Streetwork: Merkmale, Ziele und Aufgaben des Streetworkers

Während des Aufwachsens gibt es für die Jugend vor allem in Ballungszentren viele Konfliktfelder. So kann schnell mit Drogen in Kontakt gekommen oder der Anschluss in der Schule verloren werden. Der einzige Weg, diese Jugendlichen dann noch wirklich zu erreichen, ist häufig nur über einen Streetworker Dieser kann aber auch in anderen Bereichen wichtige Arbeit leisten. Informieren Sie sich über die Aufgaben und Arbeitsbereiche eines Streetworkers.

Britta Josten
Von Britta Josten

Streetwork - Merkmale und Aufgaben

Bei Streetwork - auch Straßensozialarbeit genannt - handelt es sich um einen Bereich der sozialen Arbeit. Ziel ist die Unterstützung problematischer Gruppen, die keine Hilfe mehr von herkömmlichen Einrichtungen erhalten können bzw. diese nicht annehmen.

Die Arbeit des Streetworkers wird in der Regel von diplomierten Sozialarbeitern erledigt. Sie unternehmen Annäherungsversuche, um den erwähnten Gruppen die nötige Hilfe zu bieten. Bei diesen kann es sich etwa um

handeln. Grundlegende Elemente des Streetworks sind der Kontaktaufbau zu den genannten Zielgruppen sowie die Beziehungsarbeit. Damit diese die Hilfe überhaupt annehmen können, ist Vertrauen mit das wichtigste Ziel. Gemeinsam soll man sich dann um eine neue Lebensperspektive kümmern, bei der die Gefährdung der eigenen Person sowie anderer Menschen ausgeschlossen, zumindest aber minimiert werden kann.

Entscheidend sind in diesem Zusammenhang Arbeitsprinzipien wie

  • Parteilichkeit
  • Freiwilligkeit
  • Vertraulichkeit
  • Niedrigschwelligkeit und
  • Lebensweltorientierung.

Streetworker leisten in Sachen Gesundheitsförderung wichtige Aufgaben. Sie begleiten beispielsweise Drogenabhängige; dabei kann die Reduktion des Konsums im Zentrum stehen. Wichtige Punkte sind zudem die Gesundheitsberatung sowie Aufklärungsarbeit.

Weitere Ziele:

  • die Durchführung von kulturellen sowie sportlichen Maßnahmen oder anderweitiger Projekte
  • die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen, wie z.B. Therapiezentren, sozialen Diensten oder Behörden
  • die Beratung in problematischen Lebenslagen
  • die Förderung von persönlichen Stärken
  • die Vertretung der Interessen von unterprivilegierten Gruppen
Schwarz-weiß Bild Jugendlicher in Kapuzenpulli hockt an Mauer, Hände in Handschellen
Schwarz-weiß Bild Jugendlicher in Kapuzenpulli hockt an Mauer, Hände in Handschellen

Der Beruf als Streetworker

Streetworker zeichnet zunächst einmal aus, dass sie über eine entsprechende Ausbildung verfügen. Hierbei handelt es sich zumeist um einen akademischen Abschluss, etwa in

  • Sozialarbeit
  • Psychologie
  • Sozialpädagogik oder
  • Soziokultur.

Dieser Abschluss macht es dem Streetworker zunächst einmal einfacher, sich die Lebenswelt der Jugendlichen zumindest auf theoretischer Ebene zu erschließen.

So kann beispielsweise dank des entsprechenden Fachwissens nachvollzogen werden, warum objektiv belanglose Ereignisse die Jugendlichen so beschäftigen oder warum sich diese so verhalten. In der Folge fühlen sich viele Heranwachsende durch den Streetworker verstanden, was diesen als geeignete Vertrauensperson qualifiziert.

Die Schweigepflicht

Darüber hinaus ist die Arbeit als Streetworker einigen Prinzipien unterworfen. Eines der wichtigsten ist dabei die Schweigepflicht. Ein Streetworker darf deshalb ebenso wie beispielsweise ein Anwalt keine Informationen weitergeben, welche er während seiner Arbeit auf der Straße auf vertraulicher Basis erhält.

