Lenkdrachen steigen lassen - Infos zur Geschichte des Flugdrachens, seinem Aufbau und Drachentypen

Ein anspruchsvolles Hobby ist der Drachenbau, das Lenkdrachen steigen lassen ein beliebter Zeitvertreib. Man unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Drachentypen. Zudem lassen sich mit diesen Flugdrachen unterschiedliche Figuren ausführen. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema Lenkdrachen steigen lassen - von der Geschichte des Flugdrachens, seinen Aufbau sowie unterschiedliche Drachentypen.

Von Jens Hirseland

Drachen steigen lassen: ein beliebtes Hobby

Gerade an windigen Herbsttagen ist das Drachen steigen lassen ein beliebtes Hobby. Sie brauchen dazu nur ein freies Feld, möglichst ohne Hochspannungsleitungen und Bäume, in denen sich der Drachen möglicherweise verfangen kann. Zudem etwas Geschicklichkeit und Geduld, viel Wind und dann haben Sie den Bogen sicher ganz schnell heraus.

Besonderes Vergnügen bereiten dabei die modernen Lenkdrachen, und das ganz bestimmt nicht nur für Kinder, sondern natürlich auch für Erwachsene. Im Gegensatz zu den bekannten einfachen Drachen sind diese Lenkdrachen, wie der Name schon sagt, lenkbar. Sie haben zu diesem Zweck meist zwei Leinen und, je nachdem an welcher Leine man stärker zieht, dreht sich der Drachen nach links oder nach rechts.

Mit ein bisschen Übung können so auch Loopings, Schrauben, Winkel und andere Figuren geflogen werden. Je nach Leinen sind bis zu 15 Loopings und somit Verdrehungen der Steuerleinen nach jeweils einer Seite möglich. Sicher werden Sie das nicht gleich auf Anhieb schaffen, aber mit der Zeit werden Sie ganz gewiss spielend die eine oder andere Figur fliegen können.

Man muss zum Drachen steigen lassen übrigens keineswegs alleine sein, denn das Ganze gibt es heutzutage schon als regelrechten Mannschaftssport: üblicherweise vier Piloten bilden dann eine Crew und fliegen in Wettkämpfen gemeinsame Figuren.

Wenn Sie mit Ihrem Lenkdrachen unterwegs sind, dann werden Sie auch schnell auf andere Menschen stoßen, die Ihr neues Hobby mit Ihnen teilen. Denn natürlich gilt auch beim Drachen steigen lassen die altbekannte Regel: geteilte Freude ist doppelte Freude.

Eine Herausforderung, die Spaß macht und gesund ist

Ließ man in früheren Zeiten Drachen lediglich steigen, können sie heute sogar fliegen. So führen ausgebuffte Drachen-Profis die verschiedensten Manöver mit den Kites aus und lenken sie in alle Himmelsrichtungen. Die verschiedenen Figuren werden

  • Flap-Jack
  • Cascade
  • Pancake
  • Slotmachine oder
  • Yoyo

genannt. Um die Kunst des Drachenfliegens mustergültig zu beherrschen, sind jedoch scharfe Augen, flinke Hände, gute Beinarbeit und natürlich hochwertiges Material erforderlich.

In den letzten Jahren ist das Fliegen mit Lenkdrachen immer beliebter geworden. Das anspruchsvolle Hobby eignet sich sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Der Sport bietet zudem den Vorteil, dass man ihn an der frischen Luft und in der freien Natur ausführen kann.

Auch die Kosten für das Drachenfliegen sind übersichtlich. So werden gute Lenkdrachen für Anfänger bereits ab 150 Euro angeboten. Geräte für Profis kosten etwa 350 Euro.

Da es jedoch verschiedene Windgeschwindigkeiten gibt, wird empfohlen, sich eine Grundausstattung von wenigstens drei Kites zuzulegen, damit man die Drachen auch bei sämtlichen Windverhältnissen fliegen kann. Außerdem ist es wichtig, auf bestimmte Qualitätsmerkmale zu achten.

Das Drachensteigen ist gesund und macht Spaß
Das Drachensteigen ist gesund und macht Spaß

Die Geschichte des Flugdrachens

Woher genau die Drachen stammen, ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass die Erfindung der Flugdrachen schon im 6. Jahrhundert v. Chr. erfolgte. Erstmals erwähnt wurden die Geräte im 5. Jahrhundert v. Chr. in China.

