Archäologie - Definition, Geschichte, Spezialgebiete, Methoden und Präsentation

Unter Archäologie versteht man Altertümerkunde. Sie beschäftigt sich mit der kulturellen Entwicklung der Menschen. Man unterscheidet u.a. die prähistorische Archäologie, die klassische Archäologie sowie die Mittelalterarchäologie. Lesen Sie, womit sich die Archäologie befasst, was in Sachen Ausgrabung und Altersbestimmung möglich ist und wie und wo archäologische Austellungsstücke öffentlich präsentiert werden.

Von Jens Hirseland

Definition

Der Begriff Archäologie stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt soviel wie Altertümerkunde. Sie dient dazu, die Vergangenheit und die kulturelle Entwicklung der Menschheit zu erforschen.

Die Archäologie, die man auch als Altertumswissenschaft bezeichnet, befasst sich mit der Entwicklung der Menschheit und ihren Hinterlassenschaften aus vergangenen Epochen. Dazu gehören unter anderem

  • Bauwerke
  • Kunstgegenstände
  • Waffen
  • Werkzeuge oder
  • alltägliche Gebrauchsgegenstände.

Die Geschichte der Archäologie

Die Archäologie geht der kulturellen Entwicklung der Menschheit nach. Ihren Ursprung hat sie im 15. Jahrhundert.

Erste Dokumentationen der Antike

Als Begründer der modernen Archäologie gilt der Italiener Cyriacus von Ancona (etwa 1391 bis etwa 1455). Der italienische Humanist und Kaufmann reiste durch viele Länder und fertigte dabei Abschriften und Zeichnungen von antiken Inschriften an, damit sie nicht in Vergessenheit gerieten. Allerdings behielt er seine Aufzeichnungen für sich.

Während der Renaissance stieg das Interesse an römischen und griechischen antiken Zeugnissen an. So wurden mit großer Begeisterung Gegenstände des Altertums gesammelt.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts ging man daran, Denkmäler akribisch zu erfassen. Es entstanden erste Kataloge und Enzyklopädien von antiken Zeugnissen, die man mit Holzschnitten und Kupferstichen illustrierte.

Die ersten Ausgrabungen

Schließlich begannen auch die ersten Ausgrabungen. Die älteste archäologische Grabung wird auf das Jahr 1685 zurückgeführt.

In diesem Jahr grub man im französischen Cocherel, in der oberen Normandie, eine neolithische Grabkammer aus. Umfangreiche Ausgrabungen wurden auch 1690 in Jütland durch den deutschen Universalgelehrten Johann Daniel Major (1634-1693) durchgeführt, der Hügelgräber öffnen ließ, um auf diese Weise die Herkunft der Einwohner festzustellen.

Fossilien und antike Schätze werden ausgegraben
Fossilien und antike Schätze werden ausgegraben

Verbreitung und Entwicklung archäologischer Forschungsmethoden

Zunächst genoss die Archäologie trotz wachsender Beliebtheit jedoch noch keinen großen Stellenwert in der Wissenschaft, da man seinerzeit der Ansicht war, dass nur die Bibel und historische Quellen sich dazu eigneten, die menschliche Vergangenheit zu interpretieren. So nahm man an, dass die Menschheit erst 4.000 Jahre vor Christus entstanden wäre.

Mit der Zeit setzten sich die archäologischen Forschungsmethoden jedoch Schritt für Schritt durch. Eine der ersten bahnbrechenden Schlussfolgerungen schaffte Jacques Boucher de Perthes (1788-1868), ein französischer Amateurarchäologe, dem es gelang prähistorische Artefakte richtig zuzuordnen.

Im Jahr 1837 entwarf der dänische Altertumsforscher Christian Jürgensen Thomsen (1788-1865) das Dreiperioden-System, das in seinen Grundzügen auch heute noch gültig ist. Dieses System teilte die Vorgeschichte der Menschen in drei Phasen ein: Steinzeit, Eisenzeit und Bronzezeit.

Zu den ersten Ausgrabungen im großen Stil kam es ab dem 18. Jahrhundert in den antiken Stätten Herkulaneum und Pompeji. So gelang es 1768 die Basilika und das Theater der Stadt Herkulaneum freizulegen.

