Nikolaus - Tradition, Bräuche und Unterschiede zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann

Sowohl der Nikolaus als auch der Weihnachtsmann bringen den Kindern zur Weihnachtszeit Geschenke; zwischen beiden gibt es jedoch deutliche Unterschiede. Neben der Geschenkegabe kommt der Nikolaustag - der 6. Dezember - mit einigen weiteren Bräuchen daher, die sich von denen in anderen Ländern stark unterscheiden können. Informieren Sie sich über die Tradition des Nikolaustags und welche Bräuche mit diesem einhergehen.

Von Jens Hirseland

Der heilige Sankt Nikolaus, Schutzpatron Russlands, Kroatiens, Serbiens und der Kaufleute und Seefahrer aus aller Welt, fasziniert auch heute noch Menschen aus aller Herren Länder und aus allen Gesellschaftsschichten. Nikolaus von Myra der griechische Bischof von Myra ist weltweit bekannt und gerade Kinder aus der ganzen Welt freuen sich auf den 6. Dezember, denn an diesem Tag wird dem Heiligen die Verehrung ausgesprochen.

Typische Nikolausbräuche

Die Bräuche zum Nikolaustag sehen oft unterschiedlich aus.

Geschenke für die Kinder

Doch in aller Welt stellen Kinder am Vorabend des Nikolaustages ihre Schuhe oder Stiefel vor die Tür und hoffen darauf, dass sie am nächsten Morgen mit Nüssen, Mandarinen, Schokolade oder sonstigen Leckereien gefüllt sind. Auch Hefeteig- und Mürbteig-Nikoläuse sind sehr beliebt in der Vorweihnachtszeit und so gedenken Kinder und auch Erwachsene jedes Jahr wieder dem gütigen Sankt Nikolaus.

Die Gehilfen des Nikolaus und weitere Bräuche

Doch nicht nur die Geschenke sind Tradition, je nach Region wartet der Nikolaus auch mit einer Rute auf. Die guten Taten der Kinder werden durch Obst und Süßigkeiten belohnt und für böse Taten gibt es Tadel; Kinder, die besonders böse waren, drohen Schläge mit der Rute.

In anderen Varianten hat der Sankt Nikolaus einen Gehilfen, der Knecht Ruprecht oder auch Krampus genannt wird und die Bestrafung der Kinder übernimmt. Das Brauchtum um den Nikolaus und seine Gehilfen wie Knecht Ruprecht ist von Region zu Region unterschiedlich.

In protestantischen Gegenden wie Nord- und Mitteldeutschland, ist Knecht Ruprecht der Begleiter des Nikolaus. In manchen Gemeinden kommt anstelle des Nikolaus auch nur Knecht Ruprecht, der eine Gegenfigur zum Nikolaus verkörpert. So ist der Nikolaus ein gütiger Himmelsbote, während Knecht Ruprecht eine drohende und strafende Funktion hat.

  • Weiter südlich, in Österreich, Ungarn, Südtirol, Norditalien, der Tschechischen Republik sowie in Teilen Kroatiens, Serbiens und Rumäniens sind es die Krampusse, die den Nikolaus begleiten und die Funktion von Knecht Ruprecht einnehmen. Sie gelten jedoch als böse und teufelsartige Geschöpfe. So erschrecken sie unartige Kinder, indem sie mit ihren Ketten rasseln. Die Krampusse gehen bereits am Vorabend des Nikolaustags um; daher bezeichnet man den 5. Dezember auch als Krampustag.
  • Ähnliche Bräuche sind das Klausentreiben im Oberallgäu sowie das Klausjagen in der Schweiz.
  • Im Berchtesgadener Land gehen zu dieser Zeit die mit Stroh bekleideten Buttmandl oder die Perchten um und veranstalten den Buttmandllauf.
  • In den Niederlanden hat der Nikolaus, der dort Sinterklaas genannt wird, ebenfalls einen Helfer: den Zwarten Piet (Schwarzer Peter). Dort reitet der Nikolaus, der einen roten Talar sowie einen Bischofsstab trägt, auf einem weißen Schimmel und bringt die Geschenke für die Kinder durch den Schornstein. Der Pakjesavond, der eigentliche Nikolausabend, findet am 5. Dezember statt.
  • Auch in Belgien sowie in verschiedenen ehemaligen niederländischen Kolonien feiert man Sinterklaas.
  • Viele Eltern sorgen dafür, dass durch einen gebuchten Nikolaus, der nach Hause kommt und den Kindern Geschenke bringt, der Nikolaustag zu einem ganz besonderen Tag wird.
  • Kinder aus aller Welt üben schon weit vor dem Nikolaustag Gedichte und Lieder, die sie zu Ehren des heiligen Sankt Nikolaus am 6. Dezember vortragen.
  • In Basel fahren am ersten Samstag im Dezember ca. 50 Harley-Fahrer als Nikolaus verkleidet durch die Straßen, um ihre geschmückten Motorräder zu präsentieren. Sie verteilen Süßigkeiten an die Kinder und sammeln Geld für eine Hilfsstiftung für kranke Kinder.
  • Anfang Dezember findet in Missen-Wilhams ein internationales Treffen von Nikoläusen statt; diese ziehen zusammen zur Pfarrkirche.

