Contergan-Geschädigte können auf höhere Rente hoffen

Von Ingo Krüger
26. Februar 2013

Ein Gesetzentwurf des Bundesfamilienministeriums sieht vor, Contergan-Geschädigten eine bis zu sechsmal so hohe Rente wie bisher zuzusprechen. Der Maximalbetrag würde sich von derzeit 1152 Euro auf 6912 Euro erhöhen.

Ende Januar 2013 hatte der Koalitionsausschuss von CDU/CSU und FDP überraschend entschieden, 120 Millionen Euro im Jahr zur besseren Versorgung der Opfer zur Verfügung zu stellen. Davon sollen 90 Millionen Euro als höhere Renten ausgezahlt werden, der Rest steht für Sonderzahlungen, wie etwa Zahnersatz, bereit. Vor allem Schwerstgeschädigte sollen von den zusätzlichen Ausgaben profitieren.

Einer aktuellen Studie zufolge leiden zahlreiche Contergan-Geschädigte an bestimmten Körperteilen unter schweren Abnutzungserscheinungen, da sie gezwungen sind, fehlende Gliedmaßen zu kompensieren. Die Untersuchung zeigt zudem, dass sich in den letzten fünf Jahren diese Folgeschäden auffallend verstärkt haben. Mittlerweile müssen 85 Prozent aller Contergan-Opfer mit Schmerzen leben, die Hälfte ist pflegebedürftig, zahlreiche Befragte leiden an Depressionen.

Der Contergan-Skandal war einer der aufsehenerregendsten Arzneimittelskandale in der Bundesrepublik Deutschland und wurde in den Jahren 1961 und 1962 aufgedeckt. Das millionenfach verkaufte Beruhigungsmedikament Contergan, das den Wirkstoff Thalidomid enthielt, konnte bei der Einnahme in der frühen Schwangerschaft Schädigungen in der Wachstumsentwicklung der Föten hervorrufen. Bis Ende der 1950er Jahre wurde es gezielt als rezeptfreies Beruhigungs- und Schlafmittel für Schwangere empfohlen.

Dabei kamen weltweit etwa 5000 bis 10 000 geschädigte Kinder auf die Welt. Zudem kam es zu einer unbekannten Zahl von Totgeburten. Mitte 2012 gab der Bundesverband Contergangeschädigter auf seiner Internetseite an, dass in Deutschland noch rund 2400 Contergan-Geschädigte leben.