Schließlich begann auch die Ägyptologie, durch Napoleons Feldzug in Ägypten im Jahr 1798, ihren Anfang zu nehmen. Durch den Fund des Steins von Rosetta war es möglich, endlich die ägyptischen Hieroglypen zu entziffern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Archäologie schließlich zu einer anerkannten Wissenschaft.

Gebiete der Archäologie

Der Umfang der Altertümerkunde ist mannigfaltig und reicht zurück bis in die Zeit vor etwa 2,5 Millionen Jahren. Zwar ist Archäologie noch eine relativ junge Wissenschaft, dennoch ist ihre Ausdehnung so groß, dass sie im Laufe der Zeit in immer mehr thematische Spezialgebiete unterteilt wurde.

Dazu gehört zum Beispiel die prähistorische Archäologie, die den Zeitraum von ca. 2,5 Millionen Jahren v. Chr. bis zur Frühgeschichte umfasst. Die klassische Archäologie befasst sich dagegen ausschließlich mit der Antike und forscht nach Hinterlassenschaften der alten Römer und Griechen. Die Mittelalterarchäologie beschäftigt sich wiederum speziell mit dem Mittelalter.

Weitere Spezialgebiete sind

  • die Neuzeitarchäologie
  • die christliche Archäologie
  • die Ägyptologie
  • die Keltologie
  • die christliche Archäologie
  • die vorderasiatische Archäologie
  • die Paläopathologie
  • die Archäozoologie
  • die Archäobotanik
  • die Altamerikanistik und
  • die Industriearchäologie.

Die Aufteilung erfolgt dabei entweder nach bestimmten Themen oder Regionen. Auch Zeugnisse der jüngeren Geschichte, wie zum Beispiel Bunker aus dem 1. oder 2. Weltkrieg, werden mit archäologischen Methoden untersucht.

Während die Archäologie der Vorgeschichte sich meist auf die materielle Kultur beschränkt, kann die Archäologie der Frühgeschichte teilweise auch auf Schriftquellen zurückgreifen, die jedoch im Unterschied zu den Geschichtswissenschaften nicht im Mittelpunkt ihrer Forschung stehen. Stattdessen befassen sich Archäologen meist mit bestimmten Zeitabschnitten, die sich nicht immer dokumentieren lassen.

Dies kann der Übergang des Menschen vom Jäger und Sammler zum Bauern oder das Entstehen der ersten Städte sein. Häufig besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen Archäologen und Historikern.

Nach besonderen Fundplätzen unterteilt man die Archäologie zudem in

  • Küstenarchäologie
  • Gletscherarchäologie
  • Schlachtfeldarchäologie
  • Trassenarchäologie
  • Stadtarchäologie und
  • Unterwasserarchäologie.

Als besondere Methoden gelten

  • Experimentelle Archäologie
  • Archäoinformatik
  • Geoarchäologie
  • Archäometrie und
  • Luftbildarchäologie.

Als Nachbarsdisziplinen gelten

  • Anthropologie
  • Epigraphik
  • Geophysik
  • Geschichtswissenschaft
  • Historische Klimatologie und Paläoklimatologie
  • Numismatik
  • Paläographie
  • Paläontologie und
  • Philologie.

Klassische Archäologie

Als klassische Archäologie bezeichnet man ein Gebiet, das sich mit der Antike beschäftigt. Dabei liegt der Schwerpunkt vor allem bei den alten Römern, Griechen und Etruskern.

Die Epoche, mit der sich die klassische Archäologie beschäftigt, liegt etwa zwischen 2000 v. Chr. und 500 n. Chr. Ebenfalls zur klassischen Archäologie zählt man die Ägäische Vorgeschichte sowie die Etruskologie.

Prähistorische Archäologie

Unter prähistorischer Archäologie versteht man die Beschäftigung mit der Vor- und Frühgeschichte der Menschheit. Dieses Spezialgebiet beginnt ab einem Zeitraum von etwa 2,5 Millionen Jahren und endet mit der Frühgeschichte, zu der die römische Kaiserzeit, die Zeit der Völkerwanderungen und das frühe Mittelalter gehören.

Archäologie des Mittelalters

Wenn die Frühgeschichte endet, was ungefähr ab dem 9. Jahrhundert der Fall ist, beginnt die Mittelalterarchäologie, die den Bogen bis zur Neuzeitarchäologie spannt. Ein Unterschied zur prähistorischen Archäologie besteht darin, dass in einem Zeitraum gearbeitet wird, in dem auch Schriftquellen verfügbar sind. Darüber hinaus untersucht die Archäologie des Mittelalters auch Baubestand, wofür sie auf Methoden der historischen Bauforschung zurückgreift.

