Deutscher Geologe beobachtet Ameisen zur Erdbebenvoraussage

Können Waldameisen bevorstehende Erdbeben spüren? These eines Geologen in der Forschung umstritten

Von Frank Hertel
1. März 2011

Der Geologe Ulrich Schreiber erforscht für die Universität Duisburg-Essen Erdbebengebiete. Er untersucht da die Böden, wo es sogenannte Bruchzonen gibt, die im Einzelfall zu Erdbeben führen können. Ihm ist aufgefallen, dass er es dort fast immer mit hügelbauenden Waldameisen zu tun bekommt.

Seine These lautet daher, dass diese Ameisenart bevorzugt in potentiellen Erdbebenzonen ihre Nester baut und dass man am Verhalten dieser Ameisen Erdbeben voraussagen könne.

Die These: Reaktion auf aufsteigende Gase und Elektromagnetfelder

Schreibers Institut beobachtet mit der Kamera Tag und Nacht zwei Ameisenhügel in der Eifel. Es zeigte sich, dass die Ameisen auf leichte unterirdische Beben mit erhöhter Aktivität reagieren. Schreiber glaubt, sie spüren aufsteigende Gase und elektromagnetische Felder. Seine These ist in der Wissenschaft umstritten.

Der Zoologe Alfred Buschinger von der TU Darmstadt sagt, Ameisen würden im Winter ihre Nester gar nicht verlassen, daher könne man ihr Verhalten in der langen Winterzeit gar nicht beobachten. Heiko Woith vom Geoforschungszentrum in Potsdam sagt, man könne Erdbeben grundsätzlich nicht voraussagen, auch nicht durch Tiere.

Trotzdem möchte Schreiber weiterforschen. Er beobachtet jetzt auch in Istanbul Ameisen. Dort erwarten Wissenschaftler in naher Zukunft ein schweres Beben.