Das Urvertrauen als Grundlage für Vertrauen - Merkmale und Tipps, um Vertrauen zu gewinnen

Vertrauen zu schenken, ist immer eines der größten und unbezahlbaren Geschenke zwischen Menschen. Als erforderliche Grundlage gilt das Urvertrauen. Leider gibt es kaum einen Schutz, das eigene Vertrauen in jemanden und sogar in sich selbst vor Vertrauensmissachtung zu bewahren. Der menschliche Geist reagiert in vielen schwierigen Situationen instinktiv mit Vertrauen oder Misstrauen. Dieser Schutzmechanismus wird durch die Lebenserfahrung, durch neue Eindrücke und vergangene Erlebnisse hervorgerufen. Informieren Sie sich über die Merkmale des Urvertrauens und über Wege, Vertrauen zu gewinnen.

Von Marco Stephan

Vertrauen - der Glaube an das Gute

Im Kindesalter vertrauen wir allem und jedem. Haben wir noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, so gibt es keinen Grund, einem Anderen keinen Glauben zu schenken oder misstrauisch zu sein.

Doch mit jeder negativen Erfahrung, die ein Kind sammelt, wächst auch das Misstrauen in ihm und es lernt, dass man nicht allem blind vertrauen kann, sondern einige Dinge auch immer wieder hinterfragen sollte. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass man auch Kinder schon eigene Erfahrungen sammeln lässt und ihnen nicht alle Entscheidungen abnimmt. Denn so schmerzhaft eine schlechte Erfahrung auch sein kann, sie lehrt uns auch im Leben immer die Augen offen zu behalten.

Wenn man vertraut, dann überlässt man einem anderen Menschen eine Verantwortung, die man selbst nicht tragen kann oder möchte. Dies setzt voraus, dass man dem anderen zutraut, sich um eine wichtige Angelegenheit zu kümmern.

Misstrauen ist die gegensätzliche Schutzreaktion des Menschen, um zu verhindern enttäuscht zu werden oder eine Gefahr einzugehen. Der Zwiespalt zwischen Vertrauen und Misstrauen ist ein schwieriger innerer Kampf, den jeder mit sich selbst ausfechten muss.

Im Beruf und privat: Warum Vertrauen wichtig ist

Vertrauen wird im Alltagsgebrauch vor allem für einen Zustand verwendet, bei welchem man sich auf andere Mitmenschen verlässt und daran glaubt, auf diese zählen zu können. Darüber hinaus gibt es aber noch zahlreiche weitere theoretische Ansätze, welche die Bedeutung von Vertrauen genauer definieren. Doch warum ist Vertrauen im beruflichen und privaten Bereich überhaupt so wichtig?

Vertrauen aus privater Sicht

Vertrauen spielt in eigentlich allen Lebensbereichen unserer Gesellschaft eine Rolle. Am ehesten können wir dessen Bedeutung im zwischenmenschlichen Bereich erfahren.

So können wir uns nur in der Gegenwart von Menschen entspannen, denen wir vertrauen. Manchmal geht dies sogar so weit, dass wir nur wirklich wir selbst sind, solange keine Menschen da sind, welchen wir nicht vertrauen.

Nichtsdestotrotz erfährt man die Bedeutung einer Sache oft erst dann, wenn diese nicht mehr da ist. So verhält es sich auch mit dem Vertrauen.

Man denke nur an eine Partnerschaft, bei welcher es beispielsweise in Form des Fremdgehens zu einem Vertrauensbruch kam. Selbst Jahre nach diesem Ereignis kann das Vertrauensverhältnis noch immer gestört sein, wodurch es zu Problemen und Konflikten im Alltag kommt.

Vertrauen aus wirtschaftlicher Sicht

Die Wissenschaft hat das Vertrauen in vielerlei Hinsicht untersucht. Widmet man sich diesen verschiedenen Standpunkten, kann auch leicht nachvollzogen werden, warum Vertrauen im privaten und beruflichen Bereich eine derart zentrale Rolle spielt.

