Rote Liste - 30 Prozent der Arten in Nord- und Ostsee sind gefährdet

Von Ralph Bauer
14. Mai 2014

In der Nord- und Ostsee droht ein gewaltiges Artensterben. Nach einer Untersuchung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) stehen 30 Prozent der dort lebenden Tiere und Pflanzen auf der Roten Liste.

Damit sei die Situation in den Meeren kaum besser als im Binnenland. "Die Situation der Knorpelfische wie Dornhai und Glattrochen ist kritisch und hat sich weiter verschärft", sagte BfN-Präsidentin Peate Jessel bei der Vorstellung der vierten Auflage der Roten Liste. Nur 31 Prozent der Arten in Nord- und Ostsee könnten nach dem derzeitigen Kenntnisstand noch als ungefährdet gelten, auf dem Land sind es noch 38 Prozent.

Ursachen für das Artensterben in Nord- und Ostsee

Hauptursache für den Rückgang sei die nach wie vor viel zu hohe Fischereiintensität mit Grundschleppnetzen, die selbst in den Meeresschutzgebieten weitgehend unreguliert stattfindet. Zusätzlich würden die am Meeresgrund vorkommenden Organismen wie Schwämme und Muscheln oder die Lebensgemeinschaften der Sandkorallenriffe beeinträchtigt.

Die Nährstoffeinträge mit anschließenden Mikroalgenblüten verringerten zudem den Lichteinfall in größere Tiefen und erhöthen die Schwebstofffracht im Wasser, was vielen Großalgen zu schaffen macht und den wirbellosen Tierarten, die ihre Nahrung aus dem Wasser filtrieren. Schließlich zerstörten auch Abbau- und Baggerarbeiten den Lebensraum fest sitzender Arten schlagartig.

Die aktuelle Rote Liste ist die bisher umfassendste nationale Gefährdungsanalyse für Meeresorganismen. Sie entstand in sechsjähriger Arbeit und beruht auf den Analyseergebnissen für gut 1.700 Arten. Von den 94 untersuchten Fischarten stehen 22 auf der Roten Liste, vier weitere auf der sogenannten Vorwarnliste. Für 21 Arten liegen nicht genug Daten für eine sichere Einordnung vor.