Die Jugendlichen, welche in einem solchen Fall oft mit illegalen Machenschaften in Verbindung stehen, finden so im Streetworker einen Ansprechpartner, dem man sich ohne Angst öffnen kann. Werden die persönlichen Probleme und Sorgen hingegen anderen Personen mitgeteilt, dann besteht stets die Angst, dass juristische Konsequenzen eintreten könnten.

Autoritäten sind fehl am Platz

Des Weiteren treten Streetworker aber auch nicht als eine autoritäre Instanz auf, welche der Jugend etwas vorzuschreiben versucht. Stattdessen versuchen sich die Mitarbeiter entsprechender Projekte auf die Lebenswelt der Jugendlichen einzulassen und praktische Hilfe zu leisten. Die Heranwachsenden haben hierdurch das Gefühl, dass sich wirklich um sie gekümmert wird und ihre Sorgen und Nöte nicht durch praxisferne Projekte abgespeist werden.

Damit geht ebenso einher, dass Streetworker Ratschläge und Empfehlungen zu Themen geben können, welche eigentlich tabu sind. Dies betrifft unter anderem den Umgang mit Gewalt und Drogen.

Fazit

Insgesamt ist es kein Zufall, dass Streetworker häufig das Vertrauen der Jugendlichen in Not genießen. Schließlich treten diese als Freund und nicht als eine autoritäre Instanz auf, welche fernab von der Lebenswelt der Jugend agiert.

Junge mit grauer Strickmütze trägt Skateboard auf Schulter
Junge mit grauer Strickmütze trägt Skateboard auf Schulter

Warum die soziale Arbeit auf der Straße wichtig ist

Viele fragen sich, warum es überhaupt zum Einsatz von Streetworkern in den größeren Städten Deutschlands kommt. Schließlich bestehen doch genügend andere Hilfsangebote, an welche sich die Betroffenen selbst wenden könnten. Doch warum besitzt Streetwork definitiv eine Daseinsberechtigung und was macht diese Form der sozialen Arbeit so wichtig?

Zunächst einmal richtet sich das Streetwork an alle problematischen Zielgruppen der Gesellschaft. Die meisten anderen Organisationen und Instanzen, welche sich auf soziale Probleme konzentrieren, sind nur auf ein Aufgabengebiet fokussiert. Hierdurch wird der Mensch nicht als Ganzes erfasst, wodurch komplexe Probleme zumeist nicht gelöst werden können.

So sind beispielsweise viele Drogenabhängige auch obdachlos. Setzt man nur Maßnahmen der Wohnungsbeschaffung an, wird das Drogenproblem nicht gelöst.

Letzteres, der weitere Konsum von Drogen, führt dann wiederum zu Problemen im neuen Wohnraum. Streetworker versuchen deshalb alle Probleme des einzelnen Menschen zu erfassen und erst dann geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Gesundheitliche Aspekte

Ein weiterer wichtiger Aspekt, warum die soziale Arbeit auf der Straße eine so wichtige Rolle spielt, ist die Gesundheit der Bürger. Streetworker arbeiten vor allem mit Menschen zusammen, welche durch ihr Verhalten die eigene Gesundheit oder die Gesundheit anderer gefährden. Während Prostituierte beispielsweise vor allem häufig mit Geschlechtskrankheiten und Gewalt in Kontakt kommen, kämpfen viele Angehörige der Drogenszene mit ernsthaften Erkrankungen, neuronalen Schäden oder Entzugserscheinungen.

Obdachlosen fehlt es wiederum einfach häufig an einem Mindestmaß an Grundversorgung, wodurch schon kleinere Krankheiten ernsthafte Folgen haben können. Streetworker helfen all diesen Menschen, indem direkte Maßnahmen ergriffen werden oder die Betroffenen an passende Institutionen weiterverwiesen werden.

Bindegliedfunktionen

Des Weiteren ist die Arbeit auf der Straße aber auch wichtig, da es nur so zu einer Verzahnung aller Hilfsmaßnahmen kommt. Ohne Streetworker würden andere Organisationen - beispielsweise Beratungsstellen, Behörden oder Therapiezentren - isoliert und ohne System arbeiten. Streetworker fungieren dabei als Vermittlungsglied, welches die Bedürfnisse der sozialen Problemgruppen mit den Angeboten solcher Organisationen in Einklang bringt und Kontakte herstellt.

