Pastor benimmt sich unangemessen nach Kirchenaustritt

Was haltet ihr von folgedem Szenarium: Ich bin protestantisch getauft und konfirmiert. Als junger Mensch war ich sogar freiwillig in der Kirche aktiv, bin aber aus privaten Gründen aus der Kirche ausgetreten. Da mein Vater sich weigerte, meine Ausbildungswünsche finanziell zu unterstützen, war auch der finanzielle Aspekt mit maßgebend. Als mein Gemeindepastor davon erfahren hatte, ging es los. Wenn er mich auf der Straße sah, guckte er betont weg. Als ich danach noch einmal meiner Mutter zuliebe beim Familiengottesdienst war, hat selbiger Pastor mir auf dem anschließenden Erntedankmarkt die Früchte aus der Hand gerissen, die ich kaufen wollte! Ich finde so ein Verhalten für einen Pastor völlig unangemessen. Es wurde von ihm nie hinterfragt, welche Gründe ich für meinen Kirchenaustritt hatte. Ich hatte richtig das Gefühl, jetzt machst Du hier nichts mehr umsonst und bezahlst auch nichts mehr, jetzt bist Du hier kein Mensch mehr! Natürlich hatte ich damals nicht erwartet, daß er sich über meinen Kirchenaustritt freut, aber ich hatte insgeheim die Hoffnung gehabt, daß er das Gespräch sucht und sich nicht so kindisch benimmt! Was sagt ihr dazu?

Antworten (25)
@Thomasus

Ich würde einen 48 Jahre alten Mann nicht mehr als Jugendlichen bezeichnen. Ich nehme an, auch Ralf wird schon seine ganz speziellen Kindheitserinnerungen haben. Freuen wir uns an seinen positiven Begegnungen mit der Kirche, so soll es ja auch eigentlich sein, oder?

@Santiano

Manchmal habe ich eben keine Lust zum streiten. Die Jugend, die mit den Fake's im Internet aufgewachsen ist, kann mit solchen Geschichten wie Kindheitserinnerungen sowieso nichts anfangen.
LG Thomasius

@Ralf

Ich finde es grooßartig, daß Du in der Kirche so positive Erlebnisse hattest. Trotzdem mußt Du es ertragen können, daß man die Kirche kritisiert und daß dort nicht nur imme alles gut und schön ist! @Thomasius: Warum nimmst Du Dich plötzlich in Deiner Kritik zurück? Das mußt Du nicht, da Du ja auch aus de eigenen Leben über negetive Erlebnisse in der Kirche berichten kannst! Nicht jeder Geistliche ist ein gütiger Mensch, manche halten sich wohl tatsächlich irrtümlicherweise für den verlängerten Arm Gottes! So ist das nunmal, zu Glück gibt es auch sehr liberale und lebensnahe Pastoren.

@Ralf

Der Eindruck täuscht. Der Blick in meine Vergangenheit sollte nicht die Kirchen kritisieren, sondern nur den Wandel in der Kindererziehung aufzeigen.
Alte Männer sind leider zu oft mit den Gedanken in alten Zeiten.
LG Thomasius

So jung bin ich auch nicht mehr (Jahrgang 68). Ich war als Protestant auf einem katholischen Kindergarten und auf einer katholischen Schule. Aber so was habe ich nicht erlebt! Und in unserer evangelischen Kirchengemeinde erstrecht nicht. Wir hatten aber auch immer Glück mit unseren Pastoren. Es gibt überall solche und solche. Deshalb bitte nicht wegen Eurer Erlebnisse auf die ganze Kirche bzw. die ganze Christenheit schließen.
Bei Thomasius klingt es so, als wäre das selbstverständlich – so ist die Kirche halt. Auch wenn er es nicht so gemeint hat – es klingt so!

@Thomasius

Ich habe keinerlei Schwierigkeiten, Deinen Ausführungen Glauben zu schenken. Selbst ich hatte Ende der 60er-Jahre in meinem allerersten Schuljahr noch die zweifelhafte Begegnung mit einer etwas ältlichen Lehrerin, die anscheinend auch noch der Vergangenheit nachtrauerte und sich ab und zu nochmal dazu hinreißen ließ, zumindest kleine Klapse auf die Hände ihrer kleinen Schützlinge zu geben! Die Eltern dieser Generation haben nicht mal laut aufgeschrien oder protestiert, entsprangen sie zum größten Teil doch noch der Generation, die in der Schule regelmäßig gezüchtigt wurden! Aber dieser Spuk hatte zum Glück schnell ein Ende, denn besagte Dame hat sich ihr Tun noch abgewöhnt, bevor sie in den Ruhestand ging!