Flugdrachen im alten China, Korea und Japan

Die Flugdrachen im alten China wurden vor allem aus Seide und Bambusstämmen zusammengebaut. Seide war seinerzeit jedoch sehr teuer, weswegen sich die Drachen nur langsam verbreiteten. Mit der Entwicklung des Papiers änderte sich dies jedoch.

Durch den Papierhandel sowie durch buddhistische Mönche gelangten die Drachen im 2. Jahrhundert v. Chr. auch nach Korea und Japan. Besonders in Japan erfreute sich der Drache großer Beliebtheit. So entstanden in Japan mehr als dreihundert verschiedene Drachentypen mit unterschiedlichen Materialien und Bemalungen.

Darüber hinaus wurden viele Volksfeste ins Leben gerufen, in denen die Drachen eine besondere Bedeutung hatten. Dazu gehört beispielsweise das japanische Neujahrsfest.

Ebenfalls von Bedeutung waren die Drachen in Afghanistan. Zum Höhepunkt des Drachensteigens wurde dort das Neujahrs- und Frühlingsfest Nauroz.

Der Einzug nach Europa

Bis die Drachen nach Europa gelangten, dauerte es allerdings seine Zeit. Zwar ließen schon die alten Römer bunte Windsäcke fliegen, um Volksfeste oder Siege zu feiern; echte Flugdrachen brachten jedoch erst portugiesische, englische und holländische Händler im 16. Jahrhundert aus dem fernen Osten mit. Im Laufe der Zeit verbreiteten sich die Drachen als Kinderspielzeug im ganzen westlichen Kulturkreis.

Interesse aus Forschung und Militär

Im 18. Jahrhundert erkannten auch die Wissenschaftler, dass der Drache hilfreich für ihre Forschungen war. So machte man Experimente für meteorologische Untersuchungen.

Zu den bekanntesten Experimenten gehörten die Arbeiten des amerikanischen Naturwissenschaftlers und Staatsmanns Benjamin Franklin (1706-1790), der mithilfe der Drachen die Wirkung von elektrischen Blitzen untersuchte. Vom Drachen wurde auch die Entwicklung der Flugmaschinen maßgeblich beeinflusst.

Für die Drachen interessierte sich aber auch das Militär. Schon in Frühzeit und Mittelalter kamen in Japan Drachen zur psychologischen Kriegsführung zum Einsatz.

In Korea benutzte man die Fluggeräte, um Signale bei Schlachten zu geben. Sowohl im 1. als auch im 2. Weltkrieg fanden die Drachen für Schützentrainings, Luftüberwachung sowie zur Störung von Tieffliegerangriffen Verwendung.

In der heutigen Zeit sind die Drachen beliebte Spiel- und Sportgeräte, deren Bau ein ebenso interessantes wie anspruchsvolles Hobby ist.

Der Aufbau eines Drachen

Drachen sind beliebte Spiel- und Sportgeräte. Für den Bau von Flugdrachen, die durch den Wind treiben, benötigt man sowohl handwerkliches Geschick als auch Kreativität. Drachen oder Kites setzen sich gewöhnlich aus einem Segel, einer Leine, einer Waage und einem Gestänge zusammen.

Um den Drachen fliegen zu lassen, stellt man ihn so in den Wind, dass es zu einem dynamischen Auftrieb kommt, der dazu führt, dass der Drache in die Luft steigt. Zu den verschiedenen Bestandteilen eines Drachens gehören:

Gestänge

Eine der wichtigsten Komponenten der Flugdrachen ist ihr Gestänge. Dieses wird mit Tuch bespannt. Verwendbare Materialien für das Gestänge sind unter anderem

  • Aluminium
  • Bambus
  • Kunststoff oder
  • Holz.

Um die Stäbe miteinander zu verbinden, benutzt man zumeist Teile von Kunststoffschläuchen, die als Muffen dienen. Bei industriell angefertigten Drachen kommen in der Regel passende Kunststoffteile zum Einsatz.