Die Wirtschaftswissenschaften sehen beispielsweise das Vertrauen als die Grundlage für funktionierende Märkte. Schließlich sind Transaktionen erst möglich, wenn man seinem Geschäftspartner vertraut und davon ausgeht, dass er seinen Verpflichtungen nachkommt.

Vertrauen aus soziologischer Sicht

Die Soziologie sieht im Vertrauen wiederum das Bestreben des Menschen, die Komplexität seiner Umwelt herabzusenken. Ohne Vertrauen müssten wir schließlich viel mehr Aufwand betreiben und könnten auch keine sozialen Bindungen eingehen.

Vertrauen aus politischer Sicht

In den Politikwissenschaften wird dagegen vom Institutionenvertrauen ausgegangen. Ohne dieses wäre unsere demokratische Gesellschaft nicht denkbar, da wir es den Parteien und öffentlichen Apparaten nicht zutrauen würden, unsere Interessen zu vertreten. Des Weiteren gibt es noch zahlreiche weitere Forschungsansätze, welche die Bedeutung des Vertrauens für den Alltag in immer anderen Perspektiven beleuchten.

Fazit

Insgesamt ist Vertrauen eine wichtige Grundlage für ein funktionierendes Zusammenleben und effektives Arbeiten. Dies ist auch der Grund, warum viele Unternehmen mit modernen Mitarbeiterphilosophien dermaßen erfolgreich sind. Durch das aufgebaute Vertrauen werden nämlich Prozesse beschleunigt und die Kommunikation gefördert, was die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärkt.

Das Urvertrauen als Grundlage

Das Vertrauen in andere kann man nur erlangen, wenn man die Kraft hat, sich selbst zu vertrauen. Ist man selbstbewusst genug und weiß, dass man alles schaffen kann wenn man nur möchte, dann braucht man auch keine Angst vor anderen zu haben.

Fühlt man sich jedoch unterlegen und glaubt nicht daran, gegen das Können oder die Stärke eines anderen anzukommen, so vertraut man weder sich noch dem Gegenüber. Der Schutz der eigenen Sicherheit und Selbstkontrolle prägt uns ein Leben lang.

Der Wunsch nach Erfolg, Gesundheit und Zufriedenheit kann nur erfüllt werden, wenn wir uns mit allem was wir tun, sicher sind und fest an uns glauben. Vertraut man sich selbst, so kann man auch darauf vertrauen, dass das Gute auch in anderen schlummert.

Fast jeder hat sich im Laufe seines Lebens schon einmal gefragt, warum wir denn eigentlich in der Lage sind, anderen Menschen zu vertrauen. Ein wichtiger Aspekt, welcher in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle spielt, ist das so genannte Urvertrauen.

Ein Versuch der Definition

Eine genaue Definition von Urvertrauen fällt schwer, da sich selbst die Wissenschaft diesbezüglich nicht ganz einig ist und es verschiedene Ansätze gibt. Prinzipiell kann man aber sagen, dass Urvertrauen die grundsätzlichste aller Vertrauensformen ist. Man könnte es zudem mit dem Glauben in das Gute dieser Welt gleichsetzen.

Betrachtet man das Urvertrauen aus wissenschaftlicher Perspektive, dann lassen sich vor allem zwei Ansichten nennen, welche dieses Phänomen beschreiben. So gibt es einerseits den tiefenpsychologischen Ansatz, welcher durch den Psychologen Erikson entwickelt wurde.

Dieser behauptet, dass Säuglinge bereits während der frühen oralen Phase ein Gefühl entwickeln, wem oder was sie vertrauen können und welche Situationen eine Gefahr darstellen. Alle positiven Erfahrungen sorgen dabei für eine Stärkung des Urvertrauens, wohingegen Negativerfahrungen dieses schwächen.

