Handlungsfelder und Aufgaben der Familienpolitik
Die Familie ist eine zentrale Einheit der Gesellschaft. So leistet diese nicht nur Erziehungsarbeit, sondern sorgt auch für eine Strukturierung und Vernetzung der Individuen. Die Familienpolitik, welche sich genau jener gesellschaftlichen Grundeinheit widmet, beschäftigt sich mit der Regelung und Gestaltung der familiären Rahmenbedingungen. Informieren Sie sich über die Handlungsfelder und Aufgaben der Familienpolitik.
Familienpolitik - eine Definition
Unter Familienpolitik versteht man Maßnahmen in der Politik, welche die familiären Lebensführung und den familiären Lebenszusammenhang beeinflussen. Diese Maßnahmen haben zum Ziel, die Rahmenbedingungen für Familien zu regeln und zu gestalten.
Im Zentrum stehen dabei die Verbesserung sowie Unterstützungsmöglichkeiten, die in den Bereich der Familienförderung fallen. In ihren Anfängen behandelte die Politik das Thema dabei in Anbetracht der klassischen Definition - Eltern plus Kind - heutzutage gilt das Konzept, dass dann von einer Familie gesprochen wird, sobald es Kinder gibt.
Die Familienpolitik ist auch Thema in
- der Erziehungswissenschaft
- Volkswirtschaftslehre und
- der Politikwissenschaft.
Außerdem gibt es Überschneidungen in der Bevölkerungs-, Sozial- und Frauenpolitik.
Hierzulande gibt es 156 familienpolitische Leistungen. Dabei unterscheidet man Familienlastenausgleich und Familienleistungsausgleich.
Der erste Bereich befasst sich mit der Kompensierung von Belastungen, welche man der Geburt sowie der Erziehung eines Kindes in Verbindung bringt. Im anderen Bereich wird das kompensiert, was Eltern bzw. Familien in Sachen Erziehung, Versorgung sowie Bildung der Kinder aufbringen.
Es gibt bundespolitische Vorgaben, die von den einzelnen Bundesländern durch deren eigene Leistungen, wie etwa Familiengründungsdarlehen oder Landeserziehungsgeld, ergänzen können. Auch das Ausgestalten von Ausführungsgesetzen liegt in ihrer Hand.
Die Folge ist, dass sich bundesweit unterschiedliche Regelungen finden lassen. Weitere Ausdifferenzierungen folgen durch die kommunale Familienpolitik, um auch in Gemeinden, Landkreisen und Städten bestimmte Punkte ins Zentrum zu rücken.
Beispiele
Wo diese Schwerpunkte zu finden sind, zeigt die folgende Liste. Bei dieser handelt es sich um beispielhafte Bereiche auf Bundesebene sowie auf Länder-, Kreis- und Gemeindeebene.
Zu den Themen der Familienpolitik auf Bundesebene zählen etwa:
- Elternzeit
- Kündigungsschutz für Schwangere
- Studienabschlussförderung von Alleinerziehenden im Rahmen von ALG II
- BAföG
- Elterngeld
- Ehegattensplitting
- Betreuungsgeld
- Kindergeld und Freibetrag
Die Familienpolitik auf Länder-, Kreis- und Gemeindeebene befasst sich hingegen beispielsweise mit
- Förderung des Breitensportes
- Kinderferienaktionen
- öffentlichen Spielplätzen
- Schulen und Ganztagesbetreuungseinrichtungen
- Kindergärten und Kinderkrippen
- Zahlungen/Sachspenden für Neugeborene
Grundziele
Die Familienpolitik der BRD hat sich zunächst einmal zwei Grundziele gesetzt, welche durch die später genannten Aufgaben erreicht werden sollen. So soll die Familie einerseits durch materielle und sonstige Unterstützungen in die Lage versetzt werden, ihre sozialen Grundaufgaben zu erfüllen und gleichzeitig ihre Unabhängigkeit zu wahren. Daneben sollen Familien in Deutschland nach dem Prinzip der Chancengleichheit aufgestellt sein, was wiederum bedeutet, dass schichtspezifische Faktoren der Benachteiligung beseitigt werden sollen.
Handlungsfelder
Diese zwei Ziele sollen nun in den Handlungsfeldern der Familienpolitik verfolgt werden.
Sozialisation
Das erste Handlungsfeld wäre die Unterstützung der Sozialisation des Kindes. Hierunter ist jener Prozess zu verstehen, bei welchem das Kind in die Gesellschaft eingegliedert wird, indem das Kind alle erforderlichen Werte und Wissensinhalte vermittelt bekommt.
Dieses Handlungsfeld genießt deshalb eine große Bedeutung, da mit dem Prozess der Sozialisierung häufig auch eine Weiterführung der Schichtzugehörigkeit einhergeht. Letztere widerspricht dem Prinzip der Chancengleichheit und wird damit zum Handlungsfeld der Familienpolitik.
Erziehung
Des Weiteren stellt die Erziehungsfähigkeit der Eltern ein weiteres zentrales Handlungsfeld dar. Hierdurch soll nicht in die Autonomie der Familie eingegriffen werden. Stattdessen werden Maßnahmen der Elternbildung und Beratung als Möglichkeiten gesehen, die Gestaltungskraft der Familie zu erhöhen und die aktive Erziehungsleistung zu stärken.
Materielle Sicherheit
Letztlich gilt noch die materielle Sicherung der Familie als primäres Handlungsfeld. Familien werden dabei als gesamte und nicht isolierte ökonomische Einheiten betrachtet, deren Mitglieder sich in einem Verhältnis finanzieller Abhängigkeit oder zumindest Solidarität befinden. Folglich wird die finanzielle Hilfe und Unterstützung dem Gesamtkonstrukt Familie teil, welches dann jene Maßnahmen ergreifen soll, welche eine wirtschaftliche Sicherung bedingen.
Aufgaben
Die Aufgaben der Familienpolitik sind dagegen sehr viel konkreter, breit gestreut und nicht einfach zusammenzufassen. So reichen die Aufgaben
- von Maßnahmen des Jugendschutz
- über den Mutterschutz
- bis hin zu Unterstützungszahlungen für eine schulische oder berufliche Ausbildung.
Insgesamt ist die Familienpolitik ein komplexes Handlungsfeld, welche nur schwer all jenen Erwartungen gerecht werden kann, die seitens der Gesellschaft an diese gestellt werden. Ständige Reformen und politische Prozesse sorgen allerdings dafür, dass der Grundeinheit Familie auch in Zeiten schnellen gesellschaftlichen Wandels jene Aufmerksamkeit zukommt, welche diese verdient.