Mittenwald hat einen berühmten Schuldner - nur leider liegt der schon unter der Erde

Von Katharina Cichosch
29. Mai 2012

Eine kleine Rechenaufgabe vorweg: Wie viel Geld erhält man vom Schuldner, wenn man diesem einen Betrag über rund 16.000 Euro geliehen hat - bei einem Zinssatz von 6 Prozent und einer Kreditlaufzeit von, Achtung, sage und schreibe 450 Jahren?

Eine Frage, die so absurd klingt, dass sie es wohl kaum jemals in ein Schulbuch mit Mathematikaufgaben schaffen würde. Und trotzdem ist diese Frage für die Gemeinde Mittenwald jetzt so aktuell wie nie. Denn der Schuldner, von dem hier die Rede ist, war kein Geringerer als der Kurfürst von Berlin, Joachim der Zweite. Der hatte sein geliehenes Darlehen von damals 400 Gulden (umgerechnet rund 16.000 Euro) niemals zurückgezahlt.

Ob nun die Berliner Haushaltskasse dafür aufkommen muss, ist zwar fraglich. Schließlich handelt es sich bei den jährlich um Zinsen anwachsenden Schulden je nach Rechenmodell um rund 700.000 bis mehrere Milliarden Euro - und die kann man eben nicht so einfach aus dem Hut zeigen. Trotzdem trifft sich der Berliner Finanzsenator Nußbaum nun mit Vertretern jener Gemeinde im Spreewald, die dem Fürsten der offiziellen, nun aufgefundene Urkunde zu Folge einst eine beträchtliche Summe Geld lieh. Gemeinsam werden dann mögliche Konsequenzen aus dem Schuldschein besprochen.