Israel kritisiert Rückgabe jüdischer Kulturgüter an den Irak

Von Ingo Krüger
29. August 2013

Seit der Zeit der babylonischen Gefangenschaft um 586 v. Chr. leben Juden auf dem Gebiet des heutigen Iraks. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts spielten Juden eine bedeutende Rolle, ihre Zahl belief sich 1948 auf etwa 120.000. Nach dem arabisch-israelischen Krieg 1948 verließen sie aufgrund von Verfolgungen und Pogromen fast vollständig das Land. Die meisten flohen in den neu gegründeten Staat Israel, heute leben weniger als 100 Juden im Land.

Nach dem Ende des zweiten Irakkriegs im Mai 2003 fanden US-Soldaten in einem Gebäude des ehemaligen Geheimdienstes von Präsident Saddam Hussein das Archiv der irakischen jüdischen Gemeinden nebst zahlreicher Sakralgeräte. Sie lagerten in einem halb unter Wasser stehenden Keller. Unter diesen Gegenständen befanden sich etwa eine hebräische Bibel von 1568 und ein babylonischer Talmud von 1793. Alle Fundsachen wurden in die USA gebracht, um sie dort zu restaurieren und aufzubewahren. Im Sommer 2014 soll die irakische Regierung sie zurückerhalten.

Dies stößt in Israel jedoch auf heftige Kritik. Viele Wertsachen seien während der Herrschaft Saddam Husseins verkauft oder im Keller des Geheimdienstes unter Verschluss gehalten worden. Sie seien für Forscher und interessierte irakische Juden dadurch unzugänglich gewesen, so der Vorwurf. Die Kulturgüter dürften daher nicht nach Bagdad zurücktransportiert werden.

Behörden im Irak und den USA bestätigten jedoch bereits die Existenz eines Vertrages über die Rückgabe der Kulturgüter. Israelische Experten fürchten jedoch, dass sie dort weder geschützt noch gepflegt würden. Das schriftliche Erbe des babylonischen Judentums würde damit unwiederbringlich verlorengehen.