Hmmm!

Auch ich schwöre die Wahrheit zu sagen!
Leider scheint sich das "finstere Mittelalter" in engen Gebirgstälern etwas länger gehalten zu haben und daher waren die Methoden der Kindererziehung etwas unzeitgemäß.
Nicht nur der Herr Pfarrer hatt's getan, sondern auch einige ältere Lehrpersonen, die noch viel Nationalsozialismus im Blut hatten.
Ob diese Züchtigungen offiziell erlaubt waren oder nicht, weiß ich leider nicht. Für uns Kinder war es jedenfalls nicht ratsam, darüber Auskunft zu begehren.
Thomasius

@Ralf

Meine Erlebnisse sind real und haben Ende des 20. Jahrhunderts tatsächlich stattgefunden! Vielleicht klingt es für Deine Ohren unglaubwürdig, ich schwöre Dir, daß ich es so erlebt habe. Wenn Thomasius von seinen überaus mittelalterlichen Erlebnissen im Religionsunterricht erzählt, so kann ich das auch kaum glauben, aber zu seiner Jugendzeit gehörte Gewalt im Unterricht sicher noch zum Alltag! Ich nehme mal an, daß Du noch sehr jung bist, und Dir das garnicht vorstellen kannst!

An alle

Wir schreiben das Jahr 2016 n.Chr.
Wo seid Ihr denn mittlerweile angekommen?

@Santiano

Theoretisch sollten Geborgenheit und Liebe in einer Glaubensgemeinschaft einen wichtigen Platz einnehmen.
Leider ist die strenge Priesterschaft nie ganz zufrieden mit dem gemeinen Volke. Sünden wohin das Auge schaut und daher bleibt es nicht aus, daß etwas Druck aufgebaut wird, um dem Teufel keinen Schwung zu lassen.
Auch die Abweichler müßen ständig im Zaum gehalten werden. Der 30-jährige Krieg mit euch Protestanten ist ein schönes Beispiel dafür, wie schnell aus einem Disput eine Katastrophe werden kann.
Religion und Krieg gehören doch irgendwie zusammen, aber das ist ein zu heißes Thema für die heutige Zeit.
Thomasius

@Thomasius

Gewalt und Kirche, das paßt doch eigentlich nicht so richtig zusammen, so sehe ich es jedenfalls! Daher habe ich auch von mittelalterlichen Methoden geschrieben. Bestimmt keine schöne Erinnerung, das kann ich Dir schon nachfühlen. Für mich sollte Kirche ein Ort der Geborgenheit sein, ein Fels in der Brandung des Lebens, wo man auch auf Vergebung hoffen kann. Glaube sollte mit Freude und nicht mit Angst zu tun haben. Das ist zumindest meine Vorstellung von Religion. Ein falscher Wunsch, oder was meinst Du? Santiano

@Santanio

Warum ist das so schwer, mal eine Antwort positiv zu bewerten?
Ich hätte wenigsten ein klitzekleines Wort des Bedauerns von dir gehört, über den Katholischen Religionsunterricht.
Üblicherweise wurden die kurzen Nackenhaare mit zwei Fingern gefasst und kräftig nach oben gezogen, bis man Rotz und Wasser heulte.
Ein probates Mittel, uns Kinder spüren zu lassen, daß Schmerzen zum gottesfürchtigen Leben einfach dazugehören. Außerdem hinterlässt diese Prozedur keine oberflächlichen Spuren und konnte daher immer wieder eingesetzt werden.
Beim Gewalt-Vergleich, zwischen deinem Pastor und meinem Pfarrer, hat die Katholische Fraktion eindeutig die Nase vorn. Oder sehe ich das falsch?
Thomasius

@Thomasius

Deinen Beitrag finde ich ziemlich unsachlich und oberflächlich! Als hättest Du die Vorgeschichte garnicht richtig gelesen! Solltest Du im Religionsunterricht tatsächlich mißhandelt worden sein, waren das mittelalterliche Handlungsweisen, die in Deiner Jugend evtl. noch toleriert wurden. Heutzutage sind sie nicht mehr zeitgemäß !

