Musizieren verändert das Gehirn - auch Jugendliche profitieren noch vom Unterricht

Intensives Musizieren stärkt nachhaltig die Gehirnareale, in denen akustische Reize verarbeitet werden

Von Dörte Rösler
24. Juli 2015

Musikunterricht verändert die Reaktionsfähigkeit des Gehirns auf sprachliche Laute. Der größte Effekt zeigt sich, wenn Kinder schon in jungen Jahren ein Instrument lernen. Aber auch Teenager profitieren vom Musizieren im Schulchor oder einer Band: ihr Gehör wird feiner, und sie können besser neue Sprachen lernen. Das zeigt eine Studie aus dem Neuroscience Laboratory der Northwestern University in Evanston.

Gehirnentwicklung unter Sport und Musik

In der Kindheit ist das Gehirn des Menschen noch leicht formbar. Wer ein Instrument erlernt oder intensiv Musikstücke einübt, stärkt dies nachhaltig die Gehirnareale, in denen akustische Reize verarbeitet werden. Davon profitiert auch die Sprache. Die Forscher waren bisher aber uneinig, ob musikalisches Training bei Jugendlichen auch noch die auditorischen Fähigkeiten verbessern kann. Eine vierjährige Untersuchung an 40 Schülerinnen konnte dies nun bestätigen.

Die Hälfte der 14- bis 15-jährigen Teilnehmerinnen nahm mehrmals drei bis vier Stunden pro Woche an einem musikalischen Training teil. Sie spielten in der Gruppe ein Instrument. Die andere Hälfte der Mädchen im gleichen Zeitumfang ein militärisch-sportlich ausgerichtetes Programm für Pfadfinder. Zu Beginn und am Ende der Studie zeichneten die Wissenschaftler die Gehirnaktivitäten der Schülerinnen per Elektroenzephalogramm auf.

Musikalisch geprägte Vorteile

Wenig verwunderlich: die Musik-Kinder hatten ihre auditorische Wahrnehmung verbessert. In der Pfadfinder-Gruppe hatte die Reaktionsintensität des Gehirns auf Töne dagegen abgenommen. Dies ist ein normaler Befund für die Teeanger, da die Plastizität des Gehirns in der Pubertät nachlässt.

Die Band-Teilnehmer konnten aber nicht nur Töne und Silben besser unterscheiden - ihre auditorischen Fähigkeiten halfen ihnen auch beim Erlernen von neuen Sprachen. Im Enzephalogramm zeigten die Hirnareale für das verbale Gedächtnis und sprachliche Reize eine höhere Aktivität.

Die Forscher führen diesen Nebeneffekt auf die erhöhte Anzahl an Synapsen im "musikalisch" geprägten Gehirn zurück. Die auditorischen Schaltkreise können mehr Informationen in kürzerer Zeit verarbeiten. Statt am Musikunterricht zu sparen, sollten Schulen daher mehr Angebote wie Bands oder Chöre machen.