Geschenkesammeln

Beim Geschenkesammeln, auch als Heischebrauchtum bekannt, verkleiden sich Kinder als Nikoläuse und ziehen am Abend des 6. Dezembers von Haus zu Haus. Sie klingeln an der Haustür und geben den Bewohnern das Rätsel auf, wer sich denn unter der Verkleidung verbirgt. Anschließend geben diese ihnen Süßigkeiten oder etwas Geld.

Ähnlich ist der Brauch des Sunnerklauslaufens. Bei diesem laufen die verkleideten Kinder von Geschäft zu Geschäft, wo sie einen Spruch aufsagen und ebenso mit Süßigkeiten belohnt werden.

Bauernregeln

Neben den verschiedenen Bräuchen gibt es auch ein paar Bauernregeln zum Nikolaus:

  • "St. Nikolaus spült die Ufer aus."
  • "Fließt zu Nikolaus noch Birkensaft, kriegt der Winter keine Kraft."
  • "Regnet es an Nikolaus, wird der Winter streng, ein Graus. Trockener St. Nikolaus, milder Winter rund ums Haus."

Herkunft und Unterschiede zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann

Nikolaus und Weihnachtsmann werden oft ähnlich dargestellt. So sind sie meist etwas korpulente, gutmütige Männer, die einen roten Mantel tragen und einen langen weißen Bart haben.

Daher kommt es häufig vor, dass sie miteinander verwechselt werden. Dabei sind Nikolaus und Weihnachtsmann sehr unterschiedlich.

Die Herkunft des Nikolaus

Der größte Unterschied zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann ist, dass der Weihnachtsmann keinen historischen Hintergrund hat. Der heilige Nikolaus lebte dagegen wirklich.

So war Nikolaus von Myra im frühen 4. Jahrhundert im Römischen Reich Bischof in der lykischen Stadt Myra. Da Nikolaus sehr hilfsbereit und menschenfreundlich war, sprach man ihn später heilig.

Darüber hinaus werden zahlreiche Legenden mit ihm in Verbindung gebracht. Weil Nikolaus von Myra an einem 6. Dezember starb, wird er an diesem Tag gefeiert. So bringt der Nikolaus braven Kindern am Nikolaustag kleine Geschenke und Süßigkeiten. In einigen Ländern, wie zum Beispiel Russland, gilt er auch als Schutzpatron.

Das Leben des heiligen St. Nikolaus

Zurückgeführt wird der Nikolaustag auf den Todestag von Nikolaus von Myra, der zu den populärsten katholischen Heiligen zählt. Über sein Leben und Wirken ist allerdings nur wenig bekannt.

Im frühen 4. Jahrhundert war Nikolaus Bischof der Stadt Myra, dem heutigen Demre (Türkei). Seinerzeit gehörte Myra zum Römischen Reich und war ein Bischofssitz.

Die bekannten Quellen über Nikolaus gehen vor allem auf Andreas von Kreta sowie dem Mönch Johannes aus Konstantinopel zurück. Das genaue Geburtsdatum von Nikolaus von Myra ist nicht bekannt. Man vermutet, dass er zwischen 270 und 286 in der Region Lykien das Licht der Welt erblickte.

Im Alter von 19 Jahren soll er die Priesterweihe erhalten haben. Danach lebte er als Abt eines Klosters unweit von Myra.

Erzählt wird auch von einer Gefangennahme im Jahre 310 während der Christenverfolgung sowie über Folterungen. Obwohl er Sohn reicher Eltern war, verteilte er sein Vermögen unter den Armen, was auch von anderen zeitgenössischen Bischöfen wie Ambrosius von Mailand (339 - 397) berichtet wird.

Weiterhin berichten Johannes und Andreas von Kreta über die Teilnahme von Nikolaus am Konzil von Nizäa, wo er seinen Rivalen Arius geohrfeigt haben soll und deswegen vorübergehend verhaftet wurde. Bei Beendigung des Konzils erfolgte jedoch Nikolaus Rehabilitation.