Ein weiterer wichtiger Ansatz stammt aus der Biosoziologie und wurde durch den Soziologen Claessens initiiert. Die Biosoziologie geht davon aus, dass ein Mensch im Alter von etwa einem Jahr eine Art zweite Geburt erlebt, bei welcher festgelegt wird, ob sich bei ihm ein Urvertrauen oder Urmisstrauen entwickeln wird.

Diese Entscheidung, zu welcher Entwicklung es kommt, ist einerseits unumstößlich, andererseits auch das Ergebnis aller vorherigen Erfahrungswerte. Im späteren Leben sorgen dann selbst andersartige Erfahrungen nicht mehr dafür, dass dieses Urvertrauen oder Urmisstrauen jemals vollständig abgebaut werden könnte.

Doch wie schafft man es, Urvertrauen und somit auch Vertrauen zu gewinnen?

Vertrauen fördern, wieder aufbauen und zurückgewinnen

Wie bereits angedeutet, spielen demnach die frühen Lebensjahre und insbesondere das erste Lebensjahr selbst eine Schlüsselrolle, inwiefern das Kind später einmal Vertrauen aufbauen kann. Es ist deshalb sinnvoll zu wissen, inwiefern das Urvertrauen gefördert werden kann und welche Umstände dieses negativ beeinträchtigen.

Förderlich wirkt sich eine stabile und liebevolle Umgebung aus, in welcher dem Säugling stets das Gefühl gegeben wird, dass sich um ihn gekümmert wird. Negativ wirken hingegen

Eine stabile und liebevolle Umgebung im ersten Lebensjahr stärkt das Urvertrauen
Eine stabile und liebevolle Umgebung im ersten Lebensjahr stärkt das Urvertrauen

Sich der eigenen Verantwortung bewusst werden

Im Heranwachsen eines Menschen können unzählige Fehler erfolgen und viele Unfälle geschehen. Man kann einen Menschen nicht voll und ganz vor den Gefahren des Lebens und vor den Fehlern anderer oder der eigenen Fehler beschützen. Man kann sein Bestes geben und sich immer wieder hinterfragen, ansonsten liegt es am heranwachsenden Menschen selbst, sich im entsprechenden Alter - beim einen bereits mit 14 Jahren beim anderen erst ab 35 Jahren - der Herausforderung zu stellen und der eigenen Verantwortung bewusst zu werden, die Wunden auszubessern, die im Laufe der vergangenen Jahre durch andere und einen selbst entstanden sind.

Wenn man selbst die negative Entwicklung begünstigt

Viele Menschen klagen in der heutigen Zeit darüber, dass ihnen das Vertrauen in andere Menschen fehlt, dass sie als ersten Gedanken einen Gedanken der Vorsicht haben und nicht von vornherein einem Menschen Gutes unterstellen, sondern eher Berechnung und eigenen Vorteil. Jene Menschen bekamen ein entsprechendes negativ basierendes Verhalten vorgelebt oder haben im Laufe ihres Lebens so viele Erfahrungen in der Richtung erlebt, dass sie daraus eine entsprechende Vorsicht entwickelt haben.

Doch nicht immer bleiben die Erfahrungen negativ und ab einem bestimmten Zeitpunkt im Leben ist man es selbst, der die negativen Entwicklungen hervorruft und unterstützt - aus Mangel an Vertrauen - aus Mangel an Urvertrauen. Ist das Urvertrauen, das jedem Säugling beim ersten Atemzug in die neue Welt mitgegeben wird, erst einmal gebrochen, bedarf es intensiver, positiver Erfahrungen und Geduld von außen und vor allem von sich selbst, um mit der Zeit immer mehr Vertrauen zu gewinnen. Vertrauen ist mitunter so zerbrechlich wie Glas.

Knüpft man es an einen Menschen und wird man von diesem Menschen entscheidend verletzt, dann kann die Konsequenz schnell darin liegen, dass man nicht nur dem Menschen sein Vertrauen entzieht, sondern auch allen anderen um einen stehenden Menschen. Ganz egal, ob diese Menschen etwas mit dem anderen und dem Thema zu tun haben oder nicht.

