Berliner Rentnerin wird zwei Tage nach Zwangsräumung ihrer Wohnung tot aufgefunden

Von Melanie Ruch
15. April 2013

Nachdem Berliner Behörden nach monatelangem Hin und Her die Wohnung einer Rentnerin auf Antrag der Eigentümerin schließlich doch noch zwangsräumten, starb die 67-Jährige zwei Tage später in ihrer Notunterkunft. Wie die Polizei mitteilte, sei am Donnerstagabend die Leiche einer 67-jährigen Frau in einer sogenannten Wärmestube im Berliner Stadtteil Wedding gefunden worden.

Es werde nun wegen ungeklärter Todesursache ermittelt und die Obduktion der Leiche sei ebenfalls angeordnet worden, heißt es. Die Wohnung der Seniorin in Berlin-Reinickendorf wurde zwei Tage vor ihrem Tod auf Antrag der Vermieterin zwangsgeräumt, weil die Seniorin ihre Miete mehrfach nicht bezahlt haben soll. Die Zwangsräumung war bereits für den Februar vorgesehen gewesen, doch damals hatten rund 200 Aktivisten vor der Wohnung der Frau gegen die Räumung demonstriert.

Eine Entscheidung des Landgerichts hatte die Räumung daraufhin kurzfristig verhindern können. Obwohl die Dame der Vermieterin eine Mietübernahmeerklärung des Sozialamtes vorweisen konnte, wollte diese die Zwangsräumung vollziehen lassen. Auch die Behörden ließen trotz eines ärztlichen Attestes der Dame über die Unzumutbarkeit einer Zwangsräumung nicht mit sich reden.

Die Frau soll bei der Räumung am vergangenen Dienstag, die wegen erneuter Proteste von rund 140 Polizeibeamten gesichert werden musste, nicht in ihrer Wohnung gewesen sein. Nach der Räumung kam die ältere Dame in einer Wärmestube unter. Dort habe sie am vergangenen Donnerstagvormittag unter starker Übelkeit und Brechreiz gelitten. Am Nachmittag habe sich die Dame dann zum Schlafen hingelegt und sei am Abend von einem Bewohner tot aufgefunden worden, heißt es.

Das Bündnis "Zwangsräumung verhindern" und die Initiative "Kälte Nothilfe" kritisieren das Vorgehen der Behörden nun aufs Schärfste. Da die Räumung trotz des ärztlichen Attestes vollzogen wurde, hätten die Behörden den Tod der Seniorin quasi in Kauf genommen, beklagen die Aktivisten.