"Oma Gertrud" fand einen milden Richter: 87-jährige Schwarzfahrerin darf nach Hause

Von Ingrid Neufeld
23. Dezember 2013

Eine 87-jährige saß ausgerechnet jetzt kurz vor Weihnachten in Untersuchungshaft, weil sie 22mal schwarzgefahren ist. "Oma Gertrud" wie sie inzwischen liebevoll getauft wurde, traf jetzt auf einen milden Richter: Markus Schlosser setzte das Verfahren aus und ließ die alte Dame nach Hause gehen. Die vielen Neugierigen im Gerichtssaal applaudierten spontan.

Psychiater bescheinigte Denkstörung

Es gibt nun noch ein ergänzendes Gutachten, in dem es um die Verhandlungsfähigkeit der alten Dame geht. Erst in der letzten Woche war Oma Getrud in Haft genommen worden. Bundesweit haben viele Menschen Anteil an ihrem Fall genommen. Der Psychiater zog ihr Verhandlungsfähigkeit in Zweifel und bescheinigte ihr eine Denkstörung.

Zur Zeit obdachlos

Schon im September sollte die Verhandlung gegen Oma Getrud stattfinden, doch damals schwänzte sie den Gerichtstermin. Sie konnte danach auch nicht aufgespürt werden. Dazu befragt, erklärte sie, mal hier und mal da zu schlafen. Derzeit hat sie kein Zuhause.

Große Spendenbereitschaft

Laut ihrem Verteidiger wurde für sie ein Konto eröffnet, da sich viele Bürger spontan bereit erklärten, die 87-jährige "freizukaufen, um ihr die Haft zu ersparen". Schon früher hatte eine Boulevardzeitung eine Geldstrafe für sie übernommen.

Die Festnahme war den Beamten nicht leicht gefallen, nachdem der Richter "schweren Herzens" die Inhaftierung beschlossen hatte. Die nordrhein-westfälische Landesregierung möchte eine bundesweite Änderung der Strafgesetzgebung, nach der es auch die Möglichkeit zur gemeinnützigen Arbeit geben sollte.