Menschen, die Ihr Vertrauen verlieren, sind wie scheue Wesen, denen man Schritt für Schritt mit Sensibilität und stabilem Vertrauen begegnen muss, um der Unsicherheit und dem gebrochenen Vertrauen nicht weiter belastend zu wirken, sondern für Verbesserung und positive Erfahrungen zu sorgen. Wissen Sie um das mangelnde Vertrauen bei einer Ihnen nahestehenden Person, dann versuchen Sie sich dessen stets bewusst zu sein, wenn Sie mit der Person zu tun haben.

Ein behutsamer Umgang mit Menschen welche das Vertrauen verloren haben ist sehr wichtig
Ein behutsamer Umgang mit Menschen welche das Vertrauen verloren haben ist sehr wichtig

Urvertrauen aufbauen

Wenn Sie einer Person positive Erfahrungen schenken wollen und dadurch an dem Aufbau des Urvertrauens mithelfen wollen, dann versetzen Sie sich immer wieder in die Lage des anderen und begegnen Sie ihm ab und an sensibel. Das Urvertrauen verloren zu haben, ist längst kein unwiederbringlicher Verlust, sobald Sie sich darüber bewusst sind, dass es Ihre innere Bereitschaft ist, die das Urvertrauen gebrochen hält und Sie durch das Suchen von positiven Erfahrungen zum Thema Vertrauen entscheidend zur Heilung Ihrer Vertrauensproblematik beitragen können.

Sie können die Kraft in sich spüren, sobald Sie bereit sind, sich dem Thema des Urvertrauens zu stellen. Erfahren Sie den Zugewinn an Stärke und Lebensqualität, wenn Sie sich Ihren Wunden stellen und daran arbeiten, dass sich die Wunden nicht länger im Dunkeln verstecken oder von Ihnen grandios begründet werden können. Lassen Sie Ihre Wunden heilen und leben Sie ein erfüllteres und schmerzfreieres, positives Leben.

Die Grundlagen kennen

Damit dies gelingt, ist es zunächst einmal wichtig, sich die Grundlagen des Urvertrauens bewusst zu machen. Dies wären:

  • Vertrauen auf sich selbst (Selbstwertgefühl - "Ich bin es wert, dass man mich liebt.")
  • Vertrauen in Partner und Mitmenschen ("Ich kann dir vertrauen.")
  • Vertrauen in die Welt, in das Ganze ("Es ist lohnenswert, zu leben.")

Vertrauen könnte man als erlernte Entscheidung bezeichnen: Lernt man in früher Zeit, dass man einen Erfolg, den man aufgrund seines Könnens feiern konnte, wiederholen kann und dass Vertrauen von den meisten Menschen belohnt wird, kann man auch in Zukunft vertrauensvoll bleiben.

Wichtige Regeln und Verhaltensweisen

Die Grundregeln des Vertrauens lassen sich wie folgt formulieren:

  1. Kommunizieren: Wer offen (und regelmäig!) miteinander spricht, kann Vertrauen schaffen und erhalten.
  2. Authentisch und vertrauenswürdig sein: Es ist wichtig, das zu sagen, was man meint und das, was man sagt, zu glauben, zu fühlen und auch zu tun.
  3. Ehrlich sein: Bevor man lügt, sollte man lieber schweigen, alternativ ehrlich sagen, dass man über etwas nicht sprechen kann.
  4. Mesch sein: Bedeutet: Menschen machen Fehler; dies ist keine Schande, sondern etwas, mit dem man ehrlich umgehen sollte und woraus man lernen kann.
  5. Sich Zeit lassen: Vertrauen kann man nicht an einem Tag schaffen; ebenso ist im Laufe der Zeit auch eine Bewährungsprobe nötig, um dieses zu festigen.