In der Körperhaltung eines Menschen lesen: Forschern gelingen Rückschlüsse auf das soziale Verhalten

Von Cornelia Scherpe
2. Juli 2013

Jeder Mensch sendet permanent soziale Signale an seine Umwelt. Dafür muss er nicht einmal sprechen oder sich großartig bewegen, denn auch die Körperhaltung verrät bereits sehr viel. So zeigt ein Mensch, der sehr gerade und sehr offen steht oder sitzt, eine dominante Persönlichkeit. Er strahlt ein gewisses Maß an Macht aus und wird auch selbstsicherer auftreten, egal ob bewusst oder unbewusst.

Wer dagegen eine eher geschlossene Haltung einnimmt, wirkt deutlich zurückhaltender auf seine Umwelt. Der Betreffende zeigt weniger Dominanz und schreibt sich selbst auch eine kleinere Machtposition zu. Dieses Wissen um die Körperhaltungen kann man aber nicht nur nutzen, um aus der Körpersprache des Gegenübers zu lesen.

Forscher haben herausgefunden, dass es eine klare Wechselwirkung zwischen Haltung und sozialem Verhalten gibt. Demnach kann man sich mit einer bewusst dominanten Haltung selbst Mut machen und sich im Umkehrschluss mit verschlossener Haltung auch das eigene Selbstbewusstsein drosseln. In vier Testreihen konnten Forscher zeigen, dass die bewusste Manipulation der Körperhaltung direkte soziale Effekte hat.

So neigten beispielsweise jene Menschen eher zur Unwahrheit, die die dominante Körperhaltung einnahmen. Sie nahmen sich also das Recht, in ihrem eigenen Interesse auch über geltende Normen hinaus zu handeln. Sie schummelten beispielsweise bei Spielen oder gaben "aus Versehen" zu viel gegebenes Geld nicht ehrlich zurück.

Wer in den Versuchsreihen gebeten worden war, länger in einer geschlossenen Körperhaltung zu verweilen, zeigte das gegenteilige Verhalten. Diese Probanden waren auffallend ehrlich und dies auch dann, wenn die Ehrlichkeit zu ihren Ungunsten ausfiel; etwa, da sie durch die Ehrlichkeit das Mehr an Geld wieder zurückgeben mussten.