Archäologen entdecken riesige Tempelanlage auf den schottischen Orkney-Inseln

Von Ingo Krüger
19. August 2014

Die Orkney-Inseln im Norden Schottlands gelten als "Ägypten des Nordens". Der aus etwa 70 kleineren und der Hauptinsel Mainland bestehende Archipel ist seit knapp 12.000 Jahren besiedelt. Es finden sich dort Megalithanlagen, Steinkreise und Henges.

Fast alles auf Orkney ist aus Stein gebaut. Tausende Fundorte, die Mehrzahl unberührt, gibt es dort: mesolithische Lagerplätze und eisenzeitliche Siedlungen, Überreste altnordischer Versammlungshallen sowie Ruinen mittelalterlicher Paläste.

Ähnlichkeiten zu Akropolis

Nun haben schottische Wissenschaftler auf der Landzunge Ness of Brodgar, unweit von Kirkwall, der Hauptstadt der Orkneys, eine rund fünf Jahrtausende alte Tempelanlage freigelegt.

Einer der an den Ausgrabungen beteiligten Archäologen verglich die Anlage mit der Akropolis in Athen. Sie sei auch als Ausdruck von Reichtum und Macht anzusehen. Die Erbauer hätten mit ihr ein Statement abgeben wollen. Sie sollte den Betrachter beeindrucken und begeistern.

Mögliche Funktion des alten Bauwerks

Der genaue Zeitpunkt des Baus ist jedoch noch vage, wahrscheinlich ist die Anlage rund 5000 Jahre alt. Es ist zudem auch nicht bekannt, an wen sie sich genau richtete, ebenso der Zweck. Zwar wird sie als Tempel charakterisiert, doch es ist denkbar, dass sie unterschiedliche Funktionen innehatte.

Bekannt ist, dass dort Menschen zusammenkamen, um jahreszeitliche Rituale abzuhalten, Feste zu feiern und Handel zu treiben. Doch irgendwann um das Jahr 2300 v. Chr. ging alles zu Ende. Der Grund dafür ist unbekannt, allerdings wurde der uralte Tempel nicht länger betrieben und teilweise zerstört - gewollt und symbolisch.

Die Archäologen gehen davon aus, dass sie bei ihren Ausgrabungen noch weitere interessante Entdeckungen machen werden. Bisher haben sie erst zehn Prozent auf dem Ness of Brodgar freigelegt. Viele weitere Steinbauten befinden sich dort noch verborgen in der Erde.