Blick in die Augen überzeugt keine Andersdenkenden: Eher wird Starrsinn gefördert

Von Nicole Freialdenhoven
7. Oktober 2013

Bislang gilt in der Psychologie der Körpersprache, dass ein direkter offener Blick in die Augen des Gesprächspartners die beste Methode ist, um denjenigen von seiner Meinung zu überzeugen. Ein Forscherteam der Universität Freiburg hat diese bekannte These nun jedoch auf den Kopf gestellt. Ihre Studie zeigte nämlich, dass die Abwehrreflexe zweiter Diskutanten nur noch gesteigert werden, wenn sie sich bei unterschiedlichen Meinungen auch noch ständig in die Augen sehen mussten.

Die Studie und ihre Ergebnisse

Für ihre Studie führten die Psychologen zwei Experimente durch, bei denen die Probanden über gesellschaftlich umstrittene Fragen wie aktive Sterbehilfe, Atomausstieg oder Frauenquote diskutieren sollten. Dabei achteten sie jedoch nicht wie bei früheren Studien auf den Sprechenden, sondern auf den, der zuhörte - dieser schaute dem Sprecher umso länger in die Auge, je mehr er mit dessen Meinung übereinstimmte. Waren sie anderer Meinung, suchten sie den Blickkontakt weitaus seltener.

Besonders interessant: Wurden die Menschen gezwungen, in die Augen des Sprechers zu schauen, dessen Meinung sie überhaupt nicht teilten, umso mehr hielten sie an ihrer eigenen Auffassung fest. Wer dagegen nur auf das Kinn des Sprechers schauen musste, ließ sich eher von anderen Menschen überzeugen. Dies sollten auch streitende Paare bedenken oder Eltern, die ihre Kinder anherrschten, sie sollen ihnen in die Augen schauen, wenn sie reden.