Hormonrausch: Was die amerikanischen Riesen-Kirchen so erfolgreich macht

Von Katharina Cichosch
22. August 2012

Während viele Kirchengemeinden in Deutschland händeringend nach neuen Mitgliedern suchen, haben es die amerikanischen Nachbarn da schon wesentlich besser: In manch einer Gemeinde warten gleich mehrere tausend Menschen gespannt auf den Beginn eines jeden Gottesdienstes. Manchmal ist die Anhängerschaft gar so groß, dass die Gemeinden in riesige Sporthallen oder gar Stadien ausweichen müssen. Und auch während des Gottesdienstes ist alles ein bisschen anders: Mitreißende Stimmung, lautstarker Gesang und flammende Predigten machen den Besuch in der Kirche, beispielsweise für Baptisten oder Anhänger der evangelischen Freikirchen, zu einem wahren Vergnügen.

Genau hier aber könnte das Geheimnis für den Erfolg der riesigen Kirchengemeinden liegen, wie ein amerikanischer Soziologe jetzt erklärt. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, haben sich James Wellmann und sein Forscherteam von der University of Washington in Seattle aufgemacht, um dem Mechanismus hinter den Begeisterungsstürmen zu entdecken. Dafür wählten sie stellvertretend zwölf der sogenannten Mega-Kirchen aus, beobachteten Gottesdienste und sprachen mit Gemeindemitgliedern.

Ausgemacht haben die Soziologen dabei einerseits eine verbindende Atmosphäre der Gemeinschaft, die ähnlich einem Hormonrausch wirke. Gleichzeitig aber sind die besuchten Kirchengemeinden klar hierarchisch strukturiert, mit einem charismatischen "Leader" am Altar - auch dieses Element dürfte helfen, die Gläubigen weiter an ihre Kirche zu binden. Nicht zuletzt spielen den Wissenschaftlern zu Folge auch die konservativen Wertvorstellungen innerhalb der Kirchengemeinde eine Rolle, die den Mitgliedern einen klaren Kompass für ihr Leben vermitteln.