Seeotter bringen Seegraswiesen zum Blühen

Von Heidi Albrecht
2. September 2013

Es wird ein Umdenken im Naturschutz gefordert, nachdem ein Forscherteam aus Kalifornien herausgefunden hat, dass es nicht immer zwingend notwendig ist, mit dem Schutz bei der untersten Schicht der Nahrungskette anzufangen. Die Forscher haben den Zusammenhang zwischen den Seegraswiesen an der Küste Kaliforniens und der Anwesenheit der Seeotter erforscht und dabei Erstaunliches herausgefunden.

In der Zeit, in der die Otter nicht in großen Massen dort lebten, gedieh das Seegras nur sehr schlecht. Am etwa 11 Kilometer langen Mündungstrichter vor San Francisco wird vom Ackerbau her sehr nährstoffreiches Wasser in das Meer gespült und so kommt es zu einer Überpopulation von Algen durch Überdüngung. Das Seegras wird von einem Teppich aus Algen überdeckt, welches dem Gras das Licht nimmt. Kehren die Seeotter zurück, so beginnt eine bislang unbekannte Kettenreaktion, die sich sehr positiv auf das Seegras auswirkt.

Die Seeotter fressen mit Vorliebe Krabben. Diese wiederum haben hauptsächlich Schnecken und kleine Meeresasseln auf ihrem Speiseplan. Verringert sich die Population der Krabben, dann können sich die Asseln und Schnecken viel schneller vermehren. Diese gelten als "Weidetiere" der Unterwasserwelt und machen sich mit einem Heißhunger über die Algen her. Die Folge: Die Seegraswiesen erblühen regelrecht.

Seegraswiesen sind ein wichtiger Lebensraum für zahlreiche Tiere und gelten als Kinderstube für unzählige Fischarten. Die Erkenntnis, dass sogar Tiere, die bei der Nahrungskette oben stehen, einen so gravierenden Einfluss auf das Ökosystem haben können, sollte zu einem raschen Umdenken im Naturschutz führen.