US-Strafrecht führt zu bizarren Urteilen bei Waffengebrauch

Von Dörte Rösler
22. Juli 2013

Der Freispruch für den Todesschützen von Trayvon Martin hat weltweit für Empörung gesorgt. Jetzt kommen neue Urteile ans Licht, die die Widersprüchlichkeit des amerikanischen Rechtssystems offenlegen. So bekam die Schwarze Marissa Alexander 20 Jahre Haft, weil sie einen Warnschuss in die Decke abgegeben hatte.

Die Richter sahen es in ihrem Urteil nicht als gegeben an, dass Marissa Alexander sich von ihrem als gewalttätig bekannten Ehemann bedroht gefühlt habe. Vielmehr sei sie in der betreffenden Situation wütend auf ihn gewesen - der Schuss gilt deshalb nicht als Selbstverteidigung sondern als Angriff. Der Fall zeigt, wie schnell die amerikanischen Rechtsnormen in Konkurrenz treten können. Das "Stand Your Ground"-Gesetz erlaubt die Selbstverteidigung mit der Waffe. Dazu muss der Schütze vor Gericht nur glaubhaft machen, dass er sich bedroht gefühlt hat.

Wenn die Richter diese Bedrohung nicht anerkennen, müssen sie in vielen Bundesstaaten nach der sogenannten 10-20-Life-Regelung urteilen. Der Griff zur Waffe wird danach automatisch mit 10 Jahren Haft geahndet. Sobald ein Schuss fällt, steigert sich die Strafe auf 20 Jahre - auch wenn niemand verletzt wird. Marissa Alexander wäre also möglicherweise glimpflicher davongekommen wäre, wenn sie ihren Mann nicht durch einen Schuss in die Flucht getrieben sondern gleich erschossen hätte.