Heimliche Süchte im Alter: Senioren greifen vermehrt zu Alkohol und Medikamenten

Von Nicole Freialdenhoven
3. Dezember 2013

Die Zahl der über 60 Jahre alten Menschen mit Suchtproblemen steigt. Neuen Zahlen zufolge gilt über eine Million Senioren als tablettensüchtig und bei rund 400.000 älteren Menschen liegt ein Alkoholproblem vor.

Die Sucht verläuft dabei häufig schleichend: So löst das Feierabendbier, das früher problemlos weggesteckt wurde, im höheren Alter schneller Trunkenheit aus, weil die Leber nicht mehr so schnell arbeitet wie früher.

Bei Medikamenten, zum Beispiel Schlaftabletten, tritt schnell eine Gewöhnung ein, die zu Entzugserscheinung beim Absetzen führt.

Die Vergangenheit beeinflusst das heutige Konsumverhalten

Experten führen den Anstieg der Süchtigen unter den heute 60-65-jährigen jedoch auch auf die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zurück: Hatte die vorausgehende Generation Schmerzen noch einfach "aushalten" müssen, waren die heute 60-jährigen die ersten, die mit Tabletten für jede Art von Beschwerden aufwuchs und diese auch immer wieder konsumierte.

Auch hatte die 68er-Generation als erste Kontakt mit Drogen wie Marihuana und Aufputschmitteln, die sie heute zwangloser mit Pillen jeder Art umgehen lassen.

Der Konsum von Pillen oder Alkohol als Trost

Dazu kommt das Auseinanderbrechen der familiären Beziehungen: Fanden Senioren früher Unterstützung und Nestwärme im Kreis der Familie, sind viele heute mit ihren Ängsten vor dem Alter und der Trauer um verstorbene enge Freunde auf sich gestellt.

Eine knappe Rente trägt dazu bei, dass keine Zerstreuungen mehr genossen werden können. Vielen Senioren bleibt da nur noch der scheinbare Trost aus der Flasche oder der Pillenpackung.