Das genaue Jahr seines Todes ist nicht bekannt. So werden die Jahre 326, 345, 351 und 365 angegeben. Als Todestag gilt jedoch der 6. Dezember.

Entstehung zahlreicher Legenden

Im Jahr 1087 wurden die Gebeine des heiligen Nikolaus von italienischen Kaufleuten geraubt, die sie vor den heranrückenden Seldschuken retten wollten. Die Kaufleute überführten die Reliquien in ihre Heimatstadt Bari, wo sie bis heute in der Basilika von San Nicola ruhen.

Das Leben von Nikolaus von Myra führte zu zahlreichen Legenden. Diese Legenden waren es, die bewirkten, dass Nikolaus zu den wichtigsten Heiligen gehört. Dazu zählen

  • die Mitgiftspende
  • die Stillung eines Seesturms
  • das Stratelatenwunder
  • das Wannen- und Säuglingswunder
  • die Bekehrung eines Juden durch das Nikolausbild
  • die Bekämpfung der Diana
  • die Bestrafung und Begnadigung eines Betrügers
  • die Auferweckung der getöteten Scholaren
  • die Heimführung eines entführten Kindes oder
  • das Kornwunder.

Eine der Legenden besagt, dass der heilige Sankt Nikolaus drei zum Tode Verurteilte vor der Hinrichtung bewahrte, indem er dem Scharfrichter das Schwert aus der Hand riss. Eine weitere Sage beschreibt, wie der Bischof während einer großen Hungersnot Seeleute überzeugt Korn abzuladen und ihnen verspricht, dass sie dem Kaiser trotzdem die verlangte Menge Korn bringen würden - als die Seeleute beim Kaiser ankamen, war die Ladung wieder vollständig.

Viele weitere Sagen tummeln sich um Sankt Nikolaus und vor allem die Tatsache, dass Sankt Nikolaus immer gnädig und hilfsbereit war, fasziniert heute noch Menschen aller Religionen. Selbst in muslimischen Ländern wie der Türkei wird der heilige Sankt Nikolaus verehrt, da er auf dem Gebiet der heutigen Türkei als Bischof aktiv war, im heutigen Demre. Viele der Legenden sind auch heute wieder in Buchform erhältlich und so können Kinder an die Legende des Sankt Nikolaus detailliert herangeführt werden.

Die Herkunft des Weihnachtsmanns

Dagegen ist der Weihnachtsmann erst aus den europäischen Legenden über den Nikolaus entstanden. So brachten Einwanderer aus Europa im 17. Jahrhundert das Brauchtum über den Nikolaus nach Amerika, wo er heute Santa Claus genannt wird.

Eine wichtige Rolle spielten dabei die Niederländer. Diese nennen den Nikolaus Sint Nicolaas oder in der Kurzform Sinterklaas. So wurde im Laufe der Zeit aus dem niederländischen Sinterklaas der amerikanische Santa Claus. Das Weihnachtsfest, wie wir es heute kennen, erreichte seine Bedeutung erst ab dem 18. Jahrhundert und wurde schließlich zum Hauptgeschenktag des Jahres.

Ob die Geschenke vom Nikolaus, dem Weihnachtsmann oder dem Christkind gebracht wurden, war dabei nur von untergeordneter Bedeutung. Im Gegensatz zu einigen europäischen Ländern, unterscheidet man in den USA nicht zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann. So werden die Geschenke stets nur vom Santa Claus gebracht, der jedes Jahr am 25. Dezember die Strümpfe der Kinder mit seinen Gaben füllt.

Hierzulande können sich die Kinder darüber freuen, dass ihnen sowohl der Nikolaus am 6. Dezember als auch der Weihnachtsmann am 24. Dezember Geschenke bringen.

Dass der Weihnachtsmann international populärer wurde als der Nikolaus, liegt auch an dem Einfluss der Coca-Cola Company, die den Weihnachtsmann ab 1931 für ihre Werbekampagnen verwendete. Dabei wurde das Bild vom dicklichen alten Mann mit rotem Mantel und weißem Bart nachhaltig geprägt.

  • Otfried Preußler Brot für Myra - Die Legende vom heiligen Nikolaus, Thienemann Verlag, 2004, ISBN 3522176898
  • Lene März Das ist der heilige Nikolaus, Thienemann Verlag, 2009, ISBN 3522301757
  • Antonie Schneider Die Geschichte vom Heiligen Nikolaus, Coppenrath, Münster, 2003, ISBN 3815728452
  • Ingrid Uebe Die Geschichte von Sankt Nikolaus, Herder, Freiburg, 2009, ISBN 345170966X

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