Schlagfertig und konstruktiv kommunizieren - so kontern Sie verbale Angriffe

Mit diesen Tipps behalten Sie bei einer Auseinandersetzung einen kühlen Kopf und kommen am Ende weiter

Von Dörte Rösler
13. Juli 2015

Wenn Menschen miteinander reden, geht es oft hoch her. Sie vergreifen sich im Ton, machen unsachliche und verletzende Bemerkungen. Wer diese verbalen Angriffe mit den gleichen Methoden kontert, steckt schnell in einem hitzigen Streit. Aber wie reagiere ich am besten - einfach schweigen, schlagfertig Kontra geben oder souverän die eigenen Ziele verfolgen?

"Sie sind ja völlig inkompetent!" Wer dermaßen attackiert wird, ist verständlicherweise sprachlos. Gute Antworten fallen den meisten Menschen erst später ein.

Dabei wären wir alle gern schlagfertiger: Angriffe oder Beleidigungen schwächen das Selbstwertgefühl und haben einen negativen Effekt auf das Herz-Kreislaufsystem. Mit einem verbalen Gegenschlag kann man sich entlasten. Originelle oder ironische Retourkutschen können aber auch dem eigenen Interesse schaden.

Zeit gewinnen

Die oberste Regel bei verbalen Attacken oder schwierigen Verhandlungen heißt deshalb: nicht unter Druck setzen lassen. Mit neutralen Bemerkungen wie

  • "Ach" und
  • "Meinen Sie?"

gewinnt der Angegriffene Zeit, um sich innnerlich zu sortieren. Mit einem strahlenden Lächeln kann man das Gegenüber außerdem entwaffnen.

Schlagfertig - aber richtig

Wenn man von unangenehmen Zeitgenossen angegriffen wird, würde man am liebsten gar nichts antworten. Da Schweigen als Schwäche oder Zustimmung interpretiert wird, ist der Preis für die Sprachlosigkeit aber hoch. Die Arroganz des anderen steigt nur weiter an. Gerade in emotionalen Momenten blockieren aber die Gedanken, das Gehirn liefert partout keine originelle Idee, wie der Angriff zu parieren wäre.

Statt sich unter Druck zu setzen, besonders pfiffig oder schlagfertig zu reagieren, empfehlen Psychologen einen einfachen Trick: nehmen Sie das Thema Ihres Gegenübers auf und leiten es auf ihr eigenes Ziel um. Auf die obige Beleidigung könnten sie etwa antworten:

  • "Inkompetenz ist ein interessantes Thema. Können Sie mir erklären, was Sie darunter genau verstehen?" oder
  • "Inkompetenz, hm, darüber würde ich gern in Ruhe mit Ihnen sprechen."

Eine andere Methode wäre, das Gespräch auf ein anderes Thema umzulenken: "Apropos - haben Sie schon gehört, wie begeistert der Kunde von meinen Vorschlägen war?"

Konstruktiv bleiben

Schnippische oder ironische Antworten geben dem Angegriffenen zunächst das Gefühl, er habe Oberhand behalten. Es handelt sich jedoch nur um einen Punktsieg. In der Sache erreicht man damit wenig.

Wer von vornherein auf Schlagfertigkeit und Originalität verzichtet, wirkt zwar weniger überlegen - am Ende kommt er aber oft weiter. Gerade in Stresssituationen und bei komplizierten Verhandlungen sollte man bei unangemessenen Angriffen erstmal tief durchatmen und dann wieder das eigentliche Ziel ins Auge fassen.

Wenn beispielsweise der Chef oder ein Kollege Inkompetenz unterstellt, könnte eine sachliche Antwort lauten: "Nein, das ist falsch. Hier sehen Sie, was ich geleistet habe....". Für das Ego mag dieser Konter spontan weniger befriedigend sein, aber auf diese Weise bringt man das Gespräch wieder auf ein konstruktives Gleis.

Positiv überraschen

Haben Sie tatsächlich einen Fehler gemacht? Dann sollten Sie das auch nicht leugnen. Aber niemand muss vor einem Wüterich zu Kreuze kriechen. Stattdessen könnten Sie ihn mit einem Kompliment überraschen: "Ich bewundere, wie Sie das Projekt XY durchgezogen haben. Wie haben Sie das geschafft?".

Selbst die arrogantesten Kollegen steigen dann von ihrem hohen Ross herunter. Aber Vorsicht, die Bemerkung sollte nicht ironisch aufgefasst werden können. Ironie führt in Konflikten regelmäßig zur Eskalation.