Tod von Angehörigen - wie Kinder trauern

Je nach Alter und persönlicher Reife, durchleben Kinder typische Trauerphasen

Von Dörte Rösler
21. Januar 2015

Jeder Mensch trauert anders. Auch Kinder reagieren ganz individuell, wenn ein naher Angehöriger oder Freund stirbt.

Je nach Alter und persönlicher Reife gibt es jedoch typische Trauerphasen, in denen Erwachsene auf unterschiedliche Weise unterstützen können. Am wichtigsten: das Verhalten des Kindes beobachten und offen miteinander sprechen.

Kleine Kinder - große Gefühle

In den ersten beiden Lebensjahren können Kinder den Verlust eines Angehörigen noch nicht begreifen. Sie nehmen aber die Gefühle anderer wahr - und beziehen diese in aller Regel auf sich selbst.

Eltern sollten deshalb deutlich machen, dass ihr Kind nicht die Ursache der Trauer ist. Wichtig: manche Kinder reagieren auf das Sterben von Großeltern oder Haustieren eher neugierig. Das ist kein Zeichen für Gefühlskälte. Kleinkinder verstehen noch nicht, welche Tragweite der Tod hat.

Neugier im Kindergartenalter

Kinder zwischen zwei und fünf Jahren sind Forscher. Um Themen wie Tod und Krankheit zu verstehen, fragen sie deshalb viel nach. Wenn sie schon einmal eine Beerdigung miterlebt haben, spielen sie das Ritual auch oft mit toten Insekten oder Kuscheltieren nach.

Dass der Tod nicht umkehrbar ist, begreifen Vierjährige aber noch nicht. Viele glauben, dass Oma oder Opa nach einer Weile zurückkommen.

Selbstbewusste Vorschulkinder

Im Vorschulalter machen Kinder rasche kognitive Fortschritte. Sie entwickeln immer mehr Fähigkeiten und werden dadurch auch um Umgang mit anderen Menschen selbstbewusster.

Gerade dieses Bewusstsein ihrer eigenen Identität lässt sie aber auch die Gefühle anderer stärker nachempfinden. Sie machen sich Gedanken, wie es dem Toten jetzt geht.

In magischer Selbstüberschätzung können sie sich für den Tod des Angehörigen verantwortlich fühlen, etwa wenn sie schlecht über ihn gedacht haben.

Magische Grundschulzeit

Grundschüler können de Zusammenhänge zwischen

  • Alter
  • Krankheit und
  • Sterben immer besser verstehen.

Dennoch neigen auch sie zum magischen Denken: Oft stellen sie sich den Tod als

  • Gespenst
  • Monster oder
  • Hexe vor, die sie mit ihren Gedanken besiegen können.

Pubertät - der Sinn des Lebens

Ungefähr ab zwölf Jahren begreifen Kinder, dass auch sie sterben werden. Das führt zu tiefen Fragen über ihre Haltung zum Leben oder den allgemeinen Sinn des Lebens.

Wenn die Erwachsenen ganz offen über ihre Gefühle sprechen, kann die Trauerphase auch für Jugendliche eine gesunde Reifung anstoßen. Verdrängen Eltern ihre Trauer, suchen Teenager ebenfalls nach Ablenkung. Ein Muster, dass sich im Umgang mit anderen belastenden Gefühlen fortsetzen kann.