@Santiano

Was hat der Pastor denn schon schlimmes gemacht? Er hat auf der Straße nicht richtig geguckt und auf dem Markt Meinungsverschiedenheiten über die Besitzverhältnisse gewisser Früchte ausgetauscht. Das war's auch schon!
Ich bin der Meinung, daß der Hirte schon mal etwas grantig sein kann, wenn ein aufmüpfiges "Schäfchen", ohne besonderen Grund die Herde verlässt.
Bei uns, bei den Katholischen, wurde eine etwas härtere Gangart gefahren.
Wir Kinder wurden im Religionsunterricht regelmäßig misshandelt, damit wir erst gar nicht auf den Gedanken kommen, die Glaubensgemeinschaft zu verlassenen.
Und siehe da, es hat funktioniert, bei mir zumindest.
Thomasius

@Santiano

Ich weiß nicht wieviel menschen mich enttäuscht haben, will mir auch nicht die mühe machen darüber nachzudenken, daß hat niemand von denen verdient, aber eins weiß ich heute ganz genau: die interessieren mich absolut nicht mehr, und ich bin sehr froh und dankbar das ich mit ihnen nichts mehr zu tun haben muß !!!
meine eigene erfahrung sagt mir das wir unsere denkweise leider nicht auf den sogenannten knopdruck ändern können, aber vielleicht helfen dir diese abschließenden worte zu dem thema deinen blickwinkel auf die vergangenheit zu ändern - ich wünsche es dir von herzen !

@Leila

Ich hatte gehofft, ich werde etwas ruhiger und weiser, wenn ich älter werde, leider klappt das noch immer nicht. Vielleicht, wenn ich wirklich eine richtig alte Oma bin, bis jetzt hardere ich so manches Mal noch mit mir. Ich merke ja auch manchmal, daß mich das auch psychisch belastet, weil ich auch zuviel an mich heranlasse.

@Santiano

Ich denke niemand kann verlangen das man menschen vergibt die einen sehr weh getan haben, so geht es mir zumindest. meine eigene erfahrung sagt mir aber auch das man diese menschen ignorieren kann, ohne das ein einziges böses wort fallen muß - das heißt JEDEN kontakt meiden!
z.b. vor einigen wochen war ich sehr verwundert als mich nach ca. 10 jahren meine ehemalige freundin angerufen hat und sich mit mir treffen wollte. ich habe ihr kurz und bündig gesagt das ich darauf keinen wert lege, damit ist für mich das thema erledigt. ich möchte jetzt wirklich nicht darauf eingehen wie und warum sie mich enttäuscht hat, daß wäre viel zu viel respekt für sie !
ich will diese sch... nicht wieder aufrühren, denn ich will nicht das es stinkt.

@Leila

Du hast durchaus nicht Unrecht, das muß ich jetzt einfach mal ohne Wiederworte zugeben! Weißt Du, dieser Pastor ist schon lange Rentner und jetzt habe ich seinen Namen plötzlich wieder als Gastprediger gelesen, da kam eben alles wieder hoch. Mein Mann sagt auch, ich lebe zuviel in der Erinnerung, recht hat er auch. Leider bin ich so ein Typ, manchen Leuten kann ich auch einfach nicht vergeben. Ich weiß, daß ich mich im Grunde selbst damit kaputt mache! Gut, wenn mal ein ernstgemeinter Rat kommt und Danke für den Denkanstoß! LG Santiano

@Santiano

Ich kann mir gut vorstellen das dir dieses forum zur vergangenheitsbewältigung nutzt, aber dafür mußt du dich doch nicht rechtfertigen. braucht nicht jeder manchmal ein ventil braucht um "dampf abzulassen"? bei dir habe ich leider das gefühl das du sehr viel "dampf abzulassen hast".
ich bin keine psychologin, aber meinst du das du mit der vergangenheit besser umgehen kannst wenn du sie immer wieder "aufrührst"? vielleicht kennst du den spruch "wenn man sch... aufrührt dann stinkt`s". ich finde es sehr schade wenn wir, dazu zähle ich mich selbst, uns zu geiseln der menschen machen welche uns in der vergangenheit verletzt haben. leider hat es die natur so eingerichtet das wir nicht von vernunft oder verstand, sondern von gefühlen geleitet werden.
es gibt situationen, die können wir nicht ändern - auch wenn es noch so schlimm ist /war - aber unsere einstellung dazu können wir ändern, und das sollten wir zumindest versuchen, sonst machen wir uns selbst kaputt.
meine eigene erfahrung sagt mir das alles leicht gesagt ist, aber vielleicht kannst du doch mal darüber nachdenken das du die vergangenheit NICHT ändern kannst, was du aus der zukunft machst liegt dagegen an dir selbst.
ich weiß, auch das ist sehr leicht gesagt, aber einen versuch sollte es zumindest wert sein.
ich wünsche dir viel glück !!!

