Wie viel Mikroplastik ist in Nahrung und Luft? Studie veröffentlicht bedenkliche Zahlen

Große Mengen Mikroplastik wandern über Essen, Trinken und Atemluft in den menschlichen Organismus

Von Cornelia Scherpe
4. Juli 2019

Legt man die Jahre der Menschheitsgeschichte zugrunde, ist die Nutzung von Plastik noch sehr jung. Kunststoff aus der Massenproduktion gibt es erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts, doch seitdem hat er sich über die gesamte Welt verbreitet. Den pragmatischen Aspekten im Alltag steht das Problem der Entsorgung gegenüber. Plastik zerfällt nur sehr langsam und belastet daher inzwischen global das Ökosystem. Seit es der Wissenschaft möglich ist, Mikroplastik nachzuweisen, findet man die winzigen Partikel überall und das in wachsender Zahl. Auch das menschliche Essen und die Luft sind inzwischen kontaminiert.

Belastung durch Ernährung und Atmung

Wie stark die Belastung ist, hat eine Studie in den USA untersucht und Erschreckendes aufgezeigt. Ein durchschnittlicher Erwachsener in den USA nimmt beim Konsum von Speisen und Getränken mindestens 39.000 und bis zu 52.000 Plastikpartikel auf - jedes Jahr. Hinzu kommt die Belastung beim Atmen, was die Jahresbilanz auf 74.000 bis 121.000 Partikel hebt.

Für die Studie der Universität in Victoria nahe Vancouver wurden 26 ältere Untersuchungen zusammengeführt. Dabei wurden mehr als 3.600 typische Nahrungsmittel untersucht, darunter Fisch, Leitungswasser und Alkohol. Auch Luftproben wurden genommen und im Labor analysiert. Da mit den Lebensmittelproben aber nur rund 15 Prozent der Ernährungsrealität abgebildet werden, bleiben die Zahlen Schätzungen, die vermutlich künftig nach oben korrigiert werden müssen.

Plastikflaschen besonders kritisch

Deutlich wurde, dass Menschen, die Wasser, Säfte, Alkohol und Co. aus Plastikflaschen trinken, deutlich stärker belastet sind. Bei ihnen dürfte die jährliche Belastung 90.000 Mikropartikel über der von Konsumenten liegen, die Plastikflaschen vermeiden. Wer nur Leitungswasser trinkt, senkt seine Belastung auf "nur noch" 4.000 Partikel pro Jahr.

Hört man dies, drängt sich der Gedanke auf, dass der halbe Körper mit Plastik belastet ist. Bislang hat die Medizin noch keine erschöpfenden Daten zu Mikroplastik gesammelt und kennt die exakten Auswirkungen auf den menschlichen Körper nicht. In der Diskussion stehen sowohl entzündliche als auch immunologische Reaktionen.