Aggressionen im Sommer: steigende Temperaturen, steigende Temperamente?

Wir verraten, was dran ist an der Theorie, dass die Hitze Menschen aggressiver macht

Von Cornelia Scherpe
27. Juli 2015

Viele machen die Alltagsbeobachtung, dass im Sommer die Mitmenschen aggressiver wirken. Steigen die Temperaturen, wird auf den Straßen wild gehupt und Passanten sind schneller wütend. Doch ist das wirklich so? Macht Hitze den Menschen an sich aggressiver?

Der "Long hot summer effect"

Bereits seit Jahrzehnten gibt es Studien zu dieser Frage. Im englischsprachigen Raum existiert sogar der Ausdruck "Long hot summer effect", der beschreibt, dass an heißen Tagen mehr Verbrechen begangen werden.

Den "Long hot summer effect" entkräftet mancher allerdings mit dem Argument, dass an schönen Tagen einfach mehr Menschen auf den Straßen unterwegs sind. Wo mehr Leute sind, kommt es einfach häufiger zu Verbrechen. Was also stimmt jetzt?

Hitze kann Aggressionen schüren

An sich macht Hitze nicht per se jeden Menschen aggressiv, doch es stimmt, dass Aggressionen im Sommer öfter vertreten sind. Der Grund für diesen Widerspruch sind die ganz verschiedenen Gefühle, die Hitze bei einem Menschen auslösen kann.

Wer beispielsweise Urlaub hat und sich aufs Schwimmbad freut, der wird trotz 30 Grad im Schatten nicht aggressiv sein. Anders sieht es bei jemanden aus, der arbeiten muss, vielleicht nicht einmal eine Klimaanlage in der Nähe hat und pausenlos schwitzt. Man fühlt sich schmutzig, ist unkonzentriert und steht dennoch unter Leistungsdruck. Das schürt verständlicherweise Aggressionen.

Hitze erhöht das Erregungsniveau

Auf biologischer Ebene kann man allerdings auch feststellen, dass Hitze im Körper das sogenannte Erregungsniveau erhöht. Daher lässt der Organismus auch Fieber entstehen, wenn er krank ist. Durch die gesteigerte Wärme wird die Enzymaktivität erhöht und das Immunsystem arbeitet effektiver.

Sommerhitze steigert in gewisser Weise auch die körperliche und geistige Erregungsbereitschaft. Allerdings liegt es an der persönlichen Situation, ob daraus besonders schlechte oder besonders gute Laune entsteht.

Und diverse Untersuchungen zeigen auch: Über 30 Grad Celsius wird jeder wieder ruhiger. Wird es zu warm, ist es für den Körper nämlich einfach zu anstrengend, sich Aggressionen hinzugeben.