Lügen oder ehrlich sein - was sollte man dem Partner beichten?

Bei manchen Themen in der Partnerschaft entwickeln Lügen eine gefährliche Eigendynamik

Von Dörte Rösler
6. August 2015

Kleine Flunkereien gehören zum Leben. Wollen Sie etwa ehrlich hören, dass ihre Taille schon mal schlanker war? Oder wie viel besser das Gulasch bei seiner Mutter schmeckt? Notlügen machen das Leben für beide Seiten angenehmer. Bei manchen Themen in der Partnerschaft entwickeln Lügen aber eine gefährliche Eigendynamik: wann rückt man besser mit der Wahrheit raus?

Wut und Enttäuschung - Gefühle lügen nicht

Es hat gekracht? Natürlich sollten Auseinandersetzungen nicht eskalieren. Beide Partner haben die Aufgabe, Konflikte möglichst respektvoll und konstruktiv zu lösen. Gerade Frauen neigen dabei aber zu einer ungesunden Strategie: sie verschweigen ihre wahren Gefühle - um den Partner zu schonen und die Situation zu befrieden.

Kurzfristig mag das helfen. Auf Dauer tut man sich aber keinen Gefallen damit, die eigenen Gefühle zu unterdrücken. Der Frust nagt im Inneren weiter. Emotionen wie Wut und Enttäuschung zeigen unmittelbar die eigenen Interessen an. Es ist also legitim, sie auszudrücken.

Es kommt allerdings auf das WIE an. Wer zornig ist, hat nicht das Recht, sein Gegenüber mit Vorwürfen zu überhäufen. Besser sind Ich-Botschaften:

  • wie nehme ich die Situation wahr?
  • welche Gefühle weckt das in mir?

Orgasmus vortäuschen - Garantie für schlechten Sex

"Schatz, es war wunderschön mit Dir." Wenn es stimmt, ist eine solche Wahrheit toll. Allzu oft flüstern Frauen ihrem Partner aber kleine Lügen ins Ohr, um sein Liebhaber-Ego zu tätscheln. Oder täuschen lauthals einen Orgasmus vor. Laut einer amerikanischen Studie lügen zwei von drei Frauen regelmäßig beim Sex. Bei den Männern tut es knapp jeder Dritte.

Das Problem: für den Moment erreichen beide Seiten ihr Ziel. SIE kann den unbefriedigenden Sex beenden ohne sein Ego anzukratzen, ER fühlt sich super. Durch kleine Lügen eine Kränkung zu vermeiden, ist lobenswert. Auf lange Sicht manövrieren Orgasmus-Schwindler sich aber in eine Zwickmühle. Wie soll der Sex für Sie besser werden, wenn Er gar nicht weiß, dass es etwas zu verbessern gibt?

Ehrlichkeit würde beiden Partnern hier mehr Spaß bringen. Ganz so simpel ist die Wahrheit aber auch nicht. Eine andere Studie an jungen Erwachsenen zeigt, dass der Orgasmus für Männer und Frauen eine unterschiedliche Bedeutung hat. Während der männliche Orgasmus als natürliches Ereignis angesehen wird, muss der weibliche Orgasmus erarbeitet werden - vorzugsweise vom Mann.

Bleibt der Höhepunkt für die Partnerin aus, empfinden Männer dies als persönliches Versagen: sie konnten nicht liefern, was die Frau von ihnen erwartet hat. Dabei ist der Orgasmus für Frauen gar nicht so zentral wie für Männer.

Sämtliche Umfragen belegen, dass Frauen einen Orgasmus zwar zu schätzen wissen, er ist aber nicht das zentrale Motiv, um Sex zu haben. Der Weg zur Lust könnte also für beide Seiten darin liegen, ehrlich über die persönlichen Bedürfnisse und Erwartungen zu sprechen.

Seitensprung - beichten oder nicht?

Schwieriges Thema. Auch die Wissenschaft kann hier keine klaren Empfehlungen geben. Manche Studien scheinen zu bestätigen, dass eine ehrliche Beichte die Chance für Partnerschaft erhöht. Laut einer amerikanischen Untersuchung ist die Scheidungsrate bei heimlichen Affären etwa doppelt so hoch wie bei Paaren, in denen der Fremdgänger offen gebeichtet hatte. Durch Ehrlichkeit ließen sich chronische Unsicherheit und Schuldgefühle vermeiden.

Andere Experten raten zur Güterabwägung. Ehrlichkeit diene nur dem Wohl des "Sünders", der sich auf diese Weise vom Druck entlasten möchte. Für den Betrogenen hat eine Beichte dagegen fast ausschließlich negative Folgen. Sein Vertrauen in den Partner ist durch die Offenheit erst recht erschüttert, viele Betroffene quälen sich monatelang mit Selbstzweifeln.

Wer einen Seitensprung beichtet, handelt demnach egoistisch. Bei einer längeren Affäre kann es dagegen sinnvoller sein zu beichten. So habe das Paar die Chance an sich zu arbeiten und herauszufinden, warum es überhaupt zum Fremdgehen kam.