Neuzeitarchäologie

Der Schwerpunkt der Neuzeitarchäologie liegt bei den materiellen Hinterlassenschaften der Neuzeit. Der Wirkungskreis dieses Fachgebietes beginnt ab dem 16. Jahrhundert und endet in der Zeitgeschichte. Allerdings erfährt die Neuzeitarchäologie in Deutschland nur wenig Akzeptanz.

Industriearchäologie

Die Industriearchäologie ist ein Teilbereich der Neuzeitarchäologie. Zu diesem Fachgebiet gehört die Erforschung von frühen industriellen Anlagen. Dabei kann es sich um Porzellanmanufakturen oder Eisenwerke handeln.

Ägyptologie

Die Ägyptologie gehört zu den archäologischen Gebieten, denen ein geographischer Schwerpunkt zugrunde liegt. So widmet sich die Ägyptologie ausschließlich dem alten Ägypten aus der Zeit um 3000 v. Chr. bis ca. 400 n. Chr.

Methoden der Archäologie

Zu den bekanntesten Methoden der Archäologie gehört die Ausgrabung. Dabei werden archäologische Funde meist aus dem Erdboden freigelegt.

Allerdings stellen die Grabungen nur einen Bruchteil der archäologischen Arbeit dar. Der weitaus größere Arbeitsanteil liegt im

  • Dokumentieren
  • Auswerten
  • Archivieren und
  • Konservieren

der einzelnen Fundstücke. Besonders wichtig ist es, das Alter des Fundes zu bestimmen.

Ausgrabungen

Die bekannteste Forschungsmethode der Archäologie ist die Ausgrabung. Dabei werden Fundstücke archäologisch oder paläntologisch vom Erdboden oder aus Gestein freigelegt.

Dieser Vorgang wird mit wissenschaftlicher Genauigkeit dokumentiert. Das Ausgraben von Fundstücken ist aber nur ein kleiner Teilbereich der Quellenerschließung. So müssen die Funde auch ausgewertet, dokumentiert, konserviert und archiviert werden.

Archäologische Ausgrabungen mit kleinem Handwerkzeug und Pinsel
Archäologische Ausgrabungen mit kleinem Handwerkzeug und Pinsel

Archäologische Voruntersuchungen

In der heutigen Zeit entdeckt man archäologische Fundstücke zumeist bei Bauarbeiten. Bevor diese Funde endgültig zerstört werden, bemüht sich die archäologische Denkmalpflege sie auszuwerten. Forschungsgrabungen, die in erster Linie der Wissenschaft dienen und ohne Zeitdruck erfolgen können, sind dagegen eher selten.

Eine Ausgrabung beginnt stets durch archäologische Voruntersuchungen. Dazu gehören u.a.

  • Luftbildarchäologie
  • magnetische Sondierungen
  • Suchgräben und
  • die Messung des Bodenwiderstands.

Auf diese Weise entsteht ein genaues Bild der Grabungsstelle, wodurch sich die Ausgrabung besser planen lässt. Für die Ausgrabung können verschiedene Techniken zum Einsatz kommen. Da eine Grabung auch zur Zerstörung des Befundes führt, macht man den Fundplatz durch eine genaue Dokumentation bis ins kleinste Detail rekonstruierbar.

Prospektion

Die Erkundung und Erfassung von Fundstätten bezeichnet man in der Archäologie als Prospektion. Dabei kommen verschiedene zerstörungsfreie Methoden wie Geländebegehung Phosphatanalysen sowie geophysikalische Methoden wie Bodenradar oder geomagnetische Kartierung zur Anwendung.

Relative und absolute Chronologie

Ebenso wichtig wie die Ausgrabung eines Fundes, ist die Bestimmung seines Alters. Dabei unterscheidet man zwischen relativer Chronologie und absoluter Chronologie.

Bei der relativen Chronologie wird das Fundstück in Bezug zu einem anderen Fund gesetzt, also ob es genau so alt, jünger oder älter ist. Die entsprechenden Methoden bezeichnet man als

  • Fundkombination von geschlossenen Funden
  • Chorologie und
  • Stratigraphie.

