Lichtverschmutzung - Wenn die Nacht zum Tage gemacht wird

Lichtverschmutzung ist präsent und gehört ebenfalls zum Umweltschutz

Von Ingo Krüger
8. März 2011

Der Mensch verschmutzt die Umwelt nicht nur mit Lärm und Abgasen, sondern auch mit Licht. Diese sogenannte Lichtverschmutzung entsteht durch die Aufhellung des Nachthimmels durch von Menschen erschaffene, installierte und betriebene Lichtquellen.

Ausmaße der Lichtverschmutzung

In Großstädten ist dieses Phänomen aufgrund der Straßenbeleuchtung und Leuchtreklamen stärker zu beobachten als auf dem Lande. Die Lichtglocke über einer Kleinstadt mit etwa 30.000 Einwohnern ist noch in einer Entfernung von rund 25 Kilometern zu beobachten.

Ein bewölkter Himmel verstärkt die Lichter der Großstadt noch um das Zehnfache. Dies fanden Wissenschaftler um den Physiker Christopher Kyba vom Institut für Weltraumforschung der Freien Universität (FU) Berlin heraus. Der Effekt entstehe, so Kyba, aufgrund der Reflexion des Lichtes an der Wolkendecke. Die Ergebnisse ihrer Studie publizierten die Forscher in der Public Library of Science ("PLoS ONE").

Ziel der Physiker

Mit einem sogenannten "Sky Quality Meter" bestimmten die deutschen Physiker die Helligkeit am Himmel über Berlin und in einer ländlichen Gegend, ungefähr 32 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Für ihre Studie erfassten sie im Frühling und Sommer des vergangenen Jahres fünf Monate lang Daten.

Ihr kurzfristiges Ziel: Das Erstellen einer Datenbank, in der die Helligkeit von Nachthimmeln auf der ganzen Welt gesammelt wird. Langfristig wollen die Wissenschaftler umweltfreundlichere Beleuchtungen entwickeln und einführen.

Lichtverschmutzung beeinflusst bestehende Ökosysteme. So wie verschmutzte Meere, Böden oder Lufträume für viele Tiere und Pflanzen nicht mehr bewohnbar sind, so hat auch die fehlende Dunkelheit in der Nacht vielfältige Folgen. Das Wachstum von Pflanzen wird durch eine künstlich aufgehellte Umgebung beeinflusst. Auch Vögel und vor allem Insekten leiden unter der Verschmutzung durch Licht. Selbst die Gesundheit von Menschen ist durch den hellen Nachthimmel beeinträchtigt, wie Studien bestätigten. Störungen im Hormonhaushalt konnten schon nachgewiesen werden.

Die Forscher von der FU Berlin nehmen teil am Projekt "Verlust der Nacht", dass den sozio-kulturellen Folgen der künstlichen Beleuchtung nachgeht. So hat sich bei vielen Menschen der Tag-Nacht-Rhythmus verschoben. Während Menschen früher fast nur tagsüber aktiv waren und nachts schliefen, veränderte sich dieses Verhalten durch die permanente Verfügbarkeit von Licht. Noch ist nicht klar, welche Auswirkungen das auf den Menschen hat.