Fazit

Letztlich ist die soziale Arbeit auf der Straße ebenso wichtig, um schnell und effizient vorgehen zu können. Sollte es nämlich wirklich einmal zu akuten Notsituationen kommen, dann ist die Handlungsfähigkeit klassischer Sozialarbeit viel zu träge. Streetworker hingegen befinden sich häufig direkt am Ort des Geschehens und können so den Menschen ohne Verzögerung helfen.

Besonders wichtig ist der Arbeitsbereich in der Drogenszene...

Streetwork in der Drogenszene

Eine langfristige Zusammenarbeit ist wichtig
Eine langfristige Zusammenarbeit ist wichtig

Streetworker beschäftigen sich mit den Problemen von Menschen niedriger Sozialschichten, welche sonst durch andersartige Hilfsprogramme kaum noch erreicht werden können. Ein ganz besonderes Arbeitsfeld der Streetworker ist in diesem Zusammenhang die Drogenszene. Doch nach welchen Prinzipien gehen Streetworker in der Drogenszene vor und welche Konflikte treten dabei häufig auf?

Die Drogenszene ist aus vielerlei Gründen ein zentrales Arbeitsfeld der Streetworker. Dabei ist es wichtig, nach einigen zentralen Prinzipien vorzugehen, um überhaupt Erfolge verbuchen zu können.

Ein Prinzip ist dabei die längerfristige Zusammenarbeit mit den Drogensüchtigen. Da viele Konsumenten gleichzeitig auch von den jeweiligen Substanzen abhängig sind, macht ein kurzfristiger Kontakt bzw. eine einmalige Hilfestellung nur wenig Sinn. Stattdessen versuchen Streetworker, die Drogenabhängigen langfristig auf ihrem Weg zu begleiten und dabei positiv zu beeinflussen.

Konsumreduktion

Ein zweites wichtiges Prinzip betrifft die Konsumreduktion. Streetworkern geht es in der Praxis nämlich nicht immer darum, dass die Konsumenten den Drogenkonsum vollständig einstellen. Eine solche Vorgabe würde bei vielen Betroffenen in der Szene nur dazu führen, dass die Kontaktaufnahme mit Streetworkern grundsätzlich abgelehnt wird. Schließlich wollen viele Drogenabhängige ihr Laster überhaupt nicht aufgeben und sehen darin den einzigen Lebenssinn.

Statt die Zielgruppe also zum Aufgeben des Konsums zu drängen, setzen viele Streetworker primär auf andere begleitende und unterstützende Maßnahmen. So werden beispielsweise saubere Spritzen ausgegeben oder Informationen zum sicheren Gebrauch gewährt.

Durch diese Maßnahmen wird zumindest gewährleistet, dass die Abhängigen nicht noch weiteren Risiken - z.B. einer HIV-Infektion - ausgesetzt sind. Gleichzeitig gewinnen die Streetworker hierdurch auch das Vertrauen der Zielgruppe und können dann effektiver vorgehen, sobald einzelne Mitglieder doch einmal Interesse bekunden, ihre Sucht überwinden zu wollen.

Schwierigkeiten

Das Streetwork in der Drogenszene stößt allerdings auch regelmäßig an seine Grenzen. Zum einen wollen viele Betroffene wie bereits angeklungen überhaupt keine Hilfe, sondern sehen im Streetworker lediglich eine Person, welche ihnen ihre letzte Freude am Leben nehmen will. Darüber hinaus sehen sich Streetworker häufig mit Gewalt konfrontiert, welche oft in Verbindung mit den regelmäßigen Rauschzuständen der Klienten steht. Letztlich fällt es Streetworkern zumeist noch schwer, Drogenabhängige wirklich länger auf ihrem Weg zu begleiten, da aufgrund der häufigen Obdachlosigkeit der Aufenthaltsort regelmäßig gewechselt wird.