätbeginnern. Die kleineren Hirnbereiche sind zwar noch immer größer als bei komplett Unmusikalischen, doch sie bleiben bei frühem Beginn dennoch kleiner als bei spätem Erstkontakt zum Klavierspiel.

Die Forscher sind von ihrer Beobachtung überrascht. Offenbar bedeutet ein frühes Musizieren, dass ausgerechnet die Hirnzentren für das Fingerbewegen und Hören kleiner sind als bei späten Beginnern.