Je größer ihre Steifheit und Leichtigkeit ist, desto besser sind sie auch. Hightech-Flieger greifen auf konische, gewickelte Kohlenfaserrohre zurück.

Diese sorgen nicht nur für geringeres Gewicht, sondern wirken sich auch positiv auf die Flugeigenschaften aus. Steife Stäbe haben den Vorteil, dass sie nicht nachfedern, wodurch man den Drachen leichter und präziser steuern kann.

Für Anfänger empfiehlt es sich, beim Gestänge auf Glasfaserstäbe zurückzugreifen. Diese sind so stabil, dass sie auch Bruchlandungen verkraften.

Bespannung

Um einen Drachen zu bespannen, können ebenfalls verschiedene Materialien zur Anwendung kommen. Dazu gehören Segeltuch aus Polyester oder Ripstop-Nylon, Papier, Naturmaterialien aus Leder oder Blättern, Hanftuch, Baumwolltuch, Folien aus Aluminium oder Polyester sowie Tyvek, das man auch Papierstoff nennt.

Waage

Ein sehr wichtiger Bestandteil des Flugdrachens ist die Drachenwaage, denn durch diese werden der Drachen und die Leine miteinander verbunden. Außerdem bestimmt sie seine Flugeigenschaften.

Die verschiedenen Typen von Waagen zeichnen sich durch ihre Anwendungszwecke sowie durch die verschiedenen Verstellmöglichkeiten aus. Prinzipiell wird durch die Drachenwaage das Verhältnis der Zugkraft zur Auftriebskraft bestimmt.

Leinen

Die Leinen dient dazu, den Drachen mit seinem Lenker zu verbinden. Das Ende einer Leine ist zumeist eine Haspel, die sich aufwickeln lässt.

Haspeln für einleinige Drachen sind mitunter mit zwei Griffen ausgestattet. Auf diese Weise kann man die Leine mit beiden Händen festhalten und aufwickeln.

Bei den Lenkdrachen wickelt man dagegen die Leinen auf Spulen oder Griffen auf, die sich mit einer Hand halten lassen. Als Alternative kommen bei Lenkdrachen auch Lenkschlaufen infrage.

Übliche Materialien für gelenkte Drachen sind normalerweise

  • Polyethylen
  • Kevlar oder
  • Dyneema,

während bei ungelenkten Drachen auf Polyester oder Nylon zurückgegriffen wird.

Für die Leinen sollte man geflochtene Schnüre verwenden, da diese sich mehr strapazieren lassen als gedrehte Schnüre. Die normale Länge der Leinen liegt bei 30 Metern. Zum Steuern werden Textilschlaufen für die Hände empfohlen, da Plastikgriffe bei starken Böen zu Bruch gehen können.

Schwanz

Manche Drachen sind auch mit einem Schwanz ausgestattet, um ihn besser stabilisieren zu können. Dieser Schwanz besteht zumeist aus einem Schlauch, einem Windsack oder Stoffbändern.

Drachentypen

Bei Drachen oder Kites handelt es sich um Sport- und Spielgeräte, die man mithilfe des Windes fliegen lässt. Zusammengesetzt werden die Drachenflieger in der Regel aus einem Segel, das man mit einem Gestänge aufspannt, und einer Leine, die an dem Gestänge befestigt wird. Es gibt verschiedene Typen von Drachen.

Einleinerdrachen

Als Grundform aller Drachen gilt der Einleinerdrachen, der normalerweise ungelenkt ist. In Europa benutzt man in erster Linie deltoide Flachdrachen. Einleinige Drachen sind durchaus anspruchsvolle Konstruktionen, denn wenn sie erst einmal durch die Luft fliegen, kann der Benutzer sie kaum noch beeinflussen.

Als Ausnahmen gelten die Kampfdrachen, unter denen man einleinige Lenkdrachen versteht. Dieser Drachentyp bricht seitlich aus, wenn man seine Leine locker lässt. Durch das Ziehen an der Leine kann die Flugbahn zu einem Geradeausflug stabilisiert werden. Ebenfalls zu den Einleinerdrachen zählen

  • Gleitdrachen
  • Kastendrachen
  • Markoni
  • Saul´s Barrage Drachen sowie
  • der Roloplan.

