Flucht aus dem realen Leben - Wenn Computerspiele süchtig machen

Von Ingo Krüger
27. März 2014

Fast die Hälfte aller Deutschen nutzt regelmäßig digitale Spiele - am PC, an der Konsole oder am Smartphone. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage. Während manche Menschen jedoch nur wenige Minuten am Bildschirm verbringen, sitzen andere Tag und Nacht davor. Sie verlieren sich in virtuellen Welten und verlieren den Kontakt zur Realität.

Computerspielsucht betrifft insbesondere junge Männer

Rund 85 Prozent aller Computersüchtigen sind Jugendliche und junge Erwachsene männlichen Geschlechts. Besonders Online-Rollenspiele mit ihrer großen Realitätsnähe schaffen Abhängigkeiten. Um dort Erfolg zu haben, ist es erforderlich, möglichst häufig im Internet zu sein.

Computerspielsucht gilt als Unterform der Verhaltenssüchte. Sie lässt sich als Krankheit einstufen, weil sie die Freiheitsgrade des Betroffenen einengt und dadurch ein Freiheitsverzicht sowie -verlust entsteht. Offiziell anerkannt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist sie jedoch noch nicht.

In Deutschland ist etwa ein Prozent der Bevölkerung zwischen 14 und 64 Jahren betroffen, bei den 14- bis 16-Jährigen sind es sogar vier Prozent.

Entzugserscheinungen verändern das Sozialverhalten und die Gesundheit

Menschen, die von Computersucht betroffen sind, entwickeln ein ständiges Verlangen zu spielen. Sie verbringen immer mehr Zeit damit. Werden Betroffene vom Computer ferngehalten, treten typische Entzugserscheinungen wie Aggressivität, Nervosität und Unruhe auf. Zudem achten die Süchtigen weniger auf Ernährung und Hygiene. Sie beginnen, Familienangehörige zu täuschen.

Prävention als bester Schutz

In der Therapie müssen die Abhängigen vom ersten Tag an auf Handy, Spielkonsole und PC verzichten, lediglich abends dürfen sie ein wenig fernsehen. Für sie wird ein regelmäßiger Tagesablauf mit festen Strukturen geschaffen, der Schule, Werken und Sport beinhaltet. Zahlreiche Kliniken bieten mittlerweile Therapien an. Die Abrechnung mit den Krankenkassen erfolgt über parallel auftretende Krankheiten wie Depressionen oder Schlafstörungen.

Doch bevor es so weit kommt, sollten Eltern genau darauf achten, wie lange ihr Nachwuchs an der Konsole oder am PC verbringt. Auch hier gilt, dass Prävention die beste Therapie ist.