Ressentiments gegen Sinti und Roma: Lehren aus dem "Fall Maria"

Von Nicole Freialdenhoven
13. November 2013

Der "Fall Maria" sorgte vor einigen Wochen für ein Rauschen im europäischen Blätterwald: Ein kleines Mädchen mit weißblonden Haaren, das bei dunkelhaarigen Roma-Eltern in Griechenland gefunden wurde: Das arme Kind musste ja wohl entführt worden sein!

Maria ist kein "gestohlenes" Kind

Die kleine Maria wurde den Eltern weggenommen und einer Kinderhilfsorganisation in Athen übergeben. Die Geschichte ihrer Ziehmutter, das sie das Kind einer anderen Roma-Frau aus Bulgarien aufgenommen hatte, stellt sich später als wahr heraus.

Doch zu diesem Zeitpunkt hatte sich ganz Europa schon begierig auf die Geschichte der "kinderstehlenden Zigeuner" gestürzt.

Das Klischee ist mehrere Jahrhunderte alt und noch in den 60er Jahren drohten Eltern dem ungehorsamen Nachwuchs damit, dass "dich die Zigeuner holen, wenn du nicht brav bist".

Zigeuner als Negativbeispiel in der Gesellschaft

Experten erklären das Festhalten an diesem Klischee damit, dass Europäer die "wilden" Roma als Negativbeispiel nutzen um sich stolzer auf die eigene Zivilisation und ihre Errungenschaften zu fühlen.

Der "Kinderraub" verlaufe in Europa tatsächlich andersherum: Roma-Eltern werden wesentlich häufiger die Kinder weggenommen als anderen Eltern, so die Statistiken.

Dies zeige auch der Fall Maria, denn auch wenn das Mädchen ein wenig schmutzig war, stellte sie sich doch als gesund und guternährt heraus - was mehr ist, als viele andere Kinder in Europa haben.