Senioren auf Suche nach sozialer Nähe: Jede Woche ein Arztbesuch

Viele ältere Menschen suchen in ihrem Allgemeinmediziner eher einen guten Freund

Von Nicole Freialdenhoven
9. April 2015

Was ohnehin schon viele Menschen ahnten, belegte nun eine amerikanische Studie der University of Georgia: Senioren gehen nicht so häufig zum Arzt, weil sie ernsthaft krank wären, sondern weil sie sich einsam fühlen und soziale Nähe suchen.

Arztbesuche gegen Einsamkeit

Über Jahre hinweg wurde ein Vertrauensverhältnis zum Hausarzt aufgebaut, so dass sich ein Besuch in der Arztpraxis eher anfühlt wie der Besuch bei einem guten Freund und nicht wie bei einem Mediziner. Krankenhausaufenthalte würden hingegen eher vermieden, weil die dort tätigen Ärzte unbekannt sind.

Die Forscher befragten insgesamt 3530 Senioren in den Jahren 2008 und 2012 und erkannten so einen Zusammenhang zwischen chronischer Einsamkeit und häufigen Arztbesuchen. Hatten die Befragten gar nicht oder nur einmal angegeben, sich einsam zu fühlen, konnte zu keinem Zeitpunkt ein Anstieg der Arztbesuche festgestellt werden. Die Erklärung, dass Einsamkeit krank machen kann, ließen die Forscher mit dem Hinweis auf fehlende Krankenhausaufenthalte nicht gelten.

Alternativen aufzeigen

Sie raten Ärzten daher, ältere Patienten, die häufig zu ihnen kommen, auch nach deren Privatleben und möglicher Einsamkeit zu befragen. Im Gegensatz zu vielen chronischen Krankheiten lässt sich Einsamkeit durchaus vermeiden - und so können die Senioren dann in Zukunft vielleicht lieber einen Buchclub oder eine Turnrunde aufsuchen statt ihren Arzt.