Im Falle einer absoluten Chronologie ordnet man dem Fundstück ein absolutes Datum wie Jahr oder Jahrhundert zu. Hier werden

  • 14C-Datierung (für organische Stoffe)
  • Thermolumineszenzdatierung (für Keramik)
  • Kalium-Argon-Methode (für Gestein) und
  • Dendrochronologie (für Holz)

angewandt. Von grundlegender Bedeutung für das Einordnen des Fundmaterials ist die Typologie bzw. Typographie, bei der die Objekte nach Kriterien wie Material und Form klassifiziert werden. Auf diese Weise können Vergleiche mit Funden an anderen Ausgrabungsplätzen angestellt werden.

Archäometrie

Für das Bestimmen des Fundmaterials kommt in der Regel die Archäometrie zur Anwendung. Darunter versteht man sämtliche naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden von archäologischem Material. So verwendet man zur genauen Untersuchung von Artefakten u.a.

  • Röntgenaufnahmen
  • Spektralanalysen
  • Mikroskope
  • Laserscans
  • chemische Analysen sowie
  • Ultraschall- und Infrarotaufnahmen.

Präsentation

Die Öffentlichkeit erfährt von archäologischen Funden auf verschiedene Weise. Dazu gehören unter anderem

Fossilien können in archäologischen Parks bewundert werden
Fossilien können in archäologischen Parks bewundert werden

Hobbyarchäologen haben auch die Möglichkeit, an einer Ausgrabungsreise teilzunehmen.

Ausgrabungsarbeit

Bevor archäologische Fundstücke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können, müssen sie zunächst einmal ausgegraben und ausgewertet werden. Das populärste Betätigungsfeld der Archäologie ist zweifellos die Ausgrabung, die ihren Reiz vor allem in dem Auffinden und Erschließen von neuen und unbekannten Zeugnissen der Vergangenheit hat.

Das Ausgraben stellt jedoch nur einen Teil der archäologischen Arbeit dar, denn bevor man ein Fundstück ausstellen kann, muss es nach der Ausgrabung erst einmal dokumentiert, ausgewertet, konserviert und archiviert werden. Mitunter können die wissenschaftlichen Untersuchungen viele Jahre in Anspruch nehmen.

Öffentlichkeitsarbeit

Um die Öffentlichkeit an archäologischen Funden teilhaben zu lassen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Publik gemacht werden die Funde zumeist in Fachzeitschriften, Fachbüchern oder populärwissenschaftlichen Publikationen.

Wesentlich reizvoller ist es für Hobbyarchäologen natürlich, die Fundstücke selbst einmal in Augenschein nehmen zu können. Diese Möglichkeit bieten vor allem Museen mit ihren zahlreichen archäologischen Sammlungen.

Viele Museen haben sich zudem auf bestimmte Fachgebiete spezialisiert. So gibt es zum Beispiel

  • Museen für Ägyptologie
  • Museen für Ur- und Frühgeschichte
  • Museen für das antike Griechenland sowie
  • Nationalmuseen oder
  • Römermuseen.

Eine weitere Möglichkeit zur Besichtigung bieten

  • spezielle Führungen
  • oberirdische Bodendenkmäler wie beispielsweise Reste von Siedlungen, Bestattungsplätzen oder Festungsanlagen, sowie
  • spezielle archäologische Parks wie der Archäologische Park Cambodunum im bayerischen Kempten, der sowohl eine Ausgrabungsstätte als auch ein Museum über den römischen Siedlungsort Cambodunum ist.

Allerdings enthalten archäologische Parks oftmals auch Rekonstruktionen, weswegen sie wissenschaftlich umstritten sind.

Eine andere Möglichkeit archäologische Fundstücke zu betrachten, sind museumsdidaktische Vorführungen. Dabei versucht man den Besuchern die Ausstellungsstücke durch methodisch-didaktische Konzepte näher zu bringen.

  • Colin Renfrew und Paul G. Bahn Basiswissen Archäologie: Theorien - Methoden - Praxis, Zabern, 2009, ISBN 3805339488
  • Ulrich Sinn Einführung in die Klassische Archäologie, C.H.Beck, 2000, ISBN 3406454011
  • Tonio Hölscher Klassische Archäologie: Grundwissen, Theiss, 2002, ISBN 3806216533

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.