Antarktis: Die geheimnisvolle Welt des Wostoksees

Von Ingo Krüger
25. Januar 2012

Russische Polarforscher erreichen mit ihrem Bohrer in wenigen Tagen den Wostoksee in der Antarktis. Der Wostoksee ist ein ein Süßwassersee unter einem Gletscher am Südpol. Er liegt in einer Tiefe von 3700 bis 4100 Metern unter dem Eis und ist fast 30-mal so groß wie der Bodensee.

Im Wostoksee befindet sich ein einzigartiges Ökosystem, das seit 15 Millionen Jahren von der Außenwelt abgeschnitten ist. Das Wasser weist einen extrem hohen Sauerstoffgehalt auf. Er ist rund 50-mal höher als in normalem Süßwasser. Die Wissenschaftler hoffen, in dem See auf Bakterien zu stoßen, die es sonst nirgends auf der Welt gibt. Andererseits hegen Experten die Befürchtung, dass der Bohrkopf den See verunreinigen wird.

Daher wollen die Russen den Bohrkopf noch einmal auswechseln. Sie benutzen keinen hohlen Zylinder, sondern einen erhitzten, dünnen Stab, der sich Richtung See schmilzt. Kurz vor Erreichen des Wassers wollen die Forscher ihn stoppen und anschließend zurückziehen. Das Wasser des Wostoksees soll durch den eigenen Druck ein paar Dutzend Meter im Bohrschacht nach oben steigen. Dort soll es gefrieren. Erst im nächsten Sommer wollen die Wissenschaftler Proben entnehmen.

Der Wostoksee ist der größte der 150 bisher bekannten Seen der Antarktis, die sich unter einem Eispanzer befinden. Er liegt in der Nähe der russischen Wostok-Station. Dort wurde im Jahr 1983 die niedrigste je auf der Erde gemessene Temperatur registriert: -89,2 Grad Celsius.