Mehrleinige Drachen

Zu den klassischen Modellen zählen die Zweileiner-Lenkdrachen, die als Standardversion gelten. Deren Grundaufbau besteht zumeist aus einem Delta mit einem Kielstab in der Drachenmitte.

Noch besser sind jedoch die Vierleiner. Diese verfügen über zwei zusätzliche Bremsleinen und ermöglichen damit mehr Kontrolle über den Drachen.

Mehrleinige Drachen haben den Vorzug, dass sie sich in der Regel lenken lassen. Außerdem lassen sie sich sogar rückwärts fliegen.

An den beiden Leinen kann der Drachenlenker unterschiedlich stark ziehen. Die Enden der Drachen werden mit jeweils einer Leine verbunden.

Die meisten mehrleinigen Drachen verfügen über ein rechtes und ein linkes Ende, an dem man die Leinen festmacht. Um einen mehrleinigen Drachen nicht nur in die Flugrichtung zu lenken, sondern auch in die entgegengesetzte Richtung, benötigt man ein weiteres Paar Leinen.

Die Spannweite eines Kites beträgt in der Regel 1,80 bis 2,50 Meter. Sein Gewicht erreicht je nach Windklasse 120 bis 400 Gramm. Während kleinere Trickdrachen rasanter und wendiger sind, haben größere Präzisionsdrachen den Vorteil, dass sie spurtreu in der Luft liegen und man sie sauberer fliegen kann.

Mattendrachen

Als Mattendrachen bezeichnet man stablose Drachen. Man nennt sie auch Matten, Lenkmatten, Soft Kite, Airfoils oder Parafoils. Mattendrachen haben die Eigenschaft bei Anströmung ein Flügelprofil zu entwickeln, das einem Gleitschirm ähnelt. Ein Vorteil dieses Drachentyps ist, dass man ihn falten kann, wodurch man viel Platz beim Transport spart.

Zusammengesetzt werden Mattendrachen aus einem Obersegel und einem Untersegel. Ihr Flügelprofil erhalten sie durch verbindende Stege. Beliebte Einsatzgebiete von Mattendrachen sind Kitelandboarding, Snowkiting, Kitesurfen und Kitebuggy fahren.

Zugdrachen

Unter Zugdrachen versteht man vierleinige Mattendrachen oder Tubekites für das Kitesurfen. Für ihre Anfertigung ist ein hoher technischer Aufwand erforderlich.

Man verwendet sie vor allem für Drachensportarten wie Kitesailing. Weitere Drachentypen sind Vierleiner-Ballettdrachen, Rhombusdrachen sowie der Nasa Para Wing.

Hilfreiche Tipps, damit das Drachensteigen gelingt

Damit es gelingt, einen Drachen steigen zu lassen, sollte man einige Faktoren beachten. Zum einen ist die Windstärke von Bedeutung - hierbei muss man einen Blick auf das Material des Drachens werfen.

Drachen aus ultraleichtem Segeltuch und Karbonfaserstäben, so genannte Leichtwinddrachen, werden schon bei einer halben Windstärke abheben. Eine Windstärke von fünf bis sechs wiederum wird für Drachen aus Baumwolle benötigt. Die Standardmodelle, die man im Handel erwerben kann, eignen sich für eine Windstärke von zwei bis drei.

Wer einen Drachen steigen lassen möchte, muss sich jedoch in der Regel in Geduld üben; der richtige Moment ist entscheidend. Auch wenn es scheint, als wäre es windstill, erreicht ein Windzug immer mal wieder die Bodennähe - genau auf diesen Moment muss man warten. Diese ersten Höhenmehter sind am schwierigsten, danach steigt der Drachen steil aufwärts.

Als bester Ort eignen sich Freiflächen, die über eine entsprechende Größe verfügen. Wiesen, brach liegende Gelände sowie abgeerntete Felder sind in diesem Zusammenhang empfehlenswert.

Wichtig ist, einen Mindestabstand von sechs Kilometern zu Flugplätzen einzuhalten. Zu Stromleitungen, Straßen und Bahnstrecken muss man sich in einer Entfernung von mindestens 600 Metern befinden. Zudem sollte man beachten, dass die Drachenleinen in Deutschland nicht länger als 100 Meter sein dürfen.