Walhai-Boom vor der mexikanischen Küste - neue Regeln für Touristen

Ein strenger Verhaltenskodex auf dem Meer soll die Tierwelt vor aufdringlichen Besuchern schützen

Von Dörte Rösler
14. April 2015

Die mexikanische Halbinsel Cancún gilt bei Tauchern als magisches Revier. An den Korallenriffen vor der Küste schwimmen Tausende von Fischen direkt an der Taucherbrille vorbei.

Zwischen Mai und September lockt eine weitere Attraktion aufs Meer: Wenn die Planktonmassen an die Oberfläche treiben, kommen die Walhaie. Bis zu 450 Tiere haben Biologen an einem Tag gezählt. Die sanften Riesen sind zum Touristenmagneten geworden - und geraten dadurch zunehmend in Gefahr.

Neue Jobs durch Hai-Tourismus

Walhaie können bis zu 16 Meter lang werden und sind damit die größten Fische der Welt. Wegen der markanten Punkte auf ihrem Rücken nennen die Mexikaner sie auch "Domino". Noch vor zehn Jahren tauchten die friedlichen Plankton-Sauger vor Cancún nur vereinzelt auf. Nur wenige Boote fuhren zu ihren Fressplätzen hinaus. Jetzt springen täglich bis zu 2300 Touristen vor der

ins Wasser. 750 neue Arbeitsplätze sind durch das Walhai-Watching entstanden. Wo die Walhaie schwimmen, lässt sich schon von weitem an den herausragenden Schwanz- und Rückenflossen erkennen. Eine Gefahr für Schwimmer besteht bei dem gemeinsamen Bad nicht: die Haie sind gutmütig.

Werden die Besucher jedoch zu zahlreich, unterbrechen die Tiere ihre Nahrungsaufnahme und tauchen ab. Biologen fürchten deshalb, dass der Tourismus den Bestand der Walhaie gefährden könnte. Gleiches gilt für Mantarochen.

Weniger Lizenzen für Touristenboote

Die Behörden stecken im klassischen Dilemma: sie verfügen über eine natürliche Attraktion, mit der sie Touristen in ihre Region locken können. Werden es zu viele Besucher, nehmen die Tiere jedoch Schaden.

Ein weiterer Faktor in den Überlegungen sind die Fischer. Sie haben kein Interesse die Walhaie zu fangen, vielmehr dienen die Meeresgiganten ihnen als Orientierung. Denn wo die Walhaie das Plankton ansaugen, tummeln sich auch große Mengen an anderen Fischen. Je mehr Gäste den Walhaien auf die Pelle rücken, desto weniger Einnahmen haben die Fischer. Viele haben ihr Geschäftsmodell deshalb geändert und fahren selbst Touristen aufs Meer.

Um diesen Trend zu stoppen, überlegen die Behörden nun, die Lizenzen für Touristen zu begrenzen. Außerdem soll ein strenger Verhaltenskodex auf dem Meer die Tiere vor allzu aufdringlichen Besuchern schützen.