Zahl der Gewalttaten sinkt - aber angehende Juristen wünschen härtere Strafen

Studienautoren fordern eine Umstrukturierung des Jurastudiums

Von Dörte Rösler
27. November 2014

Weniger Verbrechen, härtere Strafen - die Anzahl der schweren Gewaltdelikte sinkt von Jahr zu Jahr. Zugleich wächst bei künftigen Anwälten und Richtern der Wunsch nach strengeren Urteilen.

Was Jurastudenten befürworten

Laut einer Studie würde jeder dritte Jurastudent sogar die Todesstrafe befürworten. Jeder zweite findet es rechtens, wenn die Polizei einen Verdächtigen foltert, um dadurch andere Menschenleben zu retten.

Für die Untersuchung wurden seit 1989 rund 3.100 Ausbildungsanfänger befragt, wie sie das Risiko von Gewalttaten und das deutsche Strafmaß beurteilen. Demnach hatten die Studenten noch niemals so wenig Furcht, dass sie selbst oder ihre Angehörigen Opfer einer Straftat würden.

Das gestiegene Sicherheitsgefühl führt aber paradoxerweise zum Wunsch nach höheren Strafen. Während 1989 jeder dritte Jura-Anfänger die lebenslange Freiheitsstrafe abschaffen wollte, empfinden heute nur noch zwei Prozent diese Strafe als zu hart. Parallel dazu stiegt die Akzeptanz der Todesstrafe.

Umstrukturierung des Jurastudiums gefordert

Angesichts dieser Ergebnisse fordern die Studienautoren, dass im Jurastudium verstärkt Soziologie, Psychologie und Psychiatrie gelehrt werden sollten. Denn hohe Straftaten gelten gemeinhin als wenig sinnvoll, da sie weder Gewalttaten verhindern noch die Täter resozialisieren könnten.

Dass die angehenden Juristen härter strafen wollen, führen Experten unter anderem auf die Fülle an Krimis im Fernsehen zurück. Wer zur Unterhaltung Crime-Sendungen schaut, entwickle ein höheres Strafbedürfnis.