Endlich mal abschalten - wie das Smartphone den Urlaub verändert

Wer wirklich entspannen möchte, sollte das Smartphone im Urlaub auch einmal ausschalten können

Von Dörte Rösler
15. Juni 2015

Das Smartphone erleichtert die Reise: man findet schneller ein schönes Restaurant oder die nächste Toilette. Mit einem Fingertipp landet das Urlaubsfoto bei Facebook oder auf den Handys der Familie.

Wirkliche Erholung klappt aber nur offline, sagen Psychologen. Wer ständig das Smartphone eingeschaltet lässt, kann nicht richtig abschalten.

Apps erleichtern das Reisen

Ob Mallorca, Biarritz oder Las Vegas - wer sich auf Reisen umschaut, sieht überall das gleiche Bild: Menschen, die auf Handys schauen.

Orte ohne kostenloses WiFi müssen mittlerweile fürchten, dass keine Besucher mehr kommen.

Tatsächlich bietet der mobile Zugang zum Internet viele Vorteile. Das beginnt schon vor der Abreise. Apps helfen beim Kofferpacken und zeigen an, ob das Flugzeug pünktlich startet. Nach der Ankunft

  • weisen Sie den Weg zum Hotel,
  • liefern Adressen und
  • Öffnungszeiten von Museen, Geschäften und Apotheken.

Auf ein Smartphone zu verzichten, ist deshalb vor allem für jüngere Menschen unvorstellbar. Und auch die älteren wissen die digitalen Begleiter zunehmend zu schätzen.

Nabelschnur nach Hause

Der palmengesäumte Strand, ein Cocktail in der Hafenbar, ein Selfie vor dem Eiffelturm - wer etwas auf sich hält, lässt Freunde, Familie und Kollegen mit Handy-Fotos am Urlaub teilhaben. Am besten in mehreren sozialen Netzwerken gleichzeitig.

Manche Menschen fühlen sich durch diese Kontakte sicherer: sie sind weit weg und trotzdem mittendrin. Andere genießen vor allem die Selbstdarstellung. Das Smartphone verschafft ihnen auch fernab von anderen die nötige narzisstische Bestätigung.

Ablenkung vom Jetzt

Wissenschaftler unterscheiden Kontrast- und Komplementärurlauber. Erstere suchen auf Reisen einen bewussten Kontrast zum Alltag. Um endlich mal nicht an E-Mails und Jobprobleme denken zu müssen, schalten sie ihr Handy gern ab.

Der Komplementär-Urlauber will auf Reisen das gleiche Leben führen wie daheim, bereichert von Sonne, Strand oder Bergpanorama. Meist ist der Griff zum Smartphone für ihn bereits Routine. Morgens

  • prüft er automatisch die Wetter-App,
  • checkt die neuen Mails und
  • kommentiert Meldungen bei Facebook, WhatsApp und Instagram.

Das kann entspannend sein. Oft ist es jedoch eine unbewusste Gewohnheit, die von der Gegenwart ablenkt. Statt mit allen Sinnen einen anderen Ort zu erleben und dadurch auch andere Gedanken zu bekommen, bleibt ein Teil der Aufmerksamkeit zu Hause. Die angenehme Erholung, die sich einstellt, wenn man Abstand zu alltäglichen Fragen hat, bleibt aus.

Wer sich im Urlaub erholen möchte, sollte deshalb die eigene Handy-Nutzung prüfen. Ist der Griff zum Smartphone wirklich hilfreich oder will ich mich nur zerstreuen? Gerade der Urlaub bietet eine gute Gelegenheit, eingefahrene Routinen zu ändern.