Europäische Juden sind angeblich aus dem Chasarenreich eingewandert

Eine Erbgutanalyse von über 1000 Menschen stützt die Rheinland-Theorie

Von Alexander Kirschbaum
22. Januar 2013

Ein Forscher von der Johns Hopkins University in Baltimore bestärkt die Theorie, dass die meisten europäischen Juden aus dem Mittelalterlichen Reich der Chasaren eingewandert sind.

Herkunft der ost- und mitteleuropäischen Juden

Das Chasarenreich erstreckte sich während seiner Blütezeit im 9. Jahrhundert über die gesamte südrussische Steppe zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer. Das Judentum wurde dort ab dem achten Jahrhundert zur wichtigsten Religion. Nach dem Zerfall des Staatsgebildes im Spätmittelalter haben viele Juden das Gebiet gen Westen verlassen, so lautet eine Theorie über die Herkunft der ost- und mitteleuropäischen Juden.

Studie stützt Rheinland-Theorie

Eine Erbgutanalyse von über 1000 Menschen aus jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerungsgruppen, die nicht miteinander verwandt sind, stützt diese Theorie. Demnach weist das Erbgut der meisten europäischen Juden eine große Ähnlichkeit mit den Bewohnern des Kaukasus auf.

Andere europäische Populationen weisen diese Ähnlichkeit nicht auf, was die sogenannte Rheinland-Theorie widerlegt. Diese besagt, dass viele Juden Palästina nach der islamischen Eroberung im siebten Jahrhundert gen Europa verlassen haben.

Der Forscher Eran Elhaik betont allerdings, dass sich seine Ergebnisse auf vergleichsweise wenige Erbgutanalysen stützen, für ein umfassendes Bild des geografischen Ursprungs der europäischen Juden seien aufwendigere Studien nötig.