Nachtrag

Ich war damals in der Situation, daß ich eine Ausbildung machen mußte, die ich eigentlich nicht machen wollte. Von dem bischen Gehalt sollte ich auch noch ziemlich viel Kirchensteuer bezahlen. Das konnte ich nicht mehr finanzieren, weil ich selbst nebenbei für eine zweite Ausbildung bezahlt habe! Das nur zur Klarstellung!

@Leila

Ich gebe Dir teilweise recht, ich nutze dieses Forum ein wenig zur Vergangenheitsbewältigung, aber das ist ja auch nicht verboten! Was die Anonymität betrifft, dazu ist ein solches Forum ja wohl da, sonst würde man ja seinen echten Namen und seine Adressse hinterlassen! Was jetzt diese Kirchenstory betrifft, dazu möchte ich folgendes anmerken: Ich war damals wirklich noch sehr jung und hätte vielleicht gerne darüber mit jemandem gesprochen! Wie soll ich aber jemanden ansprechen, der sich wegdreht, sobald er mich auf 100 M Abstand sieht? Ich wollte gerne eine Diskussion anregen, weil ich mich auch heute noch teilweise über die Kirche aufregen kann und wissen wollte, wie andere das so sehen. Zumindest sind meine Beiträge echt, und nicht solche Märchen, wie man teilweise im Forum der Teenagerschwangerschaften und anderswo liest!

@Santiano

Ich bin jetzt mal ungewöhnlich hart, aber je mehr beiträge ich von dir lese desto mehr bekomme ich das gefühl das du wegen deiner, sicher nicht schönen vergangenheit, in selbstmitleid versinkst und vielleicht sogar nur andere für deine schwierigkeiten verantwortlich machst.
du erwartest noch heute, nach wieviel jahren (???), das sich dieser pastor sich einer schuld bewußt ist, erwartest das er dich nach den gründen deines kirchenaustritts fragt und bezichtigst ihn außerdem als unfähigen seelsorger, aber hast du denn selbst ein gespräch mit ihm gesucht? ich denke jemanden, wie hier in der anonymität, zu beschuldigen ist sehr leicht, um nicht zu sagen unfair. DU hast ihm, bzw. der kirche den rücken gekehrt, deshalb würde mich persönlich SEINE interpretation der situation interessieren.
wie heißt es so schön: "man muß immer beide seiten hören."
ich kann mich mit dem christlichen glauben nicht anfreunden, daß heißt lange nicht das ich ihn nicht respektiere, aber ich kann gut nachvollziehen das der herr pastor von dir enttäuscht war. ich denke der finanzielle aspekt sollte lange kein grund für einen kirchenaustritt sein, denn wer von etwas überzeugt ist, egal wovon, versucht in der regel eine lösung für das problem zu finden. DU hast dich für diese lösung entschieden, daß muß akzeptiert werden! dabei fällt mir gerade ein das nicht du, sondern dein vater schuld daran ist weil er sich weigerte deine ausbildungswünsche finanziell zu unterstützen.
schuld und schlecht sind immer andere, stimmts ?

Also ehrlich gesagt, hätte ich ein größeres Echo auf meinen Beitrag erwartet und eine Diskussion geführt. Für mich zeigt dieses Beispiel, das ich in meiner Jugend am eingenen Leib erlebt habe, wie unfähig sog Seelsorger sich verhalten können! Und das alles im Namen des Herrn, ich bin mir ziemlich sicher, dieser Mann war sich auch niemals nur im geringsten einer Schuld bewußt!

@Ralf

Genauso sehe ich es auch, und ich hätte mir ein wenig seelische Unterstützung und ein Gespräch erwartet! Vielleicht hätte ich ihm ja die erste Reaktion noch verzeihen können, aber er hat dieses Benehmen konsequent durchgezogen, also war es keine spontane Fehlentscheidung, sondern auch noch lange überlegt! Am Ende habe ich mich mit meinem Kirchenaustritt nur bestätigt gefühlt!

Beruf verfehlt

Es gibt Maurer, die keine gerade Wand mauern können. Und es gibt Ärzte, die man lieber nicht aufsuchen sollte, wenn man krank ist! Und es gibt eben auch Pastoren, die scheinbar ihren Beruf verfehlt haben und sich - wie du schreibst - unangemessen verhalten. Es sind eben auch nur Menschen. Das Gespräch suchen, dich nach den Gründen für den Austritt fragen, vielleicht auch seine Entäuschung darüber kundtun, versuchen dich zurückzugewinnen - alles das hätte er eigentlich tun sollen. Spätestens wenn er dich zufällig trifft.

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