Lösung der Energieprobleme - Belgien plant künstliches "iLand" in der Nordsee

Die geplante künstliche Insel ist ein gigantisches Pumpspeicherkraftwerk, das bis zu 500 Megawatt produzieren soll

Von Dörte Rösler
7. Juli 2015

Ein ungewöhnlicher Vorschlag zur Lösung von Energieproblemen kommt aus Belgien: eine künstliche Insel in der Nordsee soll die Energie von Windparks speichern und über Generatoren an die Küste liefern. Kritiker halten das ellipsenförmige "iLand" für unwirtschaftlich und befürchten negative Effekte auf das Ökosystem.

Kraftwerk im Meer

Bei dem 2,5 Kilometer breiten und 1,5 Kilometer langen "iLand" handelt es sich um gigantisches Pumpspeicherkraftwerk im Meer. In einem Atoll-förmigen Ring aus Beton und Sand befindet sich ein 30 Meter tiefes Becken.

Wenn die Windkrafträder in der Nordsee mehr Energie produzieren als verbraucht wird, pumpen Turbinen das Wasser aus der Inselmitte ins Meer. Steigt der Strombedarf, fließt das Wasser durch Turbinen zurück in die Tiefe. Bis zu 500 Megawatt sollen die angeschlossenen Generatoren auf diese Weise produzieren.

Zweifelhafte Rentabilität

Der Bau von "iLand" wird nach Berechnung der Planer rund 1 Milliarde Euro kosten. Hinzu kommen bis zu acht Millionen Euro jährliche Wartungskosten, da regelmäßig Sand aus dem Becken gebaggert werden müsste und das Salzwasser die Technik angreift. Auch Sturmfluten könnten der Insel zusetzen.

Betriebswirtschaftlich ist die künstliche Insel deshalb wenig attraktiv. Die Planer hoffen jedoch, dass "iLand" die Forschung voranbringen wird. Die steigende Zahl an Windkrafträdern fordert innovative Lösungen, wie die Energie gespeichert werden kann.

Vergleichbare Pumpspeicherkraftwerke an Land, transportieren das Wasser zunächst bergauf, um es bei steigendem Energiebedarf wieder ins Tal schießen zu lassen. In Belgien ist dieses Verfahren jedoch nicht möglich - mangels geeigneter Berge.

Kritik von Anwohnern und Umweltschützern

Eine Insel anzulegen, klingt also wie eine gute Idee. Anwohner beklagen jedoch, dass Meeressilhouette verschandelt wird: "iLand" soll nur drei Kilometer vor dem Badeort Wenduine liegen und zehn Meter über die Meeresoberfläche hinausragen.

Umweltschützer fürchten außerdem, das die Energie-Insel negative Auswirkungen auf das Ökosystem haben könnte. So würde das Füllen und Leeren des Wasserbeckens den Wellengang an der Küste verändern.