Lernen, die Führung zu übernehmen - wann ist der Besuch einer Hundeschule sinvoll?

Hunde sind keine Demokraten. Etwas zu verhandeln, liegt nicht in ihrer Natur. Wirklich sicher fühlen sie sich, wenn sie feste Regeln haben. Diese sollten aber nicht auf der altmodischen - und heute auf manchen Hundeplätzen leider immer noch praktizierten - Methode der Unterdrückung beruhen. Zu empfehlen ist in diesem Fall der Besuch einer Hundeschule. Informieren Sie sich, wann es sinnvoll ist, mit seinem Hund eine Hundeschule zu besuchen.

Von Jens Hirseland

Lernen, Führung zu übernehmem

Vorweg gesagt: Es ist ein Irrglaube, man müsse den Willen des Hundes "brechen", um ihn zum Folgen zu motivieren. Ein Hund, der weiß, wo sein Platz im Rudel ist, hält sich gern an die Regeln. Nur, wenn er in Frauchen oder Herrchen keine Führungspersönlichkeit erkennt, wird er selbst versuchen, die Rudelführung zu übernehmen, um es nicht führungslos zu lassen.

Was aber zeichnet in den Augen des Hundes eine Führungspersönlichkeit aus?

Es ist niemand, der schreit oder gar mit körperlicher Gewalt auf den Hund einwirkt. Dies gilt ihm zu Recht als höchst unsouverän.

Eine souveräne Führungspersönlichkeit zeichnet sich durch Weitblick und Gelassenheit aus. Je entspannter der Mensch in bestimmten Situationen ist, desto gelassener ist auch der Hund, denn die menschliche Stimmung überträgt sich auf ihn.

Dominanz in der Führung des Hundes meint Souveränität

Wer seinem Hund also eine gute Führungspersönlichkeit sein will, sollte zu allererst an der eigenen Einstellung arbeiten. Vergessen Sie all das, was Sie über zuerst-durch-die-Tür-gehen und so fort gehört haben.

Daran macht ein Hund keine Führungspersönlichkeit fest. Im Gegenteil, neueste Studien an freilebenden Wölfen haben gezeigt, dass der Leitwolf aus der Mitte heraus führt und nicht an der Spitze des Rudels geht.

Zu der Falschannahme hatten alte Studien an Gehegewölfen geführt, die jedoch kein natürliches Verhalten zeigten. Auf den Hund übertragen bedeutet dies, dass es nicht darum geht, wer zuerst wohin geht, wer zuerst isst oder ob der Hund mit auf das Sofa darf, kurz:

All das, was so gern unter dem häufig falsch verstandenen Begriff der "Dominanz" zusammengefasst wird. Einzig um den ruhigen und bestimmten Umgang mit dem Hund geht es.

Dazu zählt in aller erster Linie Konsequenz. Was die Führungspersönlichkeit heute erlaubt, muss auch morgen erlaubt sein, was heute verboten ist, auch morgen tabu. Ausnahmen verunsichern den Hund und lassen Sie in seinen Augen schnell als wankelmütig und der Führungsrolle nicht gewachsen erscheinen.

Was die Bestrafung für unerwünschtes Verhalten angeht, so muss man einen guten Mittelweg finden. Ist die Strafe zu leicht, kommt es zur Gewöhnung; bei einer zu harten Strafe muss man mit offensivem Verteidigungsverhalten rechnen.

Schmerzen dürfen niemals als Strafe eingesetzt werden. Man muss vielmehr eine Möglichkeit finden, das Verhalten des Tieres so zu verändern, dass das Ergebnis zufriedenstellend ist.

Dies gelingt am besten über Verstärkung: der Hund braucht eine positive Verknüpfung mit einem bestimmten Verhalten, sodass er sich dieses gewünschte Verhalten angewöhnen wird. Zudem erhält das Tier durch die Belohnungen Aufmerksamkeit, was ihm ebenfalls zugute kommt.

Wer Schwierigkeiten bei der Hundeerziehung hat, sollte über den Besuch einer Hundeschule nachdenken...

Wann sich der Besuch einer Hundeschule lohnt

Als Hundeschulen werden Einrichtungen bezeichnet, in denen Hunden und ihren Besitzern vermittelt wird, wie sie richtig miteinander umgehen und kommunizieren. Unter fachkundiger Anleitung erlernt der Hund das Ausführen von verschiedenen Kommandos.

Aber auch für Herrchen oder Frauchen gibt es etwas zu lernen. So wird ihnen in der Hundeschule vermittelt, die Kommandos an den Hund so zu geben, dass dieser sie auch versteht. Doch wann lohnt sich der Besuch einer Hundeschule?

Welpen

Prinzipiell ist ein Besuch in einer Hundeschule stets empfehlenswert. Dabei kann mit der Erziehung des Hundes gar nicht früh genug begonnen werden. So ist der Halter gut beraten, wenn er seinen Vierbeiner schon im Welpenalter zur Hundeschule bringt.

Als günstigste Zeit gelten die 8. bis 16. Lebenswoche des Hundes. In diesem entscheidenden Zeitraum lassen sich die charakterliche Entwicklung sowie die Sozialisation des Tieres am besten beeinflussen. Der Hund lernt dabei schon früh die richtigen Verhaltensmuster.

Der Halter des Hundes bekommt dadurch Sicherheit, dass sein Hund nicht eines Tages zum Problemfall wird. Da die Welpen darüber hinaus in der Hundeschule mit unterschiedlichen Umwelteinflüssen bekannt gemacht werden, lernen sie, später in ungewöhnlichen Situationen weniger ängstlich zu reagieren.

Ausgewachsene Hunde

Der Besuch einer Hundeschule kann sich aber auch bei ausgewachsenen Hunden lohnen. Da Hunde ihr ganzes Leben lang lernen, lassen sich die richtigen Verhaltensweisen auch dann noch vermitteln, wenn sie älter sind. Da sie jedoch bereits über ein gefestigtes Verhalten verfügen, ist viel Geduld und Zeit erforderlich, um die bisherigen Verhaltensmuster zu ändern.

Kleine Hunderassen

Ebenfalls lohnenswert ist der Besuch einer Hundeschule für kleinere Hunde. Häufig sind Besitzer von kleinen Hunderassen der Ansicht, dass sich für sie der Gang in die Hundeschule nicht lohnt, da kleinere Hunde leichter in den Griff zu bekommen sind und weniger Probleme verursachen als große Hunde. Doch auch bei kleinen Hunden können problematische Situationen eintreten, wenn sie zum Beispiel auf die Straße laufen, ohne auf das Rufen ihres Besitzers zu hören.

Ebenso lassen sich schwierige und aggressive Hunde in einer Hundeschule zum Positiven verändern. So profitieren letztlich sowohl Hund als auch Halter von dem Besuch einer Hundeschule.