Mainzer Wissenschaftler stellen neue Rekordtemperatur für Supraleiter auf

Durch Schwefelwasserstoff funktioniert neuartiger Supraleiter bereits ab minus 70 Grad Celsius

Von Ingo Krüger
20. August 2015

Supraleiter sind Materialien, die ab einer bestimmten Temperatur ihren elektrischen Widerstand verlieren. Damit sie diese Eigenschaft annehmen, muss man sie stark abkühlen - auf die sogenannte Sprungtemperatur. Bisher waren dafür wenigstens minus 110 Grad Celsius notwendig.

Neuer Bestwert durch Schwefelwasserstoff

Jetzt haben Mainzer Physiker einen neuen Bestwert erreicht, in dem sie einen Supraleiter entwickelt haben, der bereits ab minus 70 Grad Celsius abwärts funktioniert. Dafür verwendeten sie Schwefelwasserstoff - eine Substanz, die übel riecht, giftig und brennbar ist. Die bisherigen Rekordhalter waren allesamt keramische Verbindungen.

Zukunftsvision der Wissenschaftler

Abgekühlt und unter einem Druck von rund 1,5 Millionen Atmosphären verwandelte sich das normalerweise elektrisch isolierende H2S in einen metallischen Leiter und verlor bereits bei minus 70 Grad jeden elektrischen Widerstand. Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Entdeckung eines Tages zu Supraleitern führen könnte, mit denen sich auch bei Raumtemperatur Strom verlustfrei transportieren lässt. Die Supraleiter wären dann für eine breite